Donnerstag, 28. Januar 2010

Steffie taucht ein in die kulinarischen Geheimnisse Kambodschas

Es war ein ganz besonderes Geburtstagsgeschenk, der Gutschein zu einem Khmerkochkurs, den ich heute einlöste. Pünktlich um 9.00 Uhr schloss ich mein Fahrrad vor dem Treffpunkt, dem Restaurant Frizz, an. Dabei achtete ich darauf, dass es fest mit einem Pfeiler verbunden war, denn erst letzten Samstag hatte Stefan sein Fahrrad vor einem Markt am hellerlichten Tage eingebüßt. In seinem Fall ein Glücksumstand und der neue Besitzer ist zu bedauern, da an dem Drahtesel wirklich nichts mehr ganz war. Selbst der sattel war zerbrochen und die Räder gingen während der Fahrt manch seltsame Wege. Er hat jetzt ein schickes neues Altes und meins ist auch noch zu schade um den Besitzer zu wechseln.
Außer mir warteten noch 2 Australierinnen, eine Schweizerin und 5 USAmerikaner, 4 Frauen und nur ein Mann, auf den Start des Kurses. Zuerst besuchten wir einen Markt, in dem uns Früchte, Fische, Kräuter, Eier und Gemüse gezeigt wurde. Wir erfuhren die Namen, zum Teil die Preise und Besonderheiten. So zum Beispiel woran man normale Enteneier von angebrüteten unterscheiden kann, die hier eine echte Delikatesse sind. An einem Marktstand tobte eine Auseinandersetzung. Auf Nachfrage wurde uns erklärt, dass die Stände so nah beieinander stehen, dass die Eigentumsverhältnisse nicht immer eindeutig sind. Es erinnerte an Geschichten über das Mittelalter, in denen solche Eigentumsstreits vor die Schiedsstelle kamen.
Danach ging es zurück und auf einer Dachterasse hoch über Phnom Penh war für jeden von uns ein eigener Kochplatz vorbereitet worden. Es war fantastisch frisch hier oben und sehr geräumig. Unsere erste kulinarische Herausforderung war die Herstellung von Chaio Yor, frittierten Frühlingsrollen. Hautnah lernten wir die Tarowurzel kennen, eine Verwandte der Süßkartoffel, die allerdings im modrigen Untergrund gedeiht. Genauso wie die Möhre war sie zu schälen und danach von Hand zu raspeln. Die geraspelte Taro wurde gewaschen und danach fest ausgepresst. Vermischt mit der Karotte und gewürzt mit Salz, Zucker und Erdnüssen war der Frühlingsrolleninhalt bereits fertig. Nun war nur noch das sogenannte Reispapier mit einer Handvoll fest einzuwickeln und die Enden mit Ei zu verkleben. Auch wenn sich das am Einfachsten anhört, nur wenige hielten den gestrengen Kontrollen unserer Trainerin stand und ein "again and tight" bedeutete für so manche Frühlingsrolle: auswickeln, neues Reispapier und nun fester, besonders an den Enden. Das Ergebnis war auf jeden Fall super lecker und wir genossen diesen Appetizer gemeinsam mit Sweet-Chilly-Soße, die wir während die Frühlingsrollen im heißen Öl schwammen ebenfalls gemeinschaftlich herstellten.
Auf unser Hauptgericht freute ich mich am meisten, da Amok zu meinen Lieblingsgerichten der Khmerküche gehört. Wir lernten es tatsächlich von der Wurzel bis zum Bananenblatt. das heißt wir stellten zu erst "Kroeung" Curry Paste her. Das war harte Arbeit, denn mit Stößel und Mörser waren Tamarind, Galangal (beides Wurzeln), Kaffirlimonenrinde, Knoblauch, Zitronengrass und Frühlingszwiebeln zu einer sehr gelben, auch intensiv gelbfärbenden, Paste zu zerstoßen. Ich schätze morgen habe ich einen gemeinen Muskelkater in meinen Armen. Nachdem wir alle weiteren Zutaten untergemischt hatten und auch der leckere Tigerfisch ergänzt war, ging es ans basteln der Bananenblätterkörbchen. Es war göttlich, nie habe ich ein besseres Amok gegessen.
Der Bananenblütensalat mit Hühnchenbrust traf nicht ganz meinen Geschmack. Hier trafen all die Kräuter und Blätter auf meinem Teller zusammen, deren Geruch ich schon nicht besonders mag. Aber immerhin lernte ich, wie man eine Limone so geschickt zerteilt, dass sie sich leicht von Hand vollständig auspressen lässt.
Das Dessert war dann die Krönung des Tages. Jeder liebt Sticky Reis mit Mango, selbst unsere sehr wählerische Tochter. Endlich erfuhr ich woran man diese spezielle Reissorte erkennt und wie man sie zubereitet. Auch das geschickte Aufschneiden einer Mango, ohne das der wertvolle Saft verloren geht wurde gezegt und von uns praktiziert. Voll gegessen und ganz schön müde, aber angereichert mit Ideen und neuen Erfahrungen verabschiedeten wir uns um 16.00 Uhr voneinander. Jeder erhielt noch ein kleines Kochbuch zur Erinnerung, aber auch zum Mut machen, es nocheinmal, nun allein zu probieren.
Die kambodschanische Küche ist für uns Ausländer sehr viel angenehmer als die Thaiküche, da es nicht so unsäglich scharf ist. Heute habe ich den Grund dafür kennengelernt und erfahren, dass die kambodschanische Küche die Grundlage für die Thaiküche ist. Die Wurzeln gehen zurück bis ins Angkorreich, dass ja den größten Teil Südostasiens einnahm. Von einem Königreich Thailand spricht man erst seit dem 13.Jahrhundert. Chilly, was die Speisen zum Weinen scharf macht, ist erst seit dem 16. Jahrhundert in Asien bekannt und wurde von den Portugiesen eingeführt. Da die meisten Rezepte der Khmerküche bis in die Angkor Zeit zurück gehen, sind sie auch so mild.
Bei Interesse: www.camboda-cooking-class.com

