Montag, 14. Juni 2010

Abschied

Stefan:
Was werde ich vermissen? Die Freundlichkeit, die Diensteifrigkeit der Menschen, das unkomplizierte Herangehen an Probleme, die Natur, die Wärme, eine Menge neuer Freunde, das Essen von Pannha, Magic Tho, das sichere Fahren unserer TUK TUK-Fahrer Pannah und Mien durch diesen verrückten Verkehr, den Pool im Ausfit, den Staff vom "Mary", unsere Gemüsehändlerin am Psar Kap Koh
Was werde ich nicht vermissen? Die Unprofessionalität und Dummheit, den Dreck, den Gestank, den Lärm, den chaotischen Verkehr, die Rücksichtslosigkeit, Entwicklungshelfer, Lexuscars, die Hitze, die intensive Sonne, das ständige "TUK TUK"- oder "Motorbike"-Gerufe, Straßenküchen mit ihren Gerüchen, die meisten beliebten Khmergewürze, rumspuckende Männer, Frauen und Kinder, mehrstündige Überlandfahrten mit dem Bus und Khmervideos als Unterhaltung
Worauf freue ich mich? Auf Jahreszeiten, die Stille und die Luft unseres Waldes, unser Haus, die Fleischerei Becker in Beelitz und tschechisches Bier

Steffie:
Ich werde sicher das Lächeln der wunderschönen Menschen, das frische, ausgereifte, leckere Obst und Gemüse, warme Nächte, helle sonnige Tage, garantiert warme Dusche, auch wenn man den Kaltwasserhahn aufdreht, Außenpools, die nie kalt sind, das ungestrafte Starren und dazu noch auf Augenhöhe vermissen. Mir werden die vielen netten Menschen fehlen, die uns in diesem Jahr begegnet sind und besonders die Zeit mit meiner Schwester, Theo und Toby. Ich werde mir keine Massagen, Pedi- und Maniküren und Cocktails leisten und auch das Bier wird wohl wieder aus unserem Kühlschrank kommen.
Was wird mir noch fehlen?
- immer warme Füße
- Eisbecher wenn man Lust darauf hat
- Indisch Essen
- Dienstleistung, bei der das Wort "dienen" noch seine Bedeutung hat
Die Tuk-Tuk-Rufe, die mir hier so manches Mal auf die Nerven gingen, werde ich bestimmt vermissen, auch wenn ich gar kein Tuk-Tuk brauche. Der strukturierte und geordnete Verkehr in Deutschland wird mich beruhigen und gleichzeitig wird mich das stupide Klammern an Vorschriften genauso aufregen, wie das Chaos und die Willkür hier.
Dankbar verzichte ich auf diverse unangenehme Gerüche und den Dreck sowie den Lärm auf den Straßen. Auch eine durch Holzkohlegase verräucherte Wohnung brauche ich dann nicht mehr zu fürchten.
Ich freue mich auf unseren großen Sohn und intelligente Dispute, Telefonate mit meiner Mutter und Freunden und natürlich auf unser zu Hause, frische Waldluft und 5 flauschige Vierbeiner. Und ich weiß jetzt, dass meine "Entwicklungshilfe" vor meiner Haustür beginnt und ich meine ganze Kraft hineinstecken werde in meiner Heimat zu verändern und zu entwickeln und zu bilden.

Samstag, 5. Juni 2010

Schools out for summer

Endlich geschafft!
Dabei waren vorab noch die Termtests zu bestehen. Und natürlich gibt es auch hier nicht nur theoretische Aufgaben. In Kunst hatte die ganze Familie etwas davon und wie man sieht, sich richtig ins Zeug gelegt. Erste Ergebnisse hat Marie bereits erfahren und kann richtig stolz auf sich sein. Nur mit den Naturwissenschaften ist sie nicht zufrieden. Obwohl sie alle Gruppen der "invertibrates" benennen kann und das wo die Briten sich mit den lateinischen Bezeichnungen rumschlagen müssen, hat sie die schlechteste Bewertung seit Anfang des Schuljahres. Auf die absoluten Endergebnisse wird sie noch ein wenig warten müssen. Die werden uns, so hoffen wir, gemailt.
Der Abschiedsschmerz kam am Ende dann doch. Es wurden noch kleine Erinnerungsstücke ausgetauscht und unzählige Umarmungen und Küsse. Letzter Trost, man will sich einen Tag vor unserer Abreise nochmal im 4-D-Kino treffen und es gibt ja Internet und Facebook...

