Donnerstag, 25. Februar 2010

Die Landessprache

Es war uns immer wichtig, egal in welches Land wir reisten, ein wenig in der Landessprache zu sprechen. Und wenn man sich gleich ein ganzes Jahr in einem Land aufhält erst recht. Dabei erfährt man automatisch auch mehr über die Menschen, ihre Lebensweise und ihre Beziehungen zueinander. Nebenbei wird jeder Versuch mit Sympathie honoriert und manchmal kommt man ohne Sprachkenntnisse auch gar nicht weiter.
In Kambodscha ist "Khmer" die Amtssprache. Es ist eine sehr alte Schriftsprache, die von einem südindischen Alphabet abgeleitet wurde. Das älteste Schriftdenkmal ist aus dem Jahre 611. Man ordnet sie der austro-asiatischen Sprachfamilie hinzu, wo es mit Mon, das vorwiegend in Niederburma und Thailand gesprochen wird, den Mon-Khmer-Zweig bildet.
Grammatikalisch gesehen, ist Khmer eine leicht zu lernende Sprache. Es gibt keine Beugung, keine Artikel, keine Mehrzahl, keine Zeitform. Die Worte werden einfach nebeneinander gesetzt und auch wenn ihre Reihenfolge die Beziehungen der Wörtzer zueinander bestimmt, versteht jeder was gemeint ist, selbst wenn die Abfolge nicht ganz stimmt.
Für uns war es wichtig, besonders die Höflichkeitsformen von Begrüßung, bedanken und Anrede zu erlernen. Die Begrüßung erfolgt durch Aneinanderlegen der Handflächen etwa in Höhe des Kinns. Der Blick wird dabei nach unten gerichtet. Diese Form der Begrüßung ist sehr offiziell und wird sompiah genannt. Ein Lächeln reicht sicher aus, aber wer dann noch mit "djumriab-sua" - Guten Tag grüßt, wird mit einem freundlichen Lächeln und oft großer Verwunderung belohnt. Bekannte untereinander begrüßen sich ohne sompiah, mit "suasdey" - dem "Hallo" gleich zu setzen. Oft folgt darauf die Frage nach dem Wohlergehen:"sok-sabbay tee?", die mit "djah (Frauen) oder bat (Männer) sok-sabbay tee." beantwortet wird. "Djah" und "bat" bedeuten ja und werden von den Geschlechtern unterschiedlich gebraucht. Nur der König, als einziger Mann sagt auch "djah". Das erklärt sich vorallem aus dem ursprünglich matriarchischem System in Kambodscha. Im Alltag sind davon noch einige Spuren zu finden. So zieht nach der Hochzeit der Mann zur Familie seiner Frau und wichtige Personen, wie der Dorfvorsteher wird mit "mee ..." angesprochen, was Mutter bedeutet.
Das Khmer besitzt ein kompliziertes System von persönlichen Fürwörtern und Anredeformen, bei deren Verwendung die soziale Stellung, das Alter, der Grad der Vertrautheit und vieles mehr eine große Rolle spielt. Am Häufigsten begegnet man der Anrede "bong", was man mit älteres Geschwister übersetzen kann. Im Gegensatz zu Deutschland gilt es in Kambodscha als höflich, seinen Gesprächspartner eher etwas älter zu machen, da Alter mit Respekt verbunden wird. Dabei bedeutet "bong-srey" - Schwester und "bong-proh" - Bruder. Auch andere Verwandschaftsbezeichnungen, ohne das eine reale Verwandschaft besteht, wie, Onkel, Tante, Großvater oder Großmutter sind sehr beliebt. Hingegen Mutter oder Vater werden nur von den eigenen Kindern benutzt. Bei offiziellen Anlässen ist die Anrede Herr/Frau + Nach- und Vorname üblich. In Kambodscha steht der Familienname immer an erster Stelle. Übrigens behalten die Frauen ihren Familiennamen auch nach der Hochzeit, die Kinder bekommen den Namen des Vaters.
Was wir sehr schnell lernen mussten waren die Richtungsbestimmungen. Jeder Tuk-Tuk-Fahrer ist über einen potentiellen Gast so glücklich, dass es für ihn keine Rolle spielt, wo die Fahrt hingehen soll. Mit den englischen Bezeichnungen können nur Wenige etwas anfangen und auch die Nummerierung der Straßen hilft da nicht weiter. Am Besten ist man dran, wenn man in Khmer einen Markt "psar" oder eine Pagode in der Nähe benennen kann. Sicher reichen auch die englischen Begriffe, vorallem, wenn man zusätzlich die entsprechenden Handbewegungen macht. Doch natürlich ist es netter und sicherer, der Fahrer muss sich nicht zu einem umwenden, das ganze auf Khmer zu formulieren. "Bat stam" heißt rechts abbiegen, "bat dchschwejn" - links abbiegen und "doutroung" - geradeaus.