Montag, 25. Januar 2010

Maries Blick durchs Objektiv










Nachtleben

Kinderfreier Abend! Marie ist zu einer koreanischen Freundin über Nacht eingeladen und so können wir endlich mal richtig ausgehen. Gegen 21.00 Uhr machten wir uns fein und schauten vor zur Uferfront, wo sich die meisten Bars befinden. Wir wollten Livemusik. Die Ohren gespitzt, die Augen offen ließen wir uns durch das abendliche Gewimmel der Ausländer an diversen edlen und teuren, einfachen und kleinen Bars vorbei treiben. Nichts zog uns an oder gar rein. Es war eine seltsame Atmosphäre, Fremdsein unter Fremden und gleichzeitig erschienen sie einem doch so viel ähnlicher. Es war wie zu Hause in jeder x-beliebigen Großstadt. Eine anonyme Suche nach Geselligkeit.
So wendeten wir uns mehr den Nebenstraßen zu. Natürlich mussten wir auch auf der Hut sein, nicht in so ein Etablissement zu geraten, in dem die Damen wichtiger sind als die Musik. Schließlich entdeckten wir das "Memphis", da waren wir schon mal, das kannten wir, also konnten wir es gefahrlos betreten. In unserer Erinnerung spielte eine Liveband und es war eine nette Stimmung. Doch heute Abend - NICHTS. Wir waren die Einzigen im Club. Man begrüßte uns entsprechend mit dem Hinweis, dass die Band erst ab 22.30 Uhr spielen wird. Auweia, in einer Stunde und wir waren jetzt schon müde. Um nicht gleich einzuschlafen, bummelten wir noch über den Nachtmarkt und als es danach immer noch nicht halb elf war, entschieden wir uns kurzerhand für ein kühles Bier im "Mary", unserem Stammlokal. Hier spürten wir, dass wir herzlich willkommen waren, unter Khmer. Natürlich hätten wir vorab in den Veranstaltungskalender schauen können. Bereits ab 21.00 Uhr spielten die "Bad Neighbours" im FCC gleich vorne an unserer Ecke.
Fazit: In unserem Alter ist Spontanität nicht die beste Grundlage für einen kinderfreien Abend.
Als wir Marie am nächsten Tag abholten, erzählte sie uns voller Begeisterung wie toll es war und das sie am Abend tanzen in einer Disco waren. Wir gehören eben doch schon zu den alten Eisen.

