Dienstag, 29. September 2009

Seeing Hands

Heute war sie mal wieder dran, die Massage. Eigentlich wollte ich mir eine pro Monat gönnen. Als erstes erhält man eine Hose und ein Oberteil. Beides erinnert mich immer an Krankenhaus, auch wenn die Sachen blau sind und das Oberteil rundum geschlossen ist. Bei dieser Art von Massage wird nicht die nackte Haut massiert. Wie der Name schon suggeriert, sind es Blinde, die diese Tätigkeit ausüben. Man kann dann noch wählen, ob mit Klimaanlage, 1 oder 2 Stunden und die Stärke. Ich entschied mich gegen die aircon, für eine Stunde und stark. Traditionell legt man sich auf eine Massageliege, Kopf nach unten. Schon seine ersten Handgriffe ließen meine alten Knochen knacken und ich fragte mich, was zum Teufel mich geritten hat "strong" zu wählen. Diese Art der Massage kommt eher einer Akkupressur gleich und sie sind absolut treffsicher. Die meisten Punkte bescherten mir eine Gänsehaut doch einige waren echt schmerzhaft. Der Masseur fängt am Kopf an, auch da wird ein Tuch benutzt, so dass keine direkt Berührung statt findet. Als nächstes gibt es ganz fiese Punkte im Schulterbereich. Dann sind die Arme bis zu den Fingerspitzen dran. Am Rücken hat er sich lange an meiner Wirbelsäule aufgehalten, um dann über den Po beide Beine bis zu den Zehenspitzen durchzukneten. Ich taumelte zwischen Gänsehaut, Genuss und Schmerz hin und her. Nach einer Stunde schwebte ich von der Liege. Jeder Muskel und Jeder Knochen saßen nun wieder an Ort und Stelle und nebenbei hat er noch alle Energiebahnen freigelegt.

Freitag, 25. September 2009

Nationalmuseum

Endlich haben wir es geschafft und das Nationalmuseum, dass direkt bei uns in der Straße liegt besichtigt. Allein schon der Eingangsbereich ist sehenswert. Fantastisch bepflanzt, unter anderem mit großen Fächerpalmen und liebevoll gestaltet mit alten und neueren Skulpturen. Darunter ein lebensecht wirkender Elefantenkopf, der derart in die Bepflanzung integriert wurde, dass man das Gefühl bekommt er bricht eben durch das Blätterwerk.
Im Inneren wird man geradezu erschlagen von der Vielzahl an Statuen und Plastiken. Das war einer der Gründe, warum ich mich bei meinem letzten Besuch 2003 hier eher gelangweilt hatte. Nach all unseren Reisen und dem was wir gelesen haben, konnte ich jetzt vieles besser einordnen. Es ist einfach unglaublich, wenn man eine Skulptur vor sich hat, deren um die Hüften geschwungenes Tuch in lebendigen Falten fällt und dann liest, dass der Steinmetz sie im 6. Jahrhundert erschaffen hat. Und das war nicht das älteste Ausstellungsstück. Filigrane Tierfiguren aus einer Zeit vor Christus gehörten mit zu den ältesten Exponaten. Manches mal hätte ich mir mehr Informationen gewünscht, zum Beispiel zu Ritualen, Bräuchen und auch zur Religion. Die Khmer waren ein sehr hochentwickeltes Kulturvolk. Allerdings kommen mir manchmal Zweifel ob der direkten Abstammung der heutigen Khmer, besonders wenn ich an Restaurants vorbeigehe, in denen die Gäste ihre Servietten, Knochen und Essensreste auf dem Boden entsorgt haben. Oder der Müll auf die Straße geworfen wird und die nächste Mauer zum Pissoire wird. Ein Erbe der Khmer Rouge???
Augenfällig sind die Parallelen zu Deutschland. Karten die zeigen, dass Kambodscha bestimmt 4mal so groß war, gehören auch hier zur Geschichte. Eine öffentliche Meinung wurde uns in Battambang durch den Forstarbeiter an der Golden Gate Bridge kundgetan, der sich über den Landdiebstahl durch die Nachbarländer ausließ. Solche Stimmen hört man auch noch in unserer Heimat, wenn sie auch langsam aussterben.