Weiterhin ist es hilfreich die Zahlen zu beherrschen, da auf den Märkten kein Englisch gesprochen wird. Auch hier kann man mit Zettel und Stift operieren, aber preiswerter ist es auf Khmer zu handeln. Ist man beim Zählen bei 5 angelangt, bildet 5 für die Zahlen 6-9 die Grundlage, z.B.: 1 - muy, 2 - pie, 3 - bey, 4 - buhn, 5 - bram, 6 - bram muy, 7 - bram pie usw. Dob ist die Zehn und da man mit Riel im hunderter und tausender Bereich operiert, braucht man noch roy für 100er und poan für 1000er. Wir kaufen gerne frisches Obst oder Gemüse auf den Märkten ein und haben schnell die Erfahrung gemacht, dass Ausländer einen Sonderpreis zahlen, wenn man sich nicht aufs Feilschen versteht. Noch besser ist es Stammkunde zu sein, da einem dann die qualitativ besten Waren rausgesucht werden und 1kg auch wirklich 1000g sind.
Die Wochentage werden immer mit dem Wort für Tag "tknai" eingeleitet und sind nach den Planeten benannt. Bei den Himmelsrichtungen gibt es die Seite-Fuß (Norden) und die Seite-Kopf (Süden), da das die ursprüngliche Richtung ist, in die Kopf bzw Fuß beim Schlafen gerichtet wurden. Wohingegen Osten und Westen sich nach Sonnenauf- bzw untergang richten. Alle Flüssigkeiten sind "trk", wie "trk taä" für Tee oder "trk trey" für Fischsoße. So hat Katrin zum Frühstück statt Tee Fischsoße serviert bekommen. Alkohol ist klarer abgetrennt, das ist "sra".
Schnell läßt ein Tuk-Tuk-Fahrer von einem ab, wenn man sagt:"mien haui", was so viel bedeutet wie - ich habe schon, denn ein einfaches nein - "od-tee" wird nicht akzeptiert. Neinsagen gehört so gar nicht zu den Stärken der Kambodschaner. So antworten sie selbst in Bedrängnis eher mit "ja", obwohl sie der Sache gar nicht zustimmen. Hört man hingegen von einem Verkäufer die Worte "od mien", bedeutet es, das sie den gewünschten Artikel nicht haben. Um der Flut von Plastiktüten zu entkommen, nehmen wir uns zum Einkaufen immer eine Eigene mit und wehren mit "od tröwka" - brauchen nicht, jede weitere Verpackung ab.
Was uns an der Sprache sehr erheitert, ist die "Spielform". Das heißt, wenn man zum Beispiel spazieren geht, dann spielt man gehen - "daa-ling" oder "ongkuy-ling" für sitzen spielen. Und oft werden Worte wiederholt, wie ein bischen - "tägg tägg" oder "dschub dschub" für stopp. Auch das "djah" und das "bat" hört man sehr häufig mehrfach hintereinander gesprochen, was nicht unbedingt einer Zustimmung gleich kommt. Es signalisiert bestenfalls Aufmerksamkeit
Natürlich gehört zu unserem Wortschatz danke "okhuhn", bitteschön antwortet man hier nicht, da reicht ein Lächeln. Im Restaurant freut man sich, wenn man das Essen mit "tschnjang naht" lobt.
Vom französischen Einfluss ist selbstverständlich auch einiges in die Alltagssprache gelangt. Beispiele dafür sind "police", "houtel" oder "telefone". Heute hat Englisch das Französisch als erste Fremdsprache abgelöst. Jeder versucht an einer der vielen gut besuchten Schulen in seiner Freizeit, oft in der 2stündigen Mittagspause, englisch zu lernen. Da es sich hier um Privatschulen handelt, ist jeder Kurs und auch das Kursmaterial zu bezahlen. Neben Englisch sind vor allem die Chinesisch Kurse gefragt. Wirtschaft und Handel sind chinesisch dominiert und wer hier Fuß fassen will sollte Mandarin beherrschen.
Wie in jeder Sprache gibt es auch eine Nonverbale Kommunikation. Wichtig hierbei ist das Heranwinken, besonders eines Tuk-Tuks. Dieses erfolgt mit ausgestrecktem Arm, wobei die Handfläche nach unten zeigt und mit greifender Bewegung das in Khmer als "bak day haw" bezeichnete, mit der Hand winken und rufen ausgeführt wird. Die Tuk-Tuk- und Motodup- (dup bedeutet schleppen) Fahrer machen durch in die Hände klatschen auf sich aufmerksam. Hingegen ist das mit Finger auf jemanden zeigen, besonders wenn der jenige recht nah ist, sehr unhöflich. Man richtet den Blick auf die Person und spitzt den Mund ein wenig und sagt "nih" -hier oder "nuh" -dort. Auch ist es hier nicht üblich Blickkontakt zu halten, was nicht bedeutet, dass man sich nicht anschaut. Ganz im Gegenteil, der Kambodschaner starrt regelrecht aufdringlich. Da zurück Starren nicht als unhöflich angesehen wird, genießen auch wir es Menschen zu "kucken". Im Straßenverkehr ist der für uns so gewohnte Blickkontakt jedoch völlig unbekannt. Unser Eindruck ist, man fährt eher nach dem Motto "Augen zu und durch". Es wird beim Abbiegen weder nach rechts oder links gesehen, im Gegenteil oft wird bewußt weggeschaut.