Dienstag, 19. Januar 2010

Kiriom

In unserem Lieblingsreisebüro entdeckten wir ein Angebot für einen Tagesausflug in den Kiriom Nationalpark, das uns dazu inspirierte, mal wieder einen Familienausflug zu planen. Dabei fiel uns unser Treffen mit dem ungewöhnlichen deutschen Fotografen Arjay ein, der uns von seinem Romantic Cafe im Kiriom und der fantastischen Natur vorgeschwärmt hatte. Schnell kramten wir die Visitenkarte hervor und reservierten eine Unterkunft in seinem Mini Guesthouse. Da der Nationalpark sehr abgelegen ist, war es auch notwendig schon vorab Dinner und Breakfast zu bestellen, damit die benötigten Zutaten auch vorhanden waren. E-mail mit Speisekarte zu uns, Bestellung zurück, alles völlig unkompliziert. Für 95$ buchten wir einen Minivan mit Fahrer für das gesamte Wochenende.
8.00 Uhr Samstagmorgen standen wir pünktlich am Straßenrand und - kein Bus weit und breit zu sehen. Nach 10 min riefen wir unser Reisebüro an, die sofort wussten, dass wir in den Nationalpark wollten, eine Seltenheit, wahrscheinlich nicht nur in Kambodscha. Man entschuldigte sich und versprach, dass der Fahrer in 10 min vor Ort sein wird. Genau das traf auch zu, wobei der Ches des Reisebüros sich persönlich davon überzeugte, dass alles klappt, denn auch dieser Fahrer sprach kein Wort englisch.
Nach ca. 2 Stunden Fahrt erreichten wir den Kiriom Nationalpark und fuhren gleich hinauf auf den höchsten Punkt, ca. 800m, zur ehemaligen Villa Sihanouks, von der nur noch die Grundmauern und der gewaltige Kaminbereich vorhanden waren. Ein Paradies für Stefan, der sofort diverse Schätze ausgrub. Sorgevoll beobachtet von Steffie, deren Angst vor Minen immer noch vorhanden ist. Aber keine Sorge, der Platz war sichtbar von vielen Menschen für ein romantisches Picknick benutzt worden.
Eine Besonderheit des etwa 35000 ha großen Nationalparkes ist seine Vegetation, denn hier findet man die einzigen Kiefernwälder Kambodschas. Für uns wirkte der Anblick so irreal, dass wir wilde Spekulationen darüber anstellten, auf welche Weise sich die Kiefern hier wohl angesiedelt haben mögen. Eine Mehrheit konnte die Idee einer künstlichen französischen Plantage verbuchen. Aber vielleicht liegt es ja doch am besonderen Klima, das hier eher mediterran wirkt. Ab und an roch es fast wie zu Hause in einem wirklich heißen Sommer. Doch meist hatte man den Rauch des brennenden Unterholzes in der Nase. Auch so ein Phänomen, das wir uns nicht erklären konnten. Nachfragen ergaben ganz unterschiedliche Gründe:
- wenn man den Unterbusch jetzt abbrennt, dann gibt es später keine gefährlichen Großbrände
- das macht man hier schon immer
- durch das Verbrennen des Unterholzes stirbt auch so mancher Baum, den die Dorfbevölkerung straffrei nutzen darf, da ansonsten die Wälder im Nationalpark vor Abholzung geschützt sind und Holz sehr wertvoll ist
All das und mehr ist vorstellbar. Ungewöhnlich hingegen für unsere Vorstellungswelt war, dass sich das Feuer nicht unkontrolliert ausbreitete und wir neben rauchenden Baumstümpfen und schwelenden Bambusblättern wanderten, die Wärme noch spürten aber gleichzeitig üppige grüne Bambuswälder durchschritten, die sich surreal über dem verbrannten Boden reckten.
Eine Wanderung quer durch die Natur führte uns über einen Bergsee zu einem Bachlauf. An einem kleinen Wasserfall, zu dem wir auch unseren Van bestellt hatten, rasteten wir. Viele Unterstände mit Händlern deuteten auf viele Besucher. Wir waren aber ziemlich allein und das am Wochenende und in der Hochsaison. Allerdings ist dieser Platz in der Regenzeit sicher sehenswerter, wenn sich die Wassermassen hinab stürzen und ein tosender Wasserfall bestaunt werden kann. Doch die meisten Picknickplätze sahen so aus, als wenn sich schon seit Jahren niemand mehr niedergelassen hat. Das hat zum Einen mit den wenigen Touristen und dem gestiegenen Benzinpreis zu tun, man zahlt momentan schon teilweise über einen Dollar pro Liter Super, zum Anderen aber auch mit den veränderten Interesse der Khmer. Da ist Kiriom momentan nicht "in". Gut für die Natur im Nationalpark, schlecht aber für die Menschen, die hier versuchen vom Tourismus zu leben.
Am späten Nachmittag suchten wir unser Guesthouse auf. Es lag mitten in einem Dorf, das in der Bauweise der Hütten und der Lebensweise der Menschen so weit vom Mittelalter nicht entfernt war. Es war das einzige weit und breit sichtbar aus Stein gebaute Gebäude. Nette Begrüßung in fließendem English, süße, saubere Zimmer und - das war Arjay besonders erwähnenswert gewesen - Toiletten nach westlichem Standart. Das dies ein Luxus ist und den eigentlichen Unterschied ausmacht, wurde uns besonders bewusst, nachdem wir die Gelegenheit hatten, ein "Homestay" zu besichtigen. Homestay ist eine preiswerte Möglichkeit in touristisch wenig erschlossenen Gebieten zu übernachten und dabei auch in den Kontakt mit der Bevölkerung vor Ort zu kommen. Man schläft in einem Raum der traditionellen Pfahlbauten, den man über eine Leiter erreicht. Die Toiletten befinden sich auf dem Hof und sind ebenfalls traditionell, also aiatische Hocktoiletten. Die Unterkunft, die wir besichtigt haben, war für maximal 8 Personen, sauber und der Eigentümer sprach gutes Englisch. So erfuhren wir auch, dass in Chambok Village über 20 Homestays angeboten werden, die pro Person 3$ kosten, wobei 0,50$ an die Communitiy abgeführt werden, die in schlechten Zeiten oder für spezielle Zwecke Rücklagen bildet. Da natürlich nicht so viele Übernachtugsgäste kommen, hat man ein Rotationssystem geschaffen, um jeden Anbieter gleiche Chancen zu ermöglichen. Unsere Zimmer kosteten 8 bzw. 5$, wobei das teurere super für 2 Personen, auch mit einem Kleinkind war. Das andere hingegen geht genau genommen nur für eine Person. Wir versuchten es trotzdem zu dritt. Stefan schlief auf dem Boden auf einer typischen Khmermatte, wie schon hunderte Male beim campen (allerdings war er da auch noch ein paar Tage jünger) und Marie und ich versuchten auf einem kambodschanischen Feldbett, ca 90cm breit, zu nächtigen. Arjay hatte uns gewarnt und gemeint, das wäre wirklich nur was für frisch verliebte Paare. Das traf auf uns nicht so richtig zu und so ist es auch sicher nicht verwunderlich, dass es nicht gerade eine romantische Nacht im Romantic Cafe war. Einziger Vorteil, man konnte nicht herausfallen, da man unweigerlich in die durchhängende Mitte rollte.
Beim Essen hatte Arjay auch nicht übertrieben. Sein Koch ist wirklich Spitze. Allerdings gibt es in diesem Landstrich keine Stromversorgung. So saßen wir im Schein von 2 Solarleuchten, bereits bewaffnet mit den Taschenlampen, die in den Zimmern bereit lagen. Und auch für uns endete so der erste Tag faktisch mit dem Sonnenuntergang. Das Kiriom ein anderes Klima hat konnten wir auch feststellen, denn schon beim Abendbrot wurde es merklich kühler. Der Sternenhimmel war phantastisch sternenreich und in der Ferne sah man die Brände in den Wäldern als seltsame Lichtspiele.
Der nächste Morgen begann früh. Wir wollten oder konnten die Schlafstatt nicht länger als nötig beanspruchen. Und unsere junge Familie hatte ja ihren natürlichen Wecker dabei, der allerdings die gesamte Nacht auf sich aufmerksam machte. Mit dem Sonnenaufgang lebte auch die Dorfwelt auf. Der erste Kaffe war eine Überraschung. Besser kann man den in Berlin auch nicht trinken und das Zubehör inklusive Kuchenstückchen war 5-Sterne reif. Dazu gab es Müsli mit Milch und Früchten und das mitten im Nirgendwo.
Das Ausflugsziel heute sollte ein 40m hoher Wasserfall werden. Allerdings mussten wir uns diesen mit einem ca. 3km langen Wanderweg verdienen. Dabei konnten wir unglaublich viele verschiedene Schmetterlinge beobachten. Doch das Highlight bot eine ca. 50cm lange Schlange, die gern einen Frosch gefrühstückt hätte. Unsere Neugier rettete zumindestens dem Fröschlein das Leben. Das Schlangentier war an uns nicht weiter interessiert und höchstwahrscheinlich nur mäßig giftig. Da es Stefan und vor allem Marie nicht so gut ging, war für sie die Wanderung nach der Hälfte vorbei. Der verbliebene Rest wurde mit einem fantastischen Ausblick belohnt. Nach einer waghalsigen Kletterpartie gab es sogar noch eine erfrischende Dusche.
In der einzigen großen Unterkunft nach westlichem Standart, dem Kiriom Hill Side Ressort, stärkten wir uns und ließen vor allem Maries angegriffenen Bauch zur Ruhe kommen. Wir hatten uns zuvor im Internet informiert und empfanden die Preise ganz schön hoch. Es ist eine fantastische sehr weitläufige grüne Anlage mit komfortablen Bungalows, die für 2 Personen mit 65$ veranschlagt werden. Zusätzlich sind da eine Vielzahl von Annehmlichkeiten und Freizeitmöglichkeiten, wie Tennisplatz, Sauna und Pool, in dem unsere Wasserratte Theo noch einige Runden drehte. Für uns sah alles sehr verlassen aus, obwohl man uns versicherte, dass noch vor wenigen Minuten Restaurant und Pool voll waren. Genauer durfte man allerdings auch hier nicht hinsehen, denn so eine noble Anlage bedarf auch gründlicher, regelmäßiger Pflege und da hat man noch Reserven.