Samstag, 19. September 2009

Tagestour durch das Hinterland von Battambang


Pünktlich um 10.00Uhr stand das Tuk-Tuk abfahrbereit vor dem Hotel. Nach wenigen Metern verlässt man die Stadt und der Ausblick erhält dörflichen Charakter. Alles wirkt sauber und liebevoll gestaltet. Oft erkennt man wunderschöne Vorgärten mit farbenfrohen Blumen. Einige davon wachsen auch in unseren Gärten, wie Gladiolen oder Hibiskus. Rundherum ist es grün, Reis, Palmen...Unser erster Stopp galt der Kultur. Auf dem Prasat Banan findet sich ein alter Khmertempel, den man über 300 Stufen erreicht. Auffallend fanden wir, dass wir hier fast die einzigen Ausländer waren. Auch lebt es hier und man findet Blumen, Kakteen und Schmetterlinge.
Die Tempel hatte nicht nur der Zahn der Zeit zerstört, sondern auch die roten Khmer, die bis in die späten 90iger die Umgebung von Battamban als Rückzugsgebiet verteidigten. Immerhin konnten sie die Edelsteinquellen um Pailin ausbeuten. Der ehemalige Bürgermeister Ieng Sary wartet mittlerweile im Gefängnis auf den Beginn seines Prozesses vor dem ECCC. Hier sahen wir auch noch Schilder, die zur Waffenabgabe aufforderten.
Unser nächster Halt war eine echte Überraschung, da wir bei der Vorstellung der Tour nur die Hälfte verstanden hatten. Marie verdrehte schon die Augen, als wir auf das Gelände ge fiel uns ein Karussell, das einem Kettenkarussell glich, aber hier ritten die Kinder auf Mopeds. Für uns sah die ganze Konstruktion nicht sehr vertrauenswürdig aus. Und jedes Gefährt wurde natürlich auf typisch kambodschanische Art überladen.
Unser Ausflugsziel war keinesfalls das Wat, auch nicht der Rummel, sondern ein Baum in dem hunderte Fliegende Hunde hingen. Beeindruckend, auch die Geräusche, die sie machen. Auf unsere Frage, warum sie gerade diesen Ort gewählt haben, wurde uns erklärt, dass sie hier von den Mönchen geschützt werden. Auf das Töten eines Fliegenden Hundes steht eine Geldstrafe von 25$. Kann die nicht beglichen werden, muss man 3 Monate ins Gefängnis. So beeindruckend die Tiere für uns sind, sicher haben sie nicht nur Freunde. Bedenkt man, dass sich diese Säugetiere von Früchten ernähren, wie Papaya oder Bananen muss man nicht lange nach Gegnern suchen. Der Weg weiter führte durch viel Grün, Plantagen und auch einzelne Häuser, die im dichten Wald versteckt waren. An einer Brücke, die tatsächlich der Golden Gate Bridge ähnlich sieht, kam unser Gefährt etwas unfreiwillig zum stehen. Viel Gebastel und schließlich eine Flasche Benzin aus der einige Schritte entfernten "Tankstelle" brachten den Motor dazu weiterzuarbeiten. Die Zeit überbrückten wir mit der Erkundung der Umgebung und natürlich netten und diesmal erstaunlich offenen politischen Gesprächen mit der einheimischen Bevölkerung. Da kam doch viel Verärgerung über die langen zerstörerischen Kämpfe der Roten Khmer und die gegewärtige Grenzpolitik mit Thailand und Vietnam zum Ausdruck.