Wir lernen "Khmer" vorallem auf den Märkten, von den Tuk-Tuk-Fahrern, von Katrins Kollegen oder von Katrins Kindermädchen, die auch sehr gut Englisch spricht. Eine Zeitlang hatten wir eine Lernpatenschaft mit einem jungen Mann, der im Gegenzug gern Deutsch lernen wollte. Am Ende stimmte die Chemie nicht mehr und wir haben es einschlafen lassen. Vielleicht nutzen wir die letzten Monate noch, um mit unserer Freundin Samnang etwas tiefer in die Geheimnisse des Khmer einzutauchen. Doch zur Zeit herrscht hier noch Hochsaison und da sie als Reiseleiterin arbeitet, hat sie noch jede Menge zu tun.

Sonntag, 21. Februar 2010

Hochzeit auf dem Dorf

Wir erhielten erneut eine wundervolle Einladung zu einer Hochzeit, diesmal zur Party am Abend. Ratana, einer von Katrins Mitarbeitern und gleichzeitig fleißiger Kursteilnehmer unserer Deutschstunden heiratet. Es war für uns eine große Ehre, da die Hochzeit nur im kleinen Kreis stattfinden sollte.
Gemeinsam mit den Mitarbeitern der Heinrich Böll Stiftung fuhren wir in einem gemieteten Van in das Dorf, aus dem die Familie der Braut stammt. Schon von Weitem konnten wir die Hochzeitsfeierlichkeiten ausmachen. Die Party im kleinen Kreis umfasste ca. 600 Gäste. Wir wurden an einen Tisch platziert und ein noch in blau gekleideter Bräutigam empfing uns. Es gab Snacks, die durchaus lecker waren, Salat, Ente, Langusten, Fisch und Suppe, also für jeden Geschmack etwas dabei. Zwischendurch hatte das Brautpaar die Farbe gewechselt und war nun lila. Nach dem letzten Farbwechsel zu weiß, das unseren Brautkleidern am Ähnlichsten kommt, fing die eigentliche Party an. Das Brautpaar marschierte mit seinen Trauzeugen unter einem Blumenregen in den Saal, der hier auf dem Dorf ein großes Festzelt war. Danach wurden die Eltern der Braut von beiden mit Früchten gefüttert. Schließlich kam der Moment, wo der Bräutigam die Braut küssen darf und umgekehrt. All das natürlich vor großem Publikum. Sie sahen nicht so aus, als würden sie sich dabei wohl fühlen. Interessant für uns war besonders, wie die Tradition von so modernen Menschen wie Ratana gelebt wird. Er war nicht er selbst, was durch die Bekleidung, die ihm zeitweise einige Nummern zu groß war, noch unterstrichen wurde. Auch war es nicht sein Territorium. Die Braut, die wir nicht kennen, schien sich aber ebenso unbehaglich zu fühlen. Das ist also der schönste Tag im Leben!? Diesen beiden jungen Leuten wünschen wir jedenfalls für die Zukunft jede Menge schönere Tage.Zum Abschluss für uns (für die Anderen begann jetzt erst die eigentliche Party) wurde noch traditionell getanzt, was bedeutet, dass man zum Takt der Musik im Kreis schreitet und dabei auf elegante Art die Hände vor sich dreht.