Montag, 31. Mai 2010

Ein Bad im Mekong

Kann man das? Baden in der Mutter aller Flüsse? Um das herauszufinden schifften wir uns in Phnom Penh ein. Das erste Stück führt durch den Tonle Sap, der sich hier mit dem Mekong trifft. Noch sah das Wasser wenig einladend aus und die Ufer zierte der allgegenwärtige Dreck. Wir richteten uns gemütlich an Deck ein und genossen unser Picknick und einen schönen Regenbogen. Freunde kanadischen, französischen und deutschen Ursprungs begleiteten uns, so dass angeregte Unterhaltungen die Fahrt verkürzten. Vor einem halben Jahr hatten wir schon einmal eine Bootstour gemacht, doch die Aussicht war gänzlich verändert. Die Ufer lagen weit über uns und waren zum Teil an den Böschungen herrlich begrünt. Kaum im Mekong angekommen, konnten wir viele badende Kinder beobachten und ab und an wurde eine Kuh oder ein Pferd gewaschen. Doch wir suchten eine ganz besondere Badestelle. Mitten im Fluss lag eine große Sandbank und der Mekong war hier ganz flach. Selbst Theo und seine kleine Freundin, Mailee, konnten hier gefahrlos planschen. Doch sobald man sich von der Sandbank weiter entfernte spürte man die Kraft des Stromes. Und dann gab es da noch die unbekannten kleinen "Beißerchen". Marie war die Erste, die erschrocken aufjuchzte, weil irgendwas sie in den Zeh gebissen hatte. Aber erst nachdem es auch Katrin zwickte, nahm man die Attacken ernst. Wir tippten auf Krabben, werden sie ja überall gefangen und auf den Straßen angeboten. Doch nichts konnte den spektakulären Sonnenuntergang trüben. Auch der Mekong war super warm, das Wasser klar und sauber und der Untergrund bestand aus feinem Sand, den wir als "Souvenir" mit nach Hause nahmen...

Montag, 24. Mai 2010

Dem Ende entgegen

Da Maries Schuljahr dreigeteilt ist, stehen in den kommenden 2 Wochen die 3. Termtests vor der Tür. Seit diesem Schuljahr müssen die Schüler der 7. und 8. Klassen in den Fächern Mathematik, Naturwissenschaften und Englisch Checkpointtests bestehen, die in Großbritannien ausgearbeitet und von unabhängigen Lehrern ausgewertet werden. Es wird der Unterrichtsstoff des gesamten Schuljahres abgefragt. Man könnte diese Tests mit den Vergleichsarbeiten in Deutschland vergleichen. Allerdings haben die Lehrer hier einen großen Respekt davor, da sie die Inhalte nicht kennen und der Ruf der Schule vom Abschneiden der Schüler abhängig gemacht wird. Auf jeden Fall machen sie jede Menge Druck und leider auch Ängste. Marie hat nun schon seit Tagen Bauchweh. Sie hat seitenweise Vorbereitungen geschrieben und gelernt. Man hat ihnen gesagt, wenn sie unter 70% haben, dann sind sie durchgefallen und falls sie in einem der Tests durchfallen, dann müssen sie die Klasse wiederholen. Wir sind schon sehr gespannt, ob es wirklich so heiß gegessen wird, wie es gekocht wurde. Morgen geht es los mit Mathematik, von 8.00 Uhr bis 12.00 Uhr und dann nochmal von 14.00-15.00 Uhr, bis 17.30 Uhr ist dann wieder normaler Unterricht. Am Mittwoch das Gleiche mit den Naturwissenschaften, was sich am Donnerstag für Englisch ebenfalls wiederholt. Vom 1.06.-4.06. folgen dann die Termtests in den restlichen Fächern, wobei an den ersten 2 Tagen in 3 Fächern pro Tag die Abschlussarbeiten geschrieben werden. Zum Glück verlangt man nur das Wissen des letzten Terms.
Wer weiter lesen möchte:
http://www.cie.org.uk/qualifications/academic/lowersec/checkpoint/overview