Letzter Stopp war der Bamboo-Train. In Ermangelung von Zügen, der Einzige fährt in Schrittgeschwindigkeit von Phom Penh nach Battanbang in 15 Stunden, aber einem vorhandenen Schienennetz kamen unsere einfallsreichen Khmer auf die Idee sich mit selbstgebastelten "Wagen" fortzubewegen und vor allem Waren zu transportieren. Alles begann mit langen Bambusstangen, mit denen man sich abstieß, daher der Name Bamboo-Train. Heute wird das Gefährt mit einem Bootsmotor angetrieben. Alles läßt sich in wenigen Sekunden auseinander bauen. Das ist auch notwendig, da die Strecke eingleisig ist, aber durchaus Gegenverkehr existiert. Und immerhin fährt jeden Tag ein Zug nach oder von Phnom Penh und es gibt viele von diesen Gefährten. Der Train wurde vor unseren Augen zusammengebaut. Allerdings übertreiben wir hier. Zwei Achsen auf die Schiene gelegt, darüber ein Holzgestell gesteckt, der Motor über eine Öffnung geschoben, der Keilriemen über die Motorwelle gelegt und - natürlich wunderschöne Bastteppiche auf dem Bambusgestell ausgebreitet. Wir nahmen "erster" Klasse Platz, der Motor wurde aufgetankt, angeworfen und los ging die Fahrt. Das nenne ich Eisenbahnfahren pur. Ungefähr 30cm über den Schienen, die nie gewartet auseinander driften und zentimeterweise Bruchstücke fehlen. Ein Glück, dass die kolonialen Franzosen Eisenschwellen benutzt haben. Holz wäre mit Sicherheit nicht mehr vorhanden. Das mir noch bekannte "Dum-Dum" der Reichsbahn im Ohr, kam uns diese Fahrt so vor gleichzeitig in einer Achterbahn und Geisterbahn zu sitzen und dabei die Landschaft bewundern zu können. Die Schienen krumm die Brücken baufällig und notdürftig geflickt, gleichzeitig aber eine atemberaubende Geschwindigkeit - alles weit weg von Airbag, Sicherheitsgurt und Knautschzone. Letzteres braucht man aber nicht wirklich. Das entgegenkommende Gefährt sieht man schon von weitem, alle richten ihre Fahrtgeschindigkeit darauf ein. Spannend ist allerdings die Frage, wer baut ab und wer darf weiterfahren? Ganz einfach, es wird gezählt. Da der entgegenkommende "Zug" mehr Menschen und auch noch Waren hatte, mussten wir unseren Wagen abbauen und dahinter wieder aufbauen. Danach ging die Fahrt für beide bis zum nächten Hindernis weiter.
Geschätzte 15min später sind wir im nächsten Dorf eingefahren. Hier war eine Erfrischungspause eingeplant, bevor es wieder zurück ging. Wir entdeckten allerdings erstmal die Ziegelei mit ihren altertümlichen Brennöfen. Schnell war der Kontakt zur Betreiberin hergestellt und wir erhielten eine private Führung. In einem Ofen fanden bis zu 10.000 Ziegel Platz, die unter Verwendung der Spreu vom Reis als Brennmaterial gebrannt werden. Die Ziegel werden stranggepresst und mit Draht auf Maß geschnitten. Neben den technischen Details wurden persönliche Informationen getauscht, wie Alter (sie war 45)und Anzahl der Kinder (sie hat 7, 4 Jungs und 3 Mädchen). Ihre 12jährige Tochter, die gut einen Kopf kleiner als Marie war begleitete uns und beschenkte uns mit von ihr selbstgebastelten Ringen. Zum Abschied gab es auch noch Blümchen.
Auf der Rückfahrt hatten wir unseren train nicht mehr für uns allein. Einige Dorfbewohner, davon hatte ein junger Mann schon etlichen Reiswein oder Bier oder was auch immer zu sich genommen, nutzen unseren Wagen, um nach Battambang zu reisen. Schon nach wenigen 100m gab es Gegenverkehr. Diesmal machte man sich nicht die Mühe abzubauen, sondern ließ sich vom entgegenkommenden Bambus-Train wieder zurück in den Bahnhof schieben. Dort wurde der andere "Zug" abgebaut und wir konnten die Fahrt ein weiteres Mal beginnen. Die führte dann mit nur einer Unterbrechung, bei der wir aber mehr waren, zurück zum "Ausgangsbahnhof".
Ein rundum toller Tag, der uns jede Menge Spaß gemacht hat. Der Starkregen, den wir am Abend von unserem Restaurant auf der Dachterasse des Hotels aus beobachten konnten, machte uns bewußt, welch großes Glück wir mit dem Wetter hatten.