Freitag, 19. Februar 2010

Steffies erste Kontaktaufnahme mit Nataraj Yoga

Bereits in dem Magazin "Stay another day Cambodia" las ich über Nataraj Yoga und dann später nochmal in der Flugzeugbroschüre. In diesem Yoga Programm beschäftigt man sich hauptsächlich mit Kindern, die misshandelt, geschlagen oder gar vergewaltigt wurden oder unter entsprechenden Risiken leben und unter Trauma leiden. Yoga soll ihnen helfen mit ihrer angestauten Wut, ihren Aggressionen und Ängsten umgehen zu lernen. Sie werden aber auch psychologisch betreut und erhalten Unterricht, besonders Englischlektionen. Jeder, der mich kennt, weiß, dass Yoga zu meinen Leidenschaften zählt. So war also meine Neugierde geweckt.
Vor Ort traf ich auf die Leiterin des Programms und versuchte ihr zu erläutern, dass ich gern helfen würde. Sie befragte mich zu meinen Erfahrungen mit Yoga und lud mich ein an der folgenden Unterrichtsstunde teilzunehmen. Studenten, die hier zu Yogalehrern ausgebildet werden hielten ihren ersten Vortrag auf Englisch über ihre Erfahrungen. Sie waren sehr nervös, sicher auch weil ich als Fremde daran teil hatte. Die erste Zweiergruppe waren junge Mädchen, von denen die Eine bereits als Lehrerin arbeitete und die Andere eines der Mädchen war, die hier Hilfe erhält. Die Lehrerin, vielleicht 20 Jahre alt, übersetzte den Vortrag des anderen Mädchens. Diese beschrieb, dass sie aus sehr armen Verhältnissen kommt und ein Fremder ihren Eltern anbot, dass man sie ausbilden würde, so dass sie einen gut bezahlten Job in Malaysia erhalten würde. In der Hoffnung eines Tages vom Einkommen der Tochter besser leben zu können gaben sie sie mit. Man brachte sie nach Phnom Penh, wo sie mit TAUSEND anderen Mädchen in einem Haus zusammen gepfercht wurde. Sie lernten Englisch und einen Haushalt zu führen und wurden geschlagen, wenn sie dies nicht ausreichend taten. Es war ihnen verboten das Haus zu verlassen. Doch sie konnte Kontakt mit ihren Eltern aufnehmen, die entsetzt von den Verhältnissen waren. Sie wollten sie dort herausholen, doch man verlangte 400$ als Ausgleichszahlung. Einem Onkel von ihr gelang es sie zu befreien und so kam sie in eine Hilfsorganisation und zum Nataraj Yoga. Die junge Lehrerin ergänzte noch, dass es für sie sehr wichtig ist die Geschichte dieser Mädchen zu erfahren. Mit der Auseinandersetzung der Trauma anderer versteht sie auch ihr eigenes Leben besser, denn auch sie kommt aus schwierigen Verhältnissen. Von der anderen Paarung erfuhr ich, dass die Mädchen um studieren zu können sehr hart arbeiten müssen. Wenn die Eltern sehr arm sind, bleibt den Kindern hier nur die Möglichkeit für ihren Lebensunterhalt in den Fabriken arbeiten zu gehen und in Heimen mit anderen Kindern, für die sie sorgen müssen, zusammenzuleben. Die junge Frau, auch so um die 20, versorgte die Mitbewohner mit Frühstück, dann ging sie in die Universität, um danach während der Nachtschicht in einer Fabrik zu arbeiten. Oft war sie so erschöpft, dass sie an ihrem Arbeitsplatz einschlief. Durch das Yogaprogramm hat sie gelernt zu entspannen und Kräfte zu tanken. Die Ausbildung zur Yogatrainerin gibt ihr nun eine weitere Möglichkeit ihr Leben zu gestalten.
Ich hinterließ meine Kontaktdaten und bin gespannt, ob und wie ich unterstützend bei diesem Projekt mithelfen kann.

Donnerstag, 18. Februar 2010

Toby's 40ster Geburtstag

Wie feiert man einen 40. Geburtstag unvergesslich? Vor diese Frage gestellt, hatte Katrin die Idee, eine Überraschungsparty zu organisieren. Außerdem wurden mal schnell alle Geburtstagsgrüße für den Toby umgeleitet auf eine neu eingerichtete Adresse.
Auch wenn Toby immer davon ausgeht, dass auch ein Geburtstag ein ganz normaler Tag ist, musste er sich ganz schön zusammen nehmen, als am Morgen kein einziger Glückwunsch auf seinem e-mail account zu verzeichnen war.Dafür gab es aber einen skype-Kontakt mit der kanadischen Familie, die in großer Runde auf der anderen Seite der Welt zu Ehren von Toby eine Party feierten. Später am Abend in seiner Rede sollte er erwähnen, dass sie normalerweise seinen Geburtstag vergessen.
Der ganze Tag galt der Vorberitung der Feier. Wir besorgten das Essen, Getränke, machten Salat und bastelten an der Zusammenstellung der guten Wünsche, die aus aller Welt eingegangen waren. Tobys kambodschanische Kollegen hielten ihn mit diversen Anfragen und Meetings an seinem Arbeitsplatz gefangen, während sie gleichzeitig den Hof schmückten, für das kambodschanische Essen sorgten und die musikalische Untermalung vorbereiteten.
Dass die Überraschung geglückt war, war nicht zu übersehen. Toby war sehr gerührt und hat sich riesig über all die verschiedenen lieben Grüße und Glückwünsche gefreut.Zu einer Rede aufgefordert, sprach er davon, dass er als Kind immer dachte:"Wow, 40 Jahre, dass ist alt.", jetzt aber eher denkt:"40, das ist noch ganz schön jung."Es war ein gelungener Abend und es kam zu vielen unterschiedlichen Gesprächen. Wir haben viele neue Menschen aus Tobys Freundeskreis kennengelernt und auch "alte" Bekannte wieder getroffen.