Montag, 18. Januar 2010

Gesundheitssystem - erste Erfahrungen

In unserer Studienzeit leitete Dr. Danzmann, ein sehr ehrgeiziger Wissenschaftler, eine seiner Vorlesungen mit folgendem Appell gegen die mittelmäßige Studiendisziplin und mangelnde Leistungsbereitschaft ein: Er wünsche sich, dass bei jedem Arzt sein Abschlusszeugnis an der Tür hängt. Würden Sie zu einem Zahnarzt mit der Note Drei oder schlechter gehen ...?
Beispiel 1: Marie klagte schon die ganze Woche über Kopf-, Bauch- und Halsweh. Doch am Morgen war der Hals einseitig so dick, dass sie nur unter Schmerzen schlucken konnte. Das schien uns der rechte Moment das Gesundheitssystem in einem Entwicklungsland zu testen. Statt zur Schule fuhren wir in die Nagaklinik, mit der auch Maries Schule einen Vertrag hat.
An der Anmeldung erfuhren wir, dass am Morgen nur einheimische Ärzte Dienst tun. Sollten wir zu einem "Foreigner Doctor" wollen, dann müßten wir am Nachmittag wieder kommen. Um eine Angina auszuschließen schien uns auch ein Khmerarzt ausgebildet genug.
In einem winzigen Behandlungszimmer wurde als erstes die Anamnese durchgeführt. Dabei freute sich der Herr Doktor darüber, dass Marie genauso alt ist wie seine Tochter. Er fragte nach ihren Beschwerden und mit gemeinsamen holprigen Englisch füllte er den Anamnesebogen aus. dann wurde die Körpertemperatur gemessen, in den Hals geschaut (mit Holzspatel und Taschenlampe) und über der Kleidung abgehört. Das Ergebnis war ein Rezept mit einem Antibiotikum, Lutschtabletten und Vitaminen, die Schwellung am Hals als Lymphknoten identifiziert. Die Frage, ob sie denn zur Schule gehen kann, wurde klar bejaht. Auch Schwimmen ist kein Problem. Aber unbedingt die Medikamente einnehmen. Auf unserer Abrechnung für die Krankenkasse ist als Diagnose "sore throat", Halsentzündung zu lesen. Ok. Keine Angina, scheinbar nichts Schlimmes, aber trotzdem mit Kanonen auf Spatzen schießen. Ich erinnere mich an eine Zeit in meiner Kindheit, in der die Ärzte Penicillin als das Wundermittel angesehen und mit Sicherheit auch viel zu häufig eingesetzt hatten. Natürlich ist man eher auf der sicheren Seite, wenn Krankheitserscheinungen mit Antibiothika bekämpft werden, besonders, wenn die diagnostischen Möglichkeiten eher beschränkt sind. Fazit für uns: Da es erfahrungsgemäß eine Viruserkrankung ist, bekommt sie keine der empfohlenen Medikamente. Bettruhe, Grippheel und Obst sind alle Male wirkungsvoller. Falls wir uns irren, haben wir ein Antibothikum aus Deutschland mit gebracht (sehr empfehlenswert, da die Herstellung der Medikamente hier nicht ausreichend kontrolliert wird und so nicht unbedingt der entsprechende Wirkstoff enthalten sein muss) und uns von dem Arzt bestätigen lassen, dass wir dieses einsetzen könnten.
Kostenpunkt: 30$ für die Konsultation.
Beispiel 2: Stefans Augen werden alt. Eine Lesebrille wäre toll und Brillen sind hier echt billig. Um die Möglichkeit auszuprobieren schauten wir uns bei den sehr schick aussehenden Optikerläden um. Nach anfänglichem Suchen fanden wir beim ersten Optiker ein ansprechendes Gestell. Nun mussten nur noch die Augen vermessen werden. Die Gerätschaften waren den deutschen sehr ähnlich und sichtbar oft gebraucht. Allerdings gelang es dem Messenden nicht bessere Gläser zu finden, als in Stefans Brille vorhanden waren. Das verursachte Ratlosigkeit bei uns. Beim Optiker Nummer 2 ließ sich Stefan daraufhin erst einmal die Augen messen. Dieser hatte sofort die Lösung parat. Keine 2 min und schon konnte Stefan wieder vernünftig lesen. Brauchen wir nur noch ein Gestell und die neuen Brille... es gab kein Gestell. Billigste Plastik oder Drahtgestelle die weder im Schaukasten, noch an Stefans Kopf einigermaßen aussahen. Enttäuschung auch, als von uns die Frage kam, wann denn die Modelle gewechselt werden. Nie. Auf dem Nachhauseweg gab es noch einen Versuch Nummer 3. Schicke Gestelle und - auch hier keine Messung möglich. Auf Stefans Frage, warum er mit den neuen Gläsern und seiner Brille gleich gut sehen kann, kam nur noch ein Schulterzucken. Und welche Probleme entstehen beim Herstellen der Brille.
Kambodscha bleibt ein unkalkulierbares Abenteuer das immer wieder Überraschungen bereithält.