Am nächsten Vormittag grasten wir nach einem leckeren Frühstück die umliegenden Märkte ab. Dann war es Zeit die Sachen zu packen und auszuchecken. Zu unserer großen Überraschung schenkte man uns zum Abschied 3 verschiedenfarbige Schals.
Battambang verließen wir mit einer anderen Busgesellschaft und zu einem fast doppelt so hohem Preis. Begründung für den Preisanstieg war die hohe Nachfrage, da auf Grund der endenden Feiertage sehr viele wieder die Heimreise antraten. Trotz zweier Pannen kamen wir fast pünktlich, nach 5 1/2 Stunden in Phnom Penh an.

Freitag, 18. September 2009

Battambang

Hier feiert man das Fest Pchum Ben und das bedeutet für uns verlängertes Wochenende, da Marie am Freitag schulfrei hat. Pchum Ben ist das Fest der Verstorbenen in dem deren Seelen ihre Angehörigen in 7 verschiedenen Pagoden aufsuchen und in große Trauer verfallen, wenn sie keine Gaben vorfinden. Ganz schöner Stress für die armen Khmer, müssen sie doch in so vielen Pagoden wie möglich (da sie nicht wissen in welche Pagoden die Seelen einkehren) ihr Essen bringen, das von den Mönchen gesegnet wird.
Somit machten wir uns mit einem öffentlichen Bus nach Battambang auf. Normalerweise braucht der Bus auf den gut ausgebauten Straßen 5 Stunden. Wir standen jedoch schon fast 2 Stunden im Stau, bis wir aus Phnom Penh raus waren.
Außer uns saßen noch 4 andere Ausländer im Bus, die sich aber nach dem Mittagsstopp um 2 reduzierten. Die beiden Amerikaner gingen davon aus im Bus nach Hoh Chi Minh zu sitzen und waren schockiert, als wir ihnen mitteilen mussten, dass sie die falsche Himmelsrichtung gewählt haben. Sie glaubten, es reichte aus, den Bus zu nehmen, der zur angegebenen Abfahrtszeit Phnom Penh verließ. Na gut, dem Bus waren auch nicht wirklich irgendwelche Informationen, außer der Abfahrtszeit zu entnehmen. Das Personal war mit dem Ansturm und erst recht mit der englischen Sprache überfordert. Nun gut kurz hinter Kompong Chhnang ereilten sie diese "bad news". Der Fahrer organisierte für sie eine Rückfahrmöglichkeit nach Phnom Penh, aber auf diese sollten die beiden an dieser Stelle im Nirgendwo warten. Der Fahrer wirkte sehr überzeugend, nahm sie einfach bei der Hand und führte sie ins Restaurant. Ich hoffe sie sitzen da nicht noch heute.
So um 4.00Uhr erreichten wir Battambang um auch gleich wieder auf dem Weg nach Palin zu sein. Doch auf Anfrage des anderen Pärchens, drehte der Bus mitten auf der Straße um und brachte uns zum Kreisverkehr, der zumindestens ein Richtungsschild "Zentrum" aufwies. Jetzt standen wir also irgendwo in Battambang, einer Stadt mit 300.000 Einwohnern, von denen die wir trafen keiner englisch sprach und schon gar keine Karte lesen konnte. Also mussten wir auf unser Khmer-Wissen zurück greifen und nach dem "Psah Nat", dem großen Markt fragen. Der Motoduppreis sollte 2000 Riel betragen und die Richtungsangabe stimmte mit Schild und dem Sonnenstand überein, es konnte also nicht weit sein. So liefen wir ins Ungewisse, aber nach einer weiteren Hilfe fanden wir den Markt und ein sehr gut geführtes sauberes und nettes Hotel, das Royal, Zimmer mit Fan und Sonnenutergangsbalkon für 10$/Nacht, so wie es sich für einen Kurzurlaub gehört. Auf unserem ersten Streifzug durch das Stadtzentrum bestärkte sich unser erster Eindruck, dass sich Battambang auf angenehme Weise stark von Phnom Penh unterscheidet. Die Straßen sind hier viel sauberer, alles sehr gepflegt, keine nervigen Tuk-Tuk-Fahrer, kaum Bettler und auch der Markt ist super sauber und gefliest. Marie würde noch ergänzen: hier gibt es die schönsten Sachen und total billig. Endlich auch mal passende Schuhe. Wir nehmen an, dass letzteres der Nähe zu Thailands Grenze geschuldet ist.
Noch am gleichen Abend arrangierten wir unseren Sonnabendfamilienausflug mit einem netten Tuk-Tuk-Fahrer, der ausgezeichnet englisch spricht und ein super hohes und großes Tuk-Tuk fährt. Aus den verschiedenen Angeboten wählten wir uns das Rundumpaket: Kultur, Natur und Abenteuer. 60km, 4-6 Stunden, 18$.
Und so entstehen die Geschichten, die ihr hier lest.