Rückreise

Eher überpünktlich kam unser Cyclo, um uns zum Expressboot zu bringen. Der arme Cyclofahrer hatte ganz schön zu kämpfen und Stefan musste sich noch einmal umsetzen, so dass das Gewicht besser verteilt war. Die Cyclos hier sehen wieder ganz anders aus und erinnern eher an Kutschen.
Wir waren die einzigen Fahrgäste auf dem Boot und nur das Gepäck ließ uns ahnen, dass es so nicht bleiben würde. Abfahrtzeit war 8:00 Uhr, doch bereits um 7:30 Uhr legte unser Boot, nur mit uns als einzige Reisende ab. Wir erkundeten unser Fahrgerät und entdeckten das Sonnendeck für uns. Nach einem Tankstopp legten wir an der Chau Doc gegenüberliegenden Insel an. Reisende aus aller Welt gesellten sich zu uns, doch das Boot war am Ende nur halbvoll. Jetzt erst ging die eigentliche Fahrt los und wie wir später erfuhren, brausten wir den Bassac hinauf Richtung Phnom Penh. Die vietnamesische Grenzabfertigung erfolgte auf dem Wasser und wieder ließ sich kein Beamter herab, die Touristen persönlich zu kontrollieren. Man hatte schon im Vorfeld alle Reisepässe eingesammelt. An der Grenzstation hieß man uns aussteigen und in einem größeren Warteraum, diesmal mit Tischen und Stühlen und auch der Möglichkeit eine Erfrischung zu erwerben, harrten wir eine halbe Stunde aus. Ein Teil der Reisenden hatte sich für die billigere Variante mit dem Slowboat entschieden und musste dort zurück bleiben um auf selbiges zu warten (angeglich 2 Stunden). Zurück auf dem Boot wurde die kambodschanische Flagge gehisst. Der kambodschanische Grenzübergang befand sich an Land. Da wir unsere Visa bereits haben, mussten wir nur noch die Einreisepapiere ausfüllen, erhielten unsere Stempel und waren nach ca. 10 min wieder Abreise bereit. Jedoch die anderen Fahrgäste waren Neuankömmlinge und mussten auf die Erteilung ihrer Visa erst noch warten. Obwohl ein Mitreisender kein Passfoto vorweisen konnte, hatte der ernannte Reiseleiter alles problemlos gemanaget und nach ca. weiteren 10 min saßen wir alle wieder im Boot. Es war Mittagszeit und wir erhielten eine leckere Nudelsuppe, die im Reisepreis inklusive war. Alles sah so aus, als ob wir diesmal pünktlich ankommen würden. Doch eine halbe Stunde vor der regulären Ankunftszeit legte unser Boot an. Man packte uns um in einen Minivan und über die kambodschanisch verstopften Straßen legten wir den Rest des Weges zurück. Aus den angekündigten 40 min wurden 1,5 Stunden. Kambodscha, wir sind wieder da!