Montag, 11. Januar 2010

Tuol Sleng Museum

Um dieses Land zu verstehen, muss man unbedingt in das Tuol Sleng Museum gehen. Natürlich wollten wir Maximilian diese Erfahrung ermöglichen, nach dem wir diesen Ort mehrfach besucht haben. Samnang, unsere kambodschanische Freundin, die bereits für Mutti und Tante Renate eine brillante Reiseleiterin im Königspalast war, baten wir uns dabei zu begleiten. Sie ist 46 Jahre alt, hat das Regime überlebt und redet sehr offen über die Zeit der Roten Khmer. Zu unserer Überraschung erwartete sie uns mit ihrer Mutter und zwei Tanten, die das Museum nie gesehen hatten. Das heutige Museum war ursprünglich eine Oberschule bevor es von den Roten Khmer zu dem Konzentrationslager S-21 umfunktioniert wurde. Ca. 20.000 Männer und Frauen wurden hier inhaftiert, gefoltert und anschließend auf den Killing Fields 15km von der Stadt entfernt umgebracht. Überlebt haben nur der Fotograf des S-21, ein Maler und 5 weitere Männer. Das Museum ist allein schon ein sehr emotionaler Ort. Zusammen mit Samnang und ihren Verwandten war der Besuch sehr bewegend. Samnang erzählte und erklärte auf deutsch und khmer. Die Reaktion der Frauen war intensiv. Das berühmte Lächeln der Khmer, das auch in unsicheren Situationen überall im Land anzutreffen ist, erstarb fast völlig. Aufgeregt berührten sie die übrig gebliebenen Gegenstände und diskutierten über die Fotografien. Auf einem Gang kam uns einer der letzten drei noch lebenden ehemaligen Häftlinge entgegen. Samnang kannte ihn und machte uns mit ihm bekannt. Er erzählte seine Geschichte und zeigte uns seine Zelle. Samnang übersetzte. Für die Mutter und die Tanten war die Begegnung mit der eigenen grauenvollen Geschichte eine an die Grenzen gehende Erfahrung. Auch Samnang, die eigentlich ununterbrochen redet, viel es zunehmend schwer die Worte zu finden. Beim Abschied erhielten wir eine Einladung nach Battambang von ihrer Mutter. Wir drei sahen uns noch eine hochinteressante Fotoausstellung in einem der Obergeschosse an, in der Opfer und Täter mit Lebensgeschichte und der heutigen Meinung, sowie Bilder aus der Zeit der Roten Khmer und heute zu sehen waren.

Freitag, 8. Januar 2010

Die letzten Tage in Phnom Penh

Nun blieben nur noch 4 Tage, um Max ein wenig vom Leben und den Sehenswürdigkeiten Phnom Penhs zu zeigen. Den Central Market hatten wir schon in den Tagen vor Weihnachten aufgesucht und dabei den Baufortschritt bewundern können. Nebenbei wurde auch noch die Einkaufsliste abgearbeitet. Doch der Russian Markt ist auf jeden Fall einen Besuch wert, auch weil dort die "vom LKW" gefallenen Markenklamotten zu einem Spottpreis verkauft werden. So konnten wir unser Kind für wenige Dollar (GAP-Hemden für je 5$, T-Shirt für 2$ und Nikeair Sportschuhe für 23,5$) gut einkleiden, bis er der Enge und der Gerüche entfloh.
Natürlich genoss er auch eine Massage bei den Seeing Hands. Glücklicherweise schärften wir ihm vorher ein, auf die Frage nach der Intensität "medium" anzugeben. Sie haben auch bei ihm die richtigen Punkte gefunden.
Da Max zur Zeit sehr daran interessiert ist sich sportlich zu betätigen, fuhren wir zum Sonnenuntergang ins Olympic Stadium. Hier kann man jeder Sportart nachgehen. Toby spielt an diesem Ort regelmäßig Fußball und wir waren auch schon Tennis spielen. Doch das eigentlich Besondere sind die "Khmersportgruppen". Alle 6-10 Meter stehen 2 große Boxen, die immer eine andere Musik spielen und das ohrenbetäubend laut. Ein oder zwei "Vortänzer" mit Mikro führen ihre Gruppe von Sportbegeisterten jeden Alters und Geschlechts an. Es sieht allerdings für unsere europäischen Augen eher nach traditionellem Tanz aus, als nach gymnastischen Übungen. Max hat boshaft behauptet, dass sie mit den Bewegungen nur bezwecken die in der Abendstimmung heißhungrigen Moskitos fernzuhalten. Alle Teilnehmer zahlen eine kleine Summe, meist so 1000 Riel (20 cent) und damit finanzieren sich die "Trainer". Es ist ein unglaublicher Anblick und eine irre Atmosphäre. Man kann gar nicht lange zu sehen, ohne sich unwillkürlich mitzubewegen, natürlich nur um die Mücken zu verscheuchen ;)).
Den letzten Abend genossen wir gemeinsam mit unseren Deutch-Kanadiern im Romdeng. Das ist ein Restaurant, dass unter dem "Friends-Logo" zu Ausbildungszwecken errichtet wurde. Friends ist eine nonprofit Organisation, die sich um die Straßenkinder kümmert. Neben gastronomischen Berufen, werden die Kinder auch zu kosmetischen Berufen ausgebildet. Es gibt auch einen Laden, wo diverse ausgefallene Handarbeiten angeboten werden, wobei jedes Stück ein Unikat ist. Das Friends ist so berühmt und erfolgreich, dass wir im Stammlokal bei uns um die Ecke keinen Platz bekommen konnten. So bot man uns an, uns ins Romdeng zu fahren. Eine fantastische Atmosphäre, die sich uns in dem Garten einer chicen Villa bot. Einzige Schwierigkeit, die Menüauswahl. Obwohl das Friends für seine Küche gelobt wird und ihr veröffentlichtes Kochbuch "Waterlilly" gerade ausgezeichnet wurde, sind Taranteln und rote Ameisen eben nicht jedermanns Sache. Obwohl, an unserem Nachbartisch, freiwillige Helfer bei Habitat for Humanity, alle, wirklich alle und das waren alte und junge Menschen, Tarantel probierten.
Wir konnten glücklicherweise auf weniger exotisches zurück greifen, das allerdings Toby und Max die Tränen in die Augen trieb, so scharf war es oder war es doch der Abschiedsschmerz?