Dienstag, 15. September 2009

2. Geburtstag


Heute gedenken wir Maries Schutzengel, der sie vor einem Jahr vor Schlimmerem bewahrt hat. Eine "Opfergabe" ist dieses zauberhafte Kästchen.Man muss schon ganz genau hinsehen, um herauszufinden was es verbirgt und welchem Zweck es dient. Es besteht aus einem Holzrahmen, einer Marmorplatte in die viele Ying und Yang aus Perlmut und Kupfer eingelegt wurden und 2 Schubkästchen, die handgefertigte Figuren aus Marmor enthalten. Wenn man alle Figuren, die schwarzen und die weißen entnommen hat und sie auf ihre Plätze gestellt hat, kann man mit dem Schachspiel beginnen.
Den Abend verbringen wir gerade in Marys Restaurant bei uns um die Ecke. Noch sind wir über unsere Computer gebeugt, aber sobald unsere Pizza kommt werden wir den Abend nur noch genießen und bei kühlen Getränken ausklingen lassen.

Pets

Auf Wunsch einer einzelnen Dame und nach zähen Verhandlungen, haben wir uns Haustiere zugelegt. Und wie man es ja schon von uns gewöhnt ist nicht etwa nur eins, nein gleich 6 schillernde Fische schwimmen in unserem "Aquarium" auf dem Balkon.
Stefan meint es sind Guppis und 3 Pärchen. Es macht Spaß sie zu füttern, da das Futter am Anfang noch zu groß für die kleinen Mäuler wie ein Ball von ihnen vor sich her gestoßen wird. Manchmal nehmen sie es in den Mund, um es im nächsten Moment wieder auszuspucken.

Schuhergebnis


Die Schuhe sind fertig und sehen super aus. Sie mussten noch ein wenig geweitet werden, aber das hat man sofort erledigt. Leider fangen die Lederbändchen etwas zu weit vorn an, so dass wir auch hier noch eine Veränderung vornehmen lassen.

Samstag, 12. September 2009

Regen und immer wieder Regen

...zum Glück für die Reisbauern, denn der Reis ist Nassreis und muss im Wasser stehen um wachsen zu können.
Allerdings sind Teile des Landes,vor allem der Süden um Kampot überflutet und einige Menschen bereits in den Fluten umgekommen. Den betroffenen Familien hat der Ministerpräsident, der persönlich die Region besuchte, 5Millionen Riel ca. 1250$ Unterstützung gegeben. (Wollen lieber nicht wissen wo das Geld herkommt)
Wir erhielten ebenfalls Unterstützung, allerdings von den Gards aus Maries Schule und das in Form eines Regenschirms. Binnen einer halben Stunde kam so viel Wasser vom Himmel herrunter, dass es über den Boardstein schwappte und der ist hier mindestens 30cm hoch. Mir war sogar das erstemal richtig kalt.
Jedes vorbeifahrende Auto schob eine Bugwelle vor sich her. Die armen Gards hatten alle Hände voll zu tun. Jedes ankommende Kind wurde unter Schirmen so trocken wie möglich in die Schule geleitet. Die Kleinen von der Grundschule gegenüber zum Teil über die geflutete Straße getragen. Unser armes Kind war wie wir unvorbereitet in den Regen geraten und pitschenass, als wir an der Schule ankamen. Nun haben wir vorgesorgt und uns farbenfröhliche Regencapes gekauft. Allerdings war ich bereits 15min nach dem Regen wieder trocken und bald war mir auch wieder warm.
Übrigens, seid ihr schon mal Fahrrad gefahren, im Wasser, das bis an die Naben reicht?