Dienstag, 16. Februar 2010

Tagestour Teil2

Es war Mittagszeit und wir hielten in einem kleinen Restaurant in einem der Dörfer, die sich mit der Gewinnung von Palmenzucker beschäftigen. Die uns dargereichte Kostprobe Zuckersaft war so köstlich, dass wir auf dieses Getränk ganz umstiegen. Natürlich durften wir auch den Palmenzucker probieren, der in Konsistenz und Farbe vergleichbar ist mit festem Honig. Der Geschmack erinnert an Karamel. Ja, wir waren überzeugt und kauften gleich 2 kg ab, auch wenn wir sie von nun an schleppen mussten.
Das Nachmittagsziel war der Sam-Berg. Er ist zwar nur 230m hoch, aber für die Menschen der Umgebung ein heiliger Ort und das schon seit langer Zeit. Um den Berg drumherum haben sich diverse Tempel, Klöster und Pagoden angesiedelt. Und hier wurde uns wieder bewusst, dass Menschen die Religionen machen. Hier in Südvietnam werden Buddhismus, Hinduismus, Katholizismus, Taoismus und Islam in allen Facetten gemixt und Statuen aller Religionen schmücken die Innenräume friedlich vereint. Auch neue Religionen sind entstanden, wie der Hoa Hao Buddhismus, der in den 1930iger Jahren in Chau Doc entstand und schnell von der Politik vereinnahmt wurde. Schon die Japaner bewaffneten die Hoa Hao und sie kämpften auch verbissen gegen die Kommunisten. Obwohl sie bis 1999 verboten waren, zählen sie heute eine Anhängerschaft von 1,3 Millionen Mitglieder. Der antistaatliche Flügel ist weiterhin verboten. Oder habt ihr schon mal was vom Caodaismus gehört? Auch in Südvietnam entstanden (1925) und hat ca. 2 Millionen Anhänger. Auch Antikommunistisch und bis 1990 verboten. Die Heiligen des Caodaismus sind übrigens gute Bekannte, wie Jeanne d'Arc, Victor Hugo, William Shakespeare, Napoleon und Churchill. Ihre "göttlichen Agenten" sind Laotse Konfuzius, Jesus und der historische Buddha. Na wenn das nicht Stoff für eine neue Verschwörungstheorie ist...
Wir bestiegen als erstes die Treppen zu einem gewaltigen Kloster, das uns an Bilder aus Nepal erinnerte. Auf halben Wege begrüßten uns echtwirkende Löwen, aus deren aufgerissenem Maul lieblicher Gesang ertönte.
Nächster Stopp am größten Heiligtum, dem Tempel der ehrenwerten Frau Xu. Als wir ihn betraten, kam er uns eher wie ein Reisegruppenabfertigungstempel vor. Die Statue der Frau Xu, auch Königin des Landes genannt, war wieder gänzlich anders. Anders als bisher gesehene Statuen Heiliger und anders, als wir sie uns vorgestellt hatten. Die Frau Xu ist ein mächtiges dickes Weib. Und wir konnten beim besten Willen nichts Schönes an ihr finden. Wir nehmen an, dass es sich um ein Fruchtbarkeitssymbol handelt, was die Leibesfülle erklären würde. Auch stand sie früher auf dem Sam-Berg, wo sich ebenfalls die Reste eines Shiva-Heiligtums befinden, die genauso Fruchtbarkeit symbolisieren.
Bevor wir den Berg mit unseren Mopeds erklommen, besuchten wir noch die Tay-An-Pagode, die mit über 200 lebensgroßen dunklen Statuen aller Weltreligionen geschmückt ist. Die Fahrt zur Spitze des Berges war sehr serpentinenreich, die Aussicht von oben grandios und das Hinduheiligtum sehr gepflegt. Da wir Sonnenuntergang gebucht hatten, stand es uns frei die 100m² des Sam-Gipfels die nächsten 2 Stunden zu erkunden oder in einer der Hängematten zu relaxen. Wir entschieden uns für ein wenig Englischnachhilfe für unseren Guide, Verzicht auf den Sonnenuntergang und zurück zum Hotel. Es waren reichlich Eindrücke gewesen und unser Magen signalisierte Hunger.
Schon den Tag zuvor waren wir um das duftende Straßenessen herumgeschlichen, heute wollten wir es probieren. Hier sprach man kein Englisch mehr und nicht nur wir hatten Berührungsängste. Doch ein freundlicher Gast winkte uns heran und machte uns und den Betreibern Mut dieses "Risiko" einzugehen. Die Preise wurden sicher für uns etwas nach oben korrigiert, aber der eine Dollar für ein gegrilltes Steak mit Reis und einer Suppe waren es allemal wert, es war köstlich.

Tagestour Teil1

Das Frühstück im Vinh Phuoc war sicher unschlagbar preiswert, aber auch sehr einfach und nicht gerade üppig. Wir waren wie immer zeitig dran, aber unsere Guides auch. Fast konspirativ wurde uns zu geflüstert, dass sie im Lokal neben an warten. Wir bekamen jeder einen Helm verpasst, die super passten. Die Fahrer gehörten einer größeren Gruppe organisierter Mopedfahrer an (Happy Motobike Tours). Beide fuhren sehr gut und sind ein prima Gespann. Der Ältere kannte sich sehr gut in der Gegend aus und wusste viel über Land und Leute. Da er kein Englisch spricht, kam der Jüngere ins Spiel, dessen Englisch nicht perfekt war, aber zur Not schlug er in seinen selbstgerfertigten Wörterbüchern nach. So profitieren beide voneinander. Sie awren super umsichtig und hielten uns schon mal zurück, wenn wir im falschen Moment in den Straßenverkehr springen wollten.
So machten sie uns auf dem Weg auf spezielle Highlights aufmerksam. Dazu gehörte auch "Cat Mountain" auch wenn die Felsfigur eher an einen Drachen oder ein Pferd erinnert. An Fisch- und Entenfarmen hielten wir an. Immerhin gedeiht hier eine ganz besondere Rasse in pink. Doch Spaß beiseite, man färbt die armen Tiere ein, um Eigentumsfragen leichter zu klären. Wir konnten zu sehen, wie mühselig die Herstellung von Palmzucker ist und die Früchte der Zuckerpalme bestaunen.
Im Vogelschutzgebiet "Tra Su" holte uns die sozialistische Realität ein. Man feierte eine Brigadefeier?! und der normale Betrieb ruhte. Kein Bootsführer für die Ruderboote war auffindbar. Der ca. 30m hohe Turm war aber zu begehen und bot eine fantastische Aussicht, die Appetit auf mehr machte. Unsere Guides waren verzweifelt, war doch die Bootstour ein Bestandteil unserer Vereinbarungen. Schließlich mussten wir uns zum offiziellen Bootshafen begeben und das teure doofe Motorboot nehmen. 180000VND für ein Boot mit Bootsführer ohne Zeitbeschränkung. Was mögen unsere Guides gedacht haben, das war fast ihr Tagesverdienst... Sie kamen kurzer Hand mit, als Beschützer?, als Touristen?, auf jeden Fall als Fotografen mit Handycamera. Ein Wald im Wasser. Unglaublich viele verschiedene Vögel, die aufgeschreckt durch das Motorengeräusch aufflogen. Nach und nach schärfte sich der Blick und wir machten auch ihre Nester oben in den Wipfeln aus. Wenn der Motor mal ruhte, war ein vielschnabliges Gezwitscher zu hören und wir glitten zum Greifen nah an für und völlig unbekannten Vogelarten vorbei. Nach einer Stunde Boot fahren verließen wir das Schutzgebiet wieder über diese halsbrecherische Fähre, bei der man sich gegenseitig half das bepackte Gefährt die steile Böschung hoch zu schieben.