Montag, 17. Mai 2010

Wo Verträge nichts wert sind

In Vorbereitung auf die kommenden Herausforderungen hatten wir uns entschlossen, noch einmal unsere Körper zu stählen. So machten wir uns auf, unserem Fitnessstudio "Ausfit", im 9. Stock des Skyline Appartementhauses, einen Besuch abzustatten. Man freute sich sichtlich als wir kamen, war es doch für lange Zeit unser zweites zu Hause und wir gehörten zu den ersten Mitgliedern. Die Freude war allerdings etwas getrübt, da das "Ausfit" bis 31.05.2010 ausziehen muss. Richard, der Eigner, hatte zwar einen Vertrag über 5 Jahre abgeschlossen gehabt, aber man hatte ihm die Pistole auf die Brust gesetzt (zum Glück mittlerweile im übertragenen Sinne, aber nicht weniger verheerend). Die exponierte Lage, hoch über Phnom Penh, stellt eine Bedrohung der nationalen Sicherheit dar, besonders, weil man beim Sporttreiben auf die, Ende 2009 fertiggestellte, neue Villa des Premierministers Hun Sen blicken kann. Diese "Bedrohung" geriet nun im April ins Visier der Mächtigen und so muss Richard trotz gültigen Vertrages schnellstens, das heißt hier bis Ende Mai, alles räumen. Zu seinem Glück hat er bereits einen neuen Platz gefunden, trägt es mit kambodschanischer Gelassenheit und fügt in seinem Schreiben an seine Besucher ein, dass es dort kein Sicherheitsrisiko gibt. Doch schon jetzt, noch während sein Vertrag läuft, lässt der Besitzer des Appartementhauses die Dachterasse umbauen. Dieser Bereich, inklusive Schwimmbad und kleinem Fitnessstudio soll dann nur noch den Bewohnern des Hauses zur Verfügung stehen. Wie allerdings dabei die nationale Sicherheit gewahrt werden soll, wird wohl im Dunkeln bleiben.http://www.phnompenhpost.com/index.php/2010050738874/National-news/ausfit-reportedly-to-be-evicted-over-national-security-concerns.html

Freitag, 14. Mai 2010

Lang lebe der König

Gerade erleben wir ein fantastisches Feuerwerk und diesmal eins der Sonderklasse, nach alldem, was wir hier erlebt haben.
Da ihr diese Performance nicht miterleben könnt, sollt ihr wenigstens mit ein paar Hintergrundinformationen getröstet werden. Der kambodschanische König hat Geburtstag, was Marie einen freien Tag beschert und den Khmerangestellten sogar 2 und damit ein langes Wochenende. Wer jetzt an Sihanouk denkt, der hinkt der Geschichte 6 Jahre hinterher. 2004 hat sich der immer noch beliebte Sihanouk entschieden abzudanken, was im Prinzip schon ein Novum war und hat seinem politisch unbelasteten Sohn, Sihamoni auf den Thron geholfen. Er ist der einzige Monarch auf der Welt, der Tschechisch spricht, daneben auch noch Russisch, Englisch, Französisch und natürlich Khmer. Lange Jahre hat er in Prag gelebt, seine Schulausbildung erhalten und am Konservatorium Tanz studiert. Da er sich nicht so intensiv für Frauen interessiert wie sein Vater, der ihm 14 Halbgeschwister (offizielle Angabe) beschert hat, wird der Single immer noch zwischen seinen Eltern abgebildet. Die Khmer sind besorgt, da er nicht so "fleißig" ist. Mit seinen 57 Jahren heute, wird er wohl für eine klare Thronfolge auch weiterhin nicht sorgen wollen. Dafür fördert er die schönen Künste. Wessen Interesse jetzt geweckt wurde, dem empfehlen wir die königliche Website: http://www.norodomsihamoni.org/front_e.htm