Donnerstag, 7. Januar 2010

Jahreswechsel

Silvester am Strand und man hört statt Wellen Weihnachtsmusik, denn die gehört hier ja mit dazu, oder aber Kambodschanische Karaokemusik mit mitsingenden Khmer. Wo ist das Alternativprogramm? Es kam in Form eines kleinen Flugblattes.
Ein Liedermacher aus London, Billy Page, versprach uns das richtige Ambiente für einen Jahreswechsel in den Tropen zu bieten. Die Bar wurde von Briten mehr schlecht als recht betrieben. Mal kamen sie aus der Küche mit der Nachricht, dass leider kein Rind mehr da ist, dann wieder das Rind da ist, aber Schwein aus um uns schließlich beides zu servieren. Bestellungen wurden auch noch zu dem Zeitpunkt vergessen, als die Bar noch recht leer war. Zum späteren Zeitpunkt wartete man schon mal eine halbe Stunde auf ein Colawhisky. Dabei rannten die 2 Jungs ständig hin und her. Räumten das Mobiliar mal hierhin, mal dorthin. Dafür merkten wir schon beim Soundchek, dass unsere Entscheidung goldrichtig war. Der Blues des vergehenden Jahres. Nach dem Konzert kurz vor Jahreswechsel saßen wir an der Bar und erfuhren von dem Künstler, dass er 2 Jahre durch Deutschland getourt war, deutsches Essen liebt und recht gut deutsch sprach. Die Gesellschaft war überhaupt sehr deutschlastig, denn außer uns genossen auch noch ein Wiener, ein Oberösterreicher und eine Frau aus Stuttgart die warme Silvesternacht an der Bar.
Kurz vor 0:00 Uhr wanderten wir am Strand zurück zu unserem "Mien Mien", was sich im Nachhinein als ziemlich gute Entscheidung erwies. Den ganzen Abend wurden schon Raketen gezündet, doch nun entbrannten richtige kleine Kämpfe. Die Khmer sind in jeder Beziehung große Kinder.
Am Strand sitzend, das Feuerwerk genießend, sendeten wir ein Happy New Year hinaus in die Welt.
Allen ein gesundes 2010!!!
Neujahr begann mit dem gleichen Krach der feiernden Kambodschaner. Die sind einfach nicht totzukriegen. Plappern lustig miteinander und spielen Karten bis die Sonne hoch am Himmel steht. Das Frühstück in einer uns empfohlenen Strandbar ist eine Katastrophe. Und da sich die Sandflöhe tatsächlich auf Katrin eingeflogen zu haben schienen und Tobys Ohrenschmerzen, die durch das Tauchen entstanden waren (noch ein Grund mehr dieses Abenteuer wegzulassen), auch nicht besser wurden, reisten die 3 kurzentschlossen nach Phnom Penh ab.
Zum Mittag kamen dann unsere Vermieter mit ganz betretenen Gesichter und entschuldigten sich für die vielen Feiernden und versicherten uns, das der ganze Spuk am nächsten Tag vorbei sein würde. Trotzdem ein Bilderbuchstrandtag mit einem Neujahrsspaziergang ganz eigener Qualität. Zum Nachmittag mieteten wir uns einen Katamaran und segelten in den Sonnenuntergang. Das war schon der Abschied von der Küste, denn am nächsten Vormittag wollten wir wieder nach Phnom Penh.
Das TukTuk brachte uns pünktlich zum Busbahnhof und der Fahrer zeigte uns den richtigen Bus. Wie immer war am Bus nicht ersichtlich, wo er hinfuhr. Die Reisenden waren sehr gemischt, Jede Menge Weißnasen und ein großer Haufen junger Khmer, die sogar zwei Mopeds in den Bus luden. Dies sollte sich noch als sehr günstig herausstellen. Kurz vor dem Ortsausgang hielt der Bus an einem Hotel um die letzten Gäste mitzunehmen. Es stellte sich nun heraus, dass der Bus "überbucht" und nicht genug Sitzplätze vorhanden waren. Fleißige Blogleser werden wissen, dass eigentlich nun die Plastestühle hervorgezaubert werden, aber dieser Bus hatte keine. Nach einer kurzen Diskussion bat das Personal die jungen Khmer zusammen zu rutschen, 3 auf eine Bank mit zwei Sitzen, damit die Weißnasen einen Platz erhielten, hier natürlich jeder "seinen" Sitz. Kann man sich derartiges in Deutschland vorstellen? Nach 65km war die Bustour schon vorbei. Der Bus war doch tatsächlich mit einem leeren Tank losgefahren. Wir hielten ausgerechnet auf der sogenannten "Todesautobahn", eine breite zweispurige Straße, die das Land mit der Küste verbindet. Hier fahren sehr viele Containertrucks mit hoher Geschwindigkeit, die auch für nichts und niemanden verringert wird. Da auch die Landbevölkerung den tollen Weg mit Mopeds, Fahrrädern oder auch Landmaschinen verwendet kommt es zu vielen zum Teil tödlichen Unfällen, wenn nicht rechtzeitig beiseite"gesprungen" wird. Unser Busfahrer "sicherte" den Bus mit einem riesigen Ast, den er aus dem Straßengraben zog und einige Meter vor den Bus auf die Straße legte. Das wirkte wirklich gut auf die ankommenden Fahrzeuge. Ein Moped wurde ausgeladen und mit einem Kanister versehen auf die Suche nach Treibstoff geschickt. Die erfahrenen Reisenden nahmen es gelassen und deckten sich an einem der am Straßenrand stehenden Stände mit Wasser und Coladosen ein, die aber sofort ausverkauft waren. Max hatte einige Probleme diese Gelassenheit zu zeigen. Nach dem Betanken ging die Reise, diesmal ohne Anschieben des Busses(wir hatten in Laos schon andere Erfahrungen sammeln dürfen) weiter. Im Elefantengebirge, durch das die Straße führt, war auf einer Bergkuppe eine große Anzahl von heiligen Schreinen und Quellen anzutreffen. Unsere Khmermitfahrer sprangen hier sofort aus dem Bus um Räucherstäbchen anzuzünden und das kostbare Wasser zu trinken oder mitzunehmen. Der Bus hatte mittlerweile 2 Stunden Verspätung, aber das schien niemanden mehr zu stören. Nach dem eigentlichen bustypischen Essensstopp kamen wir nach Sonnenuntergang in Phnom Penh an. Hier hielten wir den Bus an einer uns günstigen Stelle an, wir es auch schon viele Mitfahrer vor uns getan hatten.