Sonntag, 14. Februar 2010

Fahrt ins Mekong Delta

Mit einem Cappucino (für den Stefan erst in einem Restaurant Zucker besorgen musste) und leckeren Backwaren vom Straßenstand steuerten wir das Reisebüro an, das uns unsere Tour nach Chau Doc organisieren sollte. Unser Plan war es durch das Mekong Delta nach Chau Doc zu reisen und von dort mit dem Schnellboot nach Phnom Penh zurück zu kehren.
8:00 Uhr, nein besser noch 7:50 Uhr sollten wir vor Ort sein, da der Busbahnhof sehr weit außerhalb liegt und wir bis dort hin 1 Stunde benötigen würden. Wir haben reichlich Saigoner Straßenverkehr erlebt, um zu wissen, dass es sehr dicht werden kann. Zu unserer Überraschung wurden wir auf 2 Mopeds gebeten, nicht ohne uns vorher entsprechende Helme zu verpassen. (Nun verstanden wir auch die Frage nach unserem Gepäck bei der Buchung) Nun hatten wir es 7 Monate geschafft diesen selbstmörderischen Fahrten auf zwei Rädern zu entgehen und gerade hier, wo jährlich 12000 Menschen im vietnamesischen Straßenverkehr sterben, ließ man uns keine Wahl. In der Weltstatistik rangiert Vietnam übrigens damit ganz vorn. Doch unsere Fahrer manövrierten uns sicher und schnell durch den Verkehr. Abgesetzt in einem anderen "Reisebüro" nun nur noch zwischen Einheimischen und jeder Art von Gepäck warteten wir geduldig, was man als Nächstes mit uns anstellen würde. Ein Kleinbus brachte uns zum großen Busbahnhof und der Fahrer führte uns persönlich zu unserem nächsten Reisegefährt. Ein neuer Ford-Kleinbus, der 20 Einheimische + Kinder, den Fahrer und uns, wir natürlich auf dem Beifahrersitz, aufzunehmen mehr oder weniger in der Lage war. Chau Doc stand ganz offiziell, wie bei den großen Bussen am Fenster und kaum Platz genommen ging es auch schon los. Lange fuhren wir wieder durch dichte Bebauung. Erst im Mekong Delta gab es sie wieder, die herrlich grünen Reisfelder. Die Straße ist stark befahren und 2 Situationen zeigten uns wie gefährlich, doch wir hatten einen erfahrenen Fahrer. Was es gar nicht gab, waren die tierischen Hindernisse, die wir von Kambodscha und Laos gewöhnt sind. Beeindruckend waren die Überquerungen der breiten Mekongarme. Beim ersten Mal fuhren wir über die 1535m lange My Thuan Brücke, ein Geschenk Australiens und eine faszinierende Konstruktion. Das zweite Mal nutzten wir eine Fähre mit einem Fähranleger, an dem 4 große Autofähren gleichzeitig abgefertigt werden konnten.
Ziemlich genau 6 Stunden später kamen wir in Chau Doc an. Der Fahrer hielt im Stadtzentrum an einer Busstation, an der bereits viele Einheimische auf ihre Fahrt in Richtung Ho Chi Minh City warteten. Uns kostete das ganze Abenteuer 10$ pro Person. Natürlich wurden uns beim Aussteigen die üblichen Dienstleistungen, wie Moto und Cyclo, offeriert. Das Zentrum von Chau Doc ist jedoch überschaubar, so dass wir uns zu Fuss auf die Suche nach den ca. 10 Unterbringungsmöglichkeiten und etwa genau so vielen Restaurants aufmachten. Top1 unseres Reiseführers hatte nur eine Nacht frei. Doch gleich gegenüber erhielten wir ein geräumiges, sauberes Zimmer mit Ventilator für nur 10$ pro Nacht. Im angeschlossenen Reisebüro, welches nach Stefan Loose einen routinierten Tour-Service anbietet, mussten wir feststellen, dass sie sich das auch gut bezahlen lassen. So sollte das Expressboot nach Phnom Penh 24$ kosten und ein Tagesausflug zum Vogelschutzgebiet 50$ , zum heiligen Sam-Berg 10$ für 2 Personen. OK. Also doch wieder selber organisieren.
Wir wendeten uns zum Fluss, um direkt zum Fährableger zu gelangen. Unterwegs bot man uns diverse Bootstouren an, doch wo die Fähre nach Phnom Penh ablegt, konnte oder wollte man uns nicht sagen. Wir blieben hartnäckig und nach einigem Hin- und Her führte uns ein junger Vietnamese zu dem Reisebüro, in dem wir für 18$ pro Person, wie im Reiseführer beschrieben, unsere Tickets für das Expressboot erwarben, inklusive Abholung vom Hotel. Dankbar begaben wir uns daraufhin in sein Boot, obwohl wir nicht erwartet hatten in so einer Nussschale eine Tour zu machen und er durchaus den Versuch unternahm sein Angebot von 50000VND pro Boot auf pro Person zu erhöhen.
Trotzallem war es fantastisch durch das schwimmende Dorf gerudert zu werden und die untergehende Sonne, die Stille und die einmalige Atmosphäre zu genießen. Ziel war das Cham-Dorf, eine der Touristenattraktionen. Die Cham, die hier schon immer siedelten (bereits seid 192 n. Chr.) und somit die eigentlichen Ureinwohner darstellen, unterscheiden sich mittlerweile auch in ihrer Religion von den Vietnamesen und den Khmer, die hier auch noch leben. Ihrer Geschichte nach sind sie Hinduisten, aber mehr und mehr gehören dem Islam an.
In dem Dorf gibt es einen Webstuhl zu besichtigen, doch Hauptziel ist die Vermarktung der Produckte. Wir erwarben eine schöne Kokusnusskette und eine Erfrischung.
Auch auf der Rückfahrt versuchte unser Bootsführer seine kleinen miesen Tricks, verfälschte die Zeit und versuchte auch für den nächsten Tag Touren zu offerieren. Wir zahlten unsere 50000VND und wehrten jeden weiteren "Angriff" ab, in dem wir ihm unsere Meinung, über seine Art Geschäfte zu machen, deutlich mitteilten.
Für unser Abendbrot wählten wir das chice neue Hotel in unserer Straße. Während wir auf unser Essen warteten, gesellte sich der Sohn des Hotelinhabers zu uns und fragte im höflichsten Englisch, ob er mit unserer Hilfe seine Sprachkenntnisse aufbessern dürfte. Aber gern. So konnten wir unsere natürliche Neugier in einem lustigen Frage-Antwort-Spiel nachgeben.Der junge Mann war 12 Jahre alt und hilft in den Ferien im Familienunternehmen. Hobby, wie bei wohl allen Kindern auf der Welt, die sichs leisten können, Computer spielen.
Wie es der Zufall manchmal will, kam während unseres Essens eine Gruppe organisierter Mopedfahrer mit einer Gruppe Weißnasen von einer Tagestour zurück. In ziemlich gutem Englisch, was in dieser Gegend Vietnams eine Seltenheit ist, fragte man nach unseren Plänen. Im gemeinsamen Gespräch kristallisierte sich unsere Tour für dn nächsten Tag heraus und zu einem anständigen Preis, 10$ pro Tag pro Person. Es scheint also zu zutreffen, was im Reiseführer steht:"Du musst sie nicht suchen, sie finden dich!" Wir waren sehr gespannt.