Schuhe kaufen

Ich weiß nicht wie viele Schuhstände auf wie vielen Märkten wir durchsucht haben für ein paar Schuhe für Marie. Kompliziert ist dieses Unterfangen, weil die Schuhe den Ansprüchen einer jungen Dame und der Kleiderordnung der Schule entsprechen müssen. Sollte uns der Gott des Zufalls mal gewogen gewesen sein und beide Bedingungen waren erfüllt, gab es genau dieses Paar nicht in Maries Größe. Es war zum Haare ausraufen bis uns Katrin mit zu Beautiful Shoes nahm, ihrem Schuhmacher. Und hier wird Schuhmacher noch wörtlich genommen. Das könnte die Lösung sein, gedanklich aber wieder verworfen - Preise? Nunja, können schon mal 25$ kosten. Unglaublich!
Also fuhren wir mit Marie dorthin. Schuhe für sie selbst hergestellt, nach ihren Entwürfen und aus Leder (oft gibts die hier nur aus Kunstleder) klang verlockend. Selbst Marie war von der Idee begeistert, obwohl sie genauso wie wir erst glaubte, das können wir uns doch gar nicht leisten.
In dem Laden sind viele Modelle ausgestellt. Man kann dann noch zwischen einer enormen Anzahl verschiedener Absätze und natürlich Farben wählen. Marie fand auf Anhieb einen Schuh der ihr gefiel, wählte noch andersfarbiges Leder und legte fest wie er zu designen war. dann wurde ihr Fuß maßgenommen. Eine Woche Herstellungszeit, Preis 16$. Nun muss er nur noch passen. Übermorgen ist die Abholung und dann präsentieren wir das Ergebnis.

Dienstag, 8. September 2009

Elternversammlung

Am 5.09. fand die jährliche Elternversammlung der British International School of Phnom Penh für alle Jahrgänge 1-13 statt. Das ist an sich nichts ungewöhnliches, jedoch der Ort, das Sunway Hotel erfüllte uns mit Spannung. Vor dem Konferenzsaal "Wat Phnom II" wurde die Anwesenheit registriert und Kaffee angeboten. Hier erhielten wir einen Flyer, der einen Überblick für Maries Jahrgangsstufe bot über alle Lernziele für alle Fächer, aufgeteilt in die Trimester. Beim Studium dieser Übersicht waren wir erstaunt, wie viel sie in diesem Jahr lernen wird und bekamen große Lust mit ihr zu tauschen. Sie wird Bücher lesen wie Holes von Louis Sachal und Huckleberry Finn von Mark Twain, Säuren und Basen kennenlernen, Puppen herstellen, die Pest in England und Elizabeth die erste werden Themen des Geschichtsunterrichts sein, aber auch die Nutzung der Sonne zur Energiegewinnung werden sie behandeln. Eine große Vielfalt auf hohem Niveau. Wir sind beeindruckt und finden es hervorragend Eltern so eine Übersicht in die Hand zu geben.
Nach der Begrüßung durch die Direktorin der Schule, hier Prinzipalin, und einigen Worten zu Organisation, Aufbau und Neuerungen, stellte man uns die Ergebnisse des letzten Jahres vor. Immer im Vergleich zu Schulen Großbritaniens wurden alle Ergebnisse aller Jahrgänge und jedes Faches vorgetragen. Fazit: Die British International School of Phnom Penh schnitt überdurchschnittlich gut ab. Besonders hervor stachen Fächer wie Mathematik und Französisch. Der Fairnis halber muss man natürlich erwähnen, dass hier in den Klassen maximal 18 Schüler lernen.
Danach durften wir erfahren, dass auch diese Schule mit ähnlichen Problemen wie unsere Schulen zu kämpfen hat. Da wurde an die regelmäßige Anfertigung der Hausaufgaben appeliert, an die rechtzeitige Entschuldigung, falls das Kind die Schule nicht besuchen kann und gutes Benehmen/Kleiderordnung. Es wurde Schulschwänzerei beklagt und das unerlaubte Verlassen des Schulgeländes in Freistunden (gilt natürlich nur für Kinder mit Greencards, alle anderen kommen sowieso nicht raus). Auch wurde das Verbot von Handys angesprochen, das Problem kennen wir zumindest für die Nutzung im Unterricht. Doch hier werden sie abgenommen und können nur von den Eltern abgeholt werden. Sie betonte nochmal, dass sie nichts Fahrern, Bodygards oder Kindermädchen herausgibt, das klang jetzt wieder exotisch.
Sie scheinen wohl auch Probleme damit zu haben, dass die blauen Abholkarten, gegen die die Kinder herausgegeben werden oft kopiert werden, damit Eltern, Fahrer, Bodygard und Kindermädchen eine haben. Taucht jemand mit so einer Kopie auf, kann das Kind die Schule nicht verlassen bis die Eltern persönlich kommen und bei Verlust des Originals wird keine weitere Karte mehr ausgestellt. Sicherheit wird hier ganz groß geschrieben. Eine von der Schule organisierte ärztliche Untersuchung findet im Oktober statt.
In der Schule ist eine Krankenschwester beschäftigt, die sich um die kleinen Wehwechen kümmert. Im Falle eines Unfalls wird das Kind in die nahegelegene Nagaklinik gebracht. Mit dieser Klinik hat die Schule einen Vertrag und Behandlungen sind somit kostenfrei.
Weiterhin gibt es eine Lehrkraft, die Kinder mit Lernschwierigkeiten unterstützt.
Besonders gut hat uns gefallen, dass sich jeder Lehrer der Schule persönlich vorgestellt hat, seine Funktionen und Fächer genauso genannt hat, wie seine Ausbildung und Erfahrung und nicht selten hörten wir auch den Satz, ich bin stolz, ihre Kinder unterrichten zu dürfen. Jeder Klassenlehrer forderte seine Eltern auf sich nicht zu scheuen, ihn nach der Veranstaltung anzusprechen und bei Problemen sich jedezeit an ihn zu wenden. So haben wir jetzt ein Bild vor Augen, wenn Marie uns von ihren Lehrern und ihren Eigenarten alltäglich berichtet.