Mittwoch, 6. Januar 2010

Strandurlaub

Am nächsten Morgen hieß es schon Abschied nehmen. Ein Van brachte uns mit einem weitern Pärchen nach Kampon Som, welches auch den Namen Sihanoukville bei den königstreuen Einheimischen trägt. Die Straße war diesmal besser ausgebaut, der Verkehr hielt sich in Grenzen, trotzdem gab es Behinderungen in Form eines geplatzten Reifens mitten im Nirgendwo. Aussteigen und Auspacken war schnell erledigt und unter den Augen vieler neugieriger Dorfkinder wurde das Reserverad anmontiert. Interessanterweise hatten viele Kinder blonde Stränen im Haar, die auf eine Mangelernährung hinwiesen.
In Sihanoukville hatten wir vorsorglich das Orchide Guesthouse gemietet, denn auch dieser Ort war voller Urlauber. Auf den Wunsch einer einzelnen Dame hatten wir jenes jedoch nur für eine Nacht gebucht, da wir ja die nächste Nacht aufs Schiff gehen würden und Steffie danach direkt an der Beach wohnen wollte. Also Stranderkundung. Auf Grund großer Bauvorhaben, die mehrere Bauruinen oder zumindestens Dauerbaustellen hervorgerufen haben, hat sich der einzige Badeort Kambodschas sehr verändert. Die Strandhüttenbesitzer des beliebtesten Strandabschnittes wurden vollständig vertrieben und so liegt er still und total verdreckt wegen eines Hotelprojektes (seit 2006) danieder. Man ist also in den anderen Bereichen so eng zusammen gerückt, dass Liege an Liege steht und ein fußbreit Strand bis zum Wasser bleibt. Einen ganzen Strandabschnitt haben die Taifune der letzten Regenzeit auf dem Gewissen. Doch wir Wissenden wollten die "Otresbeach". Der einzige Strand, der noch ruhig und sauber ist, auch weil man ein ganzes Stück mit dem Tuk-Tuk fahren muss, für immerhin 8$ hin und zurück. Mit dem Ziel dort über Silvester eine Unterkunft zu buchen machten wir uns auf den Weg. Schon als wir den ersten Blick auf den Strand warfen, wussten wir, hier wird es uns gefallen. Ja, sicher gab es Gerüchte über Sandflöhe und unser süßes Blut lieben diese Ungeziefer besonders, aber es sah einfach traumhaft aus und kein Paradies ist ohne Makel. Unsere Bemühungen um eine Unterkunft für 6 Personen waren vor völlig unbekannte Probleme gestellt. Uns war klar, dass der geplante Zeitraum nicht besonders Erfolgsversprechend war und es war auch viel "fully bucked". Doch hinzu kam, dass die meisten Besitzer kein Buchungssystem hatten. Das heißt, wer kommt bekommt was frei ist und bleibt so lange er will, aber niemand weiß, wie lange das sein wird.
Mit Hilfe unseres Tuk-Tuk-Fahrers fanden wir das "Mien Mien", dass nach langem guten Zureden und dem Versprechen eines Thailänders, der dort wohnte, dass er rechtzeitig ausgezogen sein wird, sich dazu breitschlagen ließ, uns 3 Häuschen vom 30.12. - 02.01. zu reservieren.
Das wir da mit vielen Unbekannten spielten, wurde spätestens klar, als wir nach unserer Bootstour am 30.12. am "Mien Mien" ankamen. Es standen nur 2 Häuschen zur Verfügung. Die Inhaber waren wirklich zerknirscht und wir echt sauer. Die Freunde des Thailänders hatten sich entschieden eine weitere Nacht zu verweilen und so mussten wir für diese zusammen rücken. Na da hatten wir ja schon Übung. Diesmal musste niemand auf dem Boden schlafen. Sie bauten 2 weitere Betten mit auf, die sogar mit unter das Moskitonetz passten. Marie zog wieder mit zu Katrin und Max zu uns. Eigentlich keine große Sache, blieb bloß die Frage für wie lange? Am nächsten Tag bekamen wir unser Zimmer und noch ein paar Wagenladungen laut lärmender Einheimischer mit an den Strand gespült. Auf Grund des langen Wochenendes und dem Bedürfnis auch ganz westlich die Feiertage zu verbringen wurde unser Strandbereich zu einem riesigen Heerlager picknickender Kambodschaner in Familie oder Freundeskreise umgewandelt.