Mittwoch, 12. Mai 2010

Selamat Tingal

Inzwischen sind wir wieder gut aus Indonesien zurückgekehrt. Was kann man schon erzählen, wenn man gerade 3 von über tausend Inseln besucht hat? Es ist ein sehr freundliches Land. Die Dienstbeflissenheit und der Drang helfen zu wollen ist sehr ausgeprägt. Nun ist der Tourismus eine gute, oft die einzige, Einkommensquelle und jeder möchte gern sein Geschäft machen. Viele Insulaner sprechen von klein auf zwei oder mehr Sprachen, da die einzelnen Inseln, ja oft auch die verschiedenen Täler einer Insel, unterschiedliche Sprachen haben. So muss man sich nicht wundern, wenn man in seiner Heimatsprache angesprochen wird und wir mussten uns umstellen, dass wir auch in unserer "Geheimsprache" Deutsch zu verstehen sind. Das eigentliche Indonesisch wird überall gesprochen und ist auch leicht zu erlernen. Da es als einzige Sprache in der Schule gelehrt wird, spricht die Kindergeneration nur noch Bahasa Indonesia. Ob es gut ist mag jeder selbst beurteilen. Sicher wird der Separatismus erschwert, die kulturellen Eigenheiten der einzelnen Inseln aber auch beseitigt. Kulturell sind die von uns besuchten Inseln völlig verschieden gewesen. Bali mit seiner speziellen Form des Hinduismus, wo man immer und ständig aufpassen muss, dass man nicht in eine der überall ausliegenden Opfergaben in Form von kleinen aus Gras geflochtenen Körbchen mit Blumen tritt, und Lombok mit seinem islamischen Antlitz, den allgegenwärtigen Moscheen und dem ständig "schreienden" Muizzin können unterschiedlicher nicht sein.

"Lombok Ferrari" (Chidomo), Verkehrshindernis oder Nostalgie? Überall anzutreffen.

Auch hier sieht man die Einflüsse von außen ganz deutlich und das eigentliche "Indonesische" verkommt zu Folklore auf den Handwerksmärkten. Aber was ist schon authentisch, haben wird doch behauptet, dass ein Großteil der in Kenia angebotenen Kunstprodukte aus Bali stammen soll, was man an den eindeutig afrikanisch anmutenden Formen auch glauben mag. Die Transporte aller Art sind eine echte Herausforderung für Fahrgast und Fahrer, da die Straßen eng und die Fahrzeuge alt sind. Fährlinien sollen hier schon eingestellt worden sein, da alle Fähren untergegangen waren und die Inselfluglinien haben, wenn sie denn fliegen eine große Ausfallrate. Für uns wird es glücklicherweise noch eine Menge zukünftiger Abenteuer geben. Die vulkanische Entstehungsgeschichte prägt das Landschaftsbild und lässt Nachbarinseln mystisch im Morgendunst erscheinen. Es hat schon was Außergewöhnliches, am Strand zu liegen und auf die über 3000m hoch aufragenden Vulkane zu blicken. Die Vegetation fügt den Anstrich "Exotic" hinzu. Palmen waren wir ja schon gewöhnt, aber Kaffee-, Kakao-, oder Mahagonibäume zu sehen, dass war sogar für uns etwas ganz besonderes. Und erst die vielen frischen Gewürze, wie Vanille, Muskat, riesige Zimtstangen, Nelken, Anis,... 10 Tage waren viel zu kurz. Und wer das Abenteuer scheut, der legt sich in Kuta Bali an den Strand und bewegt sich zwischen Ufergaststätten, mit den kulinarischen Spezialitäten der ganzen Welt, und Wasser hin und her, wie das 1000ende aus aller Welt machen, die im Halbstundentakt auf Bali geflogen werden. 4 Millionen sollen es jährlich sein.