Freitag, 4. September 2009

Extraordinary Chamber in the Courts of Cambodia ECCC Außerordendtliche Kammern an den Gerichten von Kambodscha

Endlich werden die Verbrecher des Pol Pot Regimes für ihre Taten von 1975-1979 bestraft. 2003 unterzeichneten die Vereinten Nationen und die Hun-Sen-Regierung ein Abkommen, in dem u. a. folgendes vereinbart wurde: Das Gericht des geplanten Tribunals wird sich aus kambodschanischen und internationalen Richtern zusammensetzen, kambodschanisches Prozessrecht wird zur Anwendung kommen, und das Gericht wird seinen Sitz in Phnom Penh haben. Dafür wurde ein neues Gerichtsgebäude gebaut, das weit außerhalb von Phnom Penh liegt (1 Stunde mit dem Tuk-Tuk) und durch Mauern und Wachposten stark gesichert ist. Dort angekommen trägt man sich namentlich ein, Passnummer ist wünschenswert aber nicht zwingend notwendig und Handys sind abzugeben. Dann geht man durch mehrere Sicherheitsschleusen in den geräumigen und unterkühlten Zuschauerraum. Am Eingang erhält man einige Informationsblätter und der Ausländer einen Monitor mit Kopfhörern, der auf englisch, französisch oder khmer programmiert werden kann und uns schon mal auf alle Ge- und Verbote hinweist. Füe die einheimischen Zuschauer wird alles in Khmer im Saal übertragen.
Am 17.02.09 begann bereits der Prozess gegen Kaing Guek Eav (alias "Duch") und heute wollten wir an einem dieser historischen Prozeßtage teilnehmen. So nach und nach füllte sich der Zuschauerraum, hautsächlich mit Kambodschanern. Der Ausländeranteil betrug vielleicht 10%. Später erfuhren wir, dass die zivilen Kläger der Verhandlung fernblieben, um gegen die Ungleichbehandlung von Opfern und Täter zu protestieren. So war es den Anklagevertretern nicht erlaubt Fragen in der heutigen Anhörung zu stellen. In der Zeitung lasen wir später, dass sich 28 zivile Kläger zu dem Boykott entschlossen haben und stattdessen das Toul Sleng Museum und die Killing Fields im Gedenken an die Opfer aufgesucht haben.
Pünktlich um 9:00 Uhr öffnete sich der Vorhang und gab den Blick frei auf den Gerichtssaal, der hinter sicherlich schusssicheren Glasscheiben lag. Der Angeklagte saß bereits auf seinem Platz und wirkte wie ein ganz normaler alter Mann, was hatten wir auch erwartet? Steht einem der Hang zur Gewalt im Gesicht geschrieben? Auf diese Frage sollte es heute eine "Antwort" geben, denn als Zeugen waren 2 Experten geladen, die ein psychologisches Gutachten über Duch erstellt haben. Doch erstmal mussten wir uns alle erheben, denn das hohe Gericht betrat den Saal. Insgesamt wurden 27 Richter unter ihnen 10 Ausländer am 03.07.2006 vereidigt. Am heutigen Verhandlungstag saßen uns 5 Richter und 2 Reseverichter gegenüber. Den Vorsitz hat Nil Nonn, ein Kambodschaner, der in Ho Chi Minh Stadt Jura studiert hat. Weiterhin 3 Kambodschaner, einer davon studierte in Leipzig Jura und spricht fließend deutsch und ein Franzose, eine Dame aus Neuseeland und eine Österreicherin.
