Freitag, 12. Februar 2010

Ho Chi Minh City

Ganz anders als in Kambodscha kamen wir mit den unteschiedlichsten Menschen schnell in Kontakt. So trafen wir auf einen Hessen, der schon einige Jahre in Asien lebte. Ein intensives Gespräch entspann sich. Von Privat bis Politik wurde alles ausgetauscht und man verabschiedete sich mit besten Wünschen für seine Idee, hausgemachte Marmelade in Thailand zu vermarkten. Zum Ausklang des Abends besuchten wir ein Straßencafe, das bedeutet hier eine Ansammlung von Menschen auf niedrigen Plastestühlen, alle mit Blick zur Straße angeordnet. Gemütlich und voll. Doch unser Zögern veranlasste die Betreiber eine Ecke mit zwei Stühlen für uns freizumachen und so wurden wir Teil des für uns unbekannten Geschehens. Ausgerechnet hier kamen wir mit einer Khmerfrau ins Gepräch, die Kambodscha mehr oder weniger den Rücken gekehrt hatte und ungewöhnlicherweise Bier trank und rauchte. Binnen kürzester Zeit kannten wir ihre Lebensgeschichte, zumindest den Teil, den wir mit unserem lausigen Englisch und trotz des Verkehrslärms verstehen konnten.
Am nächsten Morgen wurden wir von der erwachenden Stadt geweckt. Mit dem entsprechenden Frühstückshunger besuchten wir eine nahegelegene fränzösische Bäckerei, Tous Les Jours, bei der wir uns mit absolut leckeren Köstlichkeiten eindeckten. Ein positives Erbe der fränzösischen Kolonialzeit. Nun konnten wir Saigon frischgestärkt erkunden. Sai Gon oder auch Saigon, wie die Franzosen es nannten, ist heute Distrikt Nr.1, die Innenstadt von Ho Chi Minh City.
Die Stadt ist überall geschmückt mit Fahnen und Spruchbändern. Man feierte gerade den 80. Geburtstag der Kommunistischen Partei, die seit Ende des Vietnamkrieges die Sozialistische Republik Vietnam als einzige regiert. Das passt sich aber in das ansonsten modern und westlich gepägte Bild sehr gut ein. Auffallend sind die vielen gepflegten und liebevoll gestalteten Grünanlagen und Parks. Auch die historischen Gebäude, wie das alte Rathaus (1901-1908 erbaut), das alte Opernhaus (1900 eröffnet) oder die neoromanische Kathedrale Notre Dame (1877-1883 erbaut) sind in einem hervorragenden Zustand. Ständig wird alles gefegt und überall sind Papierkörbe. Abwaschwasser wird an die vielen Blumenrabatten und Bäume gegossen. An vielen Stellen werden Hochhäuser gebaut und großflächig abgerissen. So kam es vor, dass wir mit unserem Reiseführer statt vor einem Kolonialbau vor einer Baugrube standen.
So schön die bereits fertigen Gebäude auch sind, die eingezogenen Gucci, Armani und Co vermitteln Beliebigkeit.Die Erfahrungen auf den Märkten waren sehr unterschiedlich. Vom großen Ben Than flüchteten wir, da man an uns ständig rumzerrte, uns anfasste und festhielt, auch wenn wir nur vorüber schlenderten. Auf anderen Märkten war kaum Handeln möglich und dann wieder wie gewohnt, große Handelsspannen. Auffallend viel qualitativ hochwertige Waren.
Ein absolutes Muss ist die Pagode des Jadekaisers, Chua Ngoc Hoang, offiziell Schildkrötenheiligtum genannt, was auch die viel zu vielen Schildkröten in einem Wasserbecken neben dem Eingang erklärt. Der Jadekaiser, dem die um 1900 von Kanton-Chinesen errichtete Pagode gewidmet ist, gilt als Wächter des Tors zum Himmel. Wir fanden dieses Kleinod nur mit der freundlichen Hilfe von Einheimischen, denn die Pagode liegt relativ unscheinbar in einem für Saigon typischen Wohnviertel. Das Heiligtum besteht aus einem Gebäude der kaum noch vorhandenen wirklich uralten Saigoner Bebauung. Der ungepflegte wirkende Zustand hängt wohl damit zusammen, dass im geschäftigen Betrieb über die Jahrhunderte niemand so recht Zeit gefunden hat. Beeindruckend die Skulpturen und Holzschnitzereien in einer Art, wie wir sie noch nie vergleichbar gesehen haben.
Fußlahm probierten wir für den Rückweg Saigons öffentlichen Nahverkehr aus. Wunderbar einfach, super billig (3000VND pro Person) in einem alten Bus mit super moderner Videoanlage. Natürlich fuhren wir erstmal in die falsche Richtung.
Das Abendessen war außergewöhnlich gut und dazu ein Saigon Grün (einheimisches Bier) mit Blick auf das Treiben der Straße. Dabei fiel uns auf, dass die Mädels hier nicht im Damensitz, wie in Kambodscha üblich auf den Mopeds sitzen und auch selten Rock tragen. Traditionell trägt Frau hier eher Hose. Und ganz traditionell ist der Ao Dai, was übersetzt langes Kleid bedeutet, tot chic ist und mit einer weiten Hose getragen wird. Und da wir schon mal bei der Mode sind. In Vietnam besteht Helmpflicht. Typisch für Asien, es gibt Helme in jeder Moderichtung. Hier trägt man Feuerwehr- oder Tropenhelme, Hüte mit Krempen oder Polokappen, mit Bärchen oder im Lederlook und das in aleen Farben und Mustern. Selbst Stahlhelmformen der verschiedensten Armeen haben wir gesichtet.

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