Kampot

Am 26.12. fuhren wir zusammen in Richtung Küste. Die erste Station war Kampot. Die gemietete Minivan brachte uns sicher, wenn auch über Umwege über die Straßen, die teils gut ausgebaut waren, teils aber gerade wieder gebaut wurden, da sie den Belastungen nicht standgehalten hatten und in der letzten Regenzeit zu roten Schlammwegen zerfielen. Kurz vor Sonnenuntergang kamen wir an. Ein kleines Städtchen mit viel kolonialer Bauweise und sehr verlassen. Viele leerstehende Gebäude und, das war eine echte Herausforderung für uns, zu viele Weißnasen, die Phnom Penh über die Feiertage den Rücken gekehrt hatten, und zu wenig Unterbrinungsmöglichkeiten. Wir hatten für diesen Abend noch nichts und mussten auf die Suche gehen. Natürlich bekamen wir in einem Hotel unsere Zimmer. Aber 50$ für zwei Räume mit 4 Betten und zwei erbettelten Matratzen war der Preis für die geschäftstüchtigen Besitzer, den wir auf Grund der fortgeschrittenen Stunde und der Erfahrung des "Suchtrupps" nicht abschlagen konnten. Trotzdem ließen wir uns die Laune nicht verderben und fielen nach dem Leckeren Abendbrot am Ufer des Kampotflusses erschöpft ins Bett.
Am nächsten Tag checkten wir schnell aus und fühstückten ein paar Straßen weiter in einem kleine Cafe, welches von Taubstummen betrieben wird. Reichhaltig, lecker und mit dem kambodschanisch eigenen Improvisationsgeschick erhielten wir fast alles, was wir bestellten. Da wurde sich schon mal schnell aufs Fahrrad gesetzt, um die fehlenden Brote oder neues frisches Obst zu besorgen.
Schnell noch zwei TukTuks organisieren und schon ging es raus aus der Stadt, in ein gemütliches, naturnahes, von Franzosen betriebenes Ressort. Wir teilten uns ein riesiges traditionell gebautes Haus auf Pfählen mit großer Terrasse und 3 separaten Räumen mit Bad. Einfach und gleichzeitig chic und mitten im Grünen. Das Ressort ist ein Paradies für Kinder. Nicht nur, dass es direkt am Fluss liegt, der mit seinem klaren und warmen Wasser (Brackwasser, da der Fluß Ebbe und Flut des Meeres mitmacht) zum Baden einlädt, nein, da gibt es jede Menge Tiere zu bestaunen, von Schafen über Kühe, Hunde, Kaninchen, Gänse... und man kann sich auch sportlich betätigen. So wurde manches Match an der Tischtennisplatte ausgetragen oder auf dem Badmintonfeld. Am Nachmittag liehen wir uns 2 Doppelkajaks aus und ließen uns von einem Longboot in die "Grüne Kathedrale" fahren. Dort übernahmen wir unsere Kajaks und gaben uns der Stille und der Natur hin. Beim Durchfahren des palmengesäumten Flusses sahen wir sogar Eisvögel, die hier natürlich Kingsfisher heißen, und Reiher, die erst im letzten Moment aufflogen. Wir hatten uns vorgenommen die gesamte Strecke zum Ressort zurück zu paddeln. Leider hatten wir beim Verteilen der Boote nicht bedacht, dass sich das Kajak der Kinder nur sehr schwer paddeln und so gut wie gar nicht manövrieren ließ. Dafür lagen sie schön tief und sicher im Wasser. Der arme Max musste hart arbeiten und Marie völlig zu unrecht so manche Schimpftriade ihres Bruders über sich ergehen lassen. An der nächstmöglichen seichten Bucht wechselten wir die Vorderleute aus, so dass Marie mit ihrem Papa und Max mit seiner Mama die Boote sicher heim paddelten.
Nach einem leckeren Abendbrot direkt am Fluss bestiegen wir noch einmal das Langboot mit dem Ziel, die "Fireflys" (Glühwürmchen) zu beobachten. Obwohl das Licht durch den Vollmond sehr ungünstig war, sah es aus, als wären die Bäume festlich zu Weihnachten mit blinkenden Lichterketten geschmückt. Besonders unglaublich war, dass sie alle im gleichen Takt blinkten. Wir fuhren ganz dicht heran, so dass unser Bootsführer ein paar Tiere fangen konnte und uns auf die Hand setzte. Welch Wunder der Natur. Doch damit nicht genug. Wenn man mit der Hand durchs Wasser fuhr, dann leuchtete es auch hier. Fluoreszierende Algen rufen diesen märchenhaften Effekt hervor. Wir waren verzaubert.

Montag, 4. Januar 2010

Traditionelle Hochzeit

Kambodschanische Hochzeiten haben die Eigenheit sehr früh und sehr laut zu beginnen. Es bedurfte also keines Weckers, rechtzeitig aufzustehen um sich "fein" zu machen, da wir von der Braut, Tobys Nichte, eingeladen worden sind. Für Steffie und Marie hieß das, sich in Kambodschanerinnen zu verwandeln. Panha, Theos Kindermädchen, war so lieb uns mit festlichen, traditionellen Kleidern auszustatten. Im Festzelt angekommen. wurden alle Gäste mit symbolischen Gaben für das Brautpaar versorgt. Süßigkeiten, Obst, Kohl,...jedes mit einer speziellen Bedeutung. Obwohl längst alle Gaben vergeben waren, wurde extra für uns noch etwas aufgetrieben. Dann wurden wir von wissender Hand an die richtige Stelle der Prozession gestellt und der Zug setzte sich in Bewegung. Hautnah verfolgten wir nun alle Rituale, die wir schon von den Bildern von Tobys und Katrins Hochzeit kannten. Wir erlebten die Komiker, die die Haarschneidezeromonie einführten, die Ringzeremonie, die Fußwaschung (die hatte Katrin verweigert), das Bändchenbinden und noch so manches mehr. Bei all den Zeremonien, die die Beteiligung der Familienmitglieder erforderten, wurden wir jedes mal aufgefordert direkt teilzunehmen. Zwischendurch gab es zum Frühstück Suppe und zum Lunch traditionelle Khmergerichte. Das hieß für Marie rechtzeitig vor dem Essen abtauchen. Max hielt sich echt tapfer und probierte zu mindestens von allem. Um 12.00 Uhr war der Trubel vor unserem Haus vorbei und für uns auch die Hochzeit, da wir zu unserer Reise an die Küste aufbrachen. Für die anderen Gäste begann dann am Abend die Hochzeitsparty.
Noch eine Randbemerkung. Als wir uns zwischen zwei Zeremonien einen guten Kaffee am Ende unserer Straße gönnten, kamen die Khmer, denen wir begegneten aus dem Staunen gar nicht mehr raus. Statt uns wie immer ein Tuk-Tuk anzubieten, wunderten sie über unsere traditionell aussehende Schönheit. Wir kamen uns vor, wie Hollywoodstars. Zugegebenermaßen sieht man ansonsten keine Weißnase in der Khmermode herumlaufen.