Der Angklagte wird von einem Kambodschaner und einem Franzosen vertreten. Dem gegenüber stehen die Staatsanwälte und 4 Gruppen zivile Kläger mit ihren Anwälten, von denen wir heute aber nur 2 wahrgenommen haben. Später in der Zeitung haben wir noch gelesen, dass der kanadische Staatsanwalt Robert Petit aus persönlichen Gründen bereits im Juni um seine Entlassung gebeten hat und die Verhandlung damit begann den Australier William Smith an seine Stelle zu berufen. Wenn man gerade die Kurzvorstellungen der Staastanwälte liest, dann kann man sich die persönlichen Gründe gut vorstellen, so zum Beispiel Robert Petit (Kanada): Staastanwalt beim Tribunal in Uganda (1996-1999), Rechtsberater der Vereinten Nationen im Kosovo in Mitrovica (1999-2000), Staatsanwalt in Ost Timor (2002) und auch in Sierra Leone (2002-2004) dabei.
Der heutige Prozeßtag war dem psychologischen Gutachten über Duch gewidmet. Die Experten waren eine Französin Francoise Sironi-Guilbaud, Psychologin und Dozentin, die über Folterer und ihre Beweggründe ein Buch verfasst hat und der Kambodschaner Kar Sunbaunat, Direktor des Gesundheitsministeriums Abteilung Nervenheilkunde.
Beide hatten nach ca. 40 Stunden Interview im Februar und März 2008 und dann nochmal in der letzten Woche mit Duch herausgefunden, dass er keine geistige Störung oder Erkrankung hat. Herr Kar Sunbanat führte sogar aus, dass man ihn erfolgreich rehabilitieren und in ie Gesellschaft integrieren könnte. Die Frage, wie Duch zu einem Gewalttäter wurde beanworten sie mit seinem Drang nach Anerkennung und seiner Suche nach einem Idol. Er war in der Lage völlig emotionslos zu bleiben, was ihm während der Zeit als Gefängnisdirektor sehr zu pass kam. Und dann gab es die Serie von Enttäuschungen in seinem Leben. Eine zurück gewiesene Liebe, die Verhaftung von Freunden während des Lon Nol Regimes und der Diebstahl seines Fahrrades, der dazu führte, dass er nicht weiter die Schule besuchen konnte. Ein weiterer Faktor sind seine häufigen umbenennungen noch in seiner Kindheit. Das schaffte Parallelidentitäten und den unbewußten Glauben man könne die Identität von jemand anderes annehmen.
wir glaubten uns verhört zu haben, doch das Zeitungsstudium bestätigte, dass Duch zum Christentum konvertiert ist. Die Psychologen führten als Ursache aus, dass das gleiche Verlangen einer Gruppenzugehörigkeit, die ihn der Kommunistischen Partei Kampucheas beitreten ließ, ihn 1996 zum Übertritt in den Christentum bewegte. In den Interviews führte Duch aus, dass das Christentum die stärkste Religion ist, die sogar den Kommunismus in Polen besiegt hat. Früher habe er geglaubt der Kommunismus könne sein Land retten. Jetzt weiß er, das kann nur Gott. Die französische Expertin fügte hinzu, dass er die Religion als Therapie nutzt und die Taufe als eine neue Geburt ansieht. Auch der Grundgedanke des Vergebens im Christentum spielt sicher eine große Rolle.
Die Beweisaufnahmen sollen Ende September, Anfang Oktober enden und man rechnet frühestens Januar/Februar mit einem Urteil. Die Todesstrafe hat er nicht zu befürchten, denn die ist bereits 1993 in Kambodscha abgeschafft worden.
Wir verließen ganz schön geschafft zur Mittagspause den Prozeß. Den Simultanübersetzern zu folgen war extrem anstrengend. Vielleicht starten sie im nächsten Jahr noch rechtzeitig mit einem der nächsten Exführungskader der Khmer Rouge, dann sind wir wieder dabei.

Dienstag, 1. September 2009