Geschichtsnachmittag

Den Nachmittag verbrachten wir im Wiedervereinigungspalast. Das Gebäude aus den 60iger Jahren soll in seinem Grundriss dem chinesischen Schriftzeichen "Hung" ähneln, das "Ewiger Wohlstand für die Nation bedeutet" und ist tatsächlich keine Schönheit. Wir kauften uns Tickets für 15000VND pro Person und machten unsere eigene Führung. Über mehrere Stockwerke konnten wir sowohl Privatgemächer, als auch Räume für offizielle Anlässe besichtigen. Alles hatte noch den Charme der 60iger und selbst die Wohnräume strahlten keine Gemütlichkeit aus, auch wenn sie um einen Innenhof mit japanischem Garten in ca. 10m über dem Erdboden angesiedelt waren. Hier war auch das Hauptquartier für die Verteidigung Südvietnams untergebracht, welches mit großer Genugtuung aber auch ein wenig Siegermentalität dargestellt wurde. Im Kellergeschoss befanden sich der Funkraum und die Räume für strategische Besprechungen, als hätte man sie gerade verlassen. Ein durchaus historischer Platz, markiert doch der Durchbruch eines Panzers der nordvietnamesischen Armee am 30. April 1975 durch das Gittertor das Ende des Krieges.
Beim Verlassen des Gebäudes trafen wir 3 Studenten aus Sachsen, die gerade aus Hue geflogen kamen und auf Grund ihrer schlechten Erfahrungen in Nordvietnam positiv überrascht von Saigon waren.Wir tauschten Erfahrungen aus, da sie über Phnom Penh und Siem Reap nach Hause reisen wollen.
Man will es kaum glauben, aber hier gibt es tatsächlich Döner Kebab und der schmeckte gar nicht so schlecht. Einzig das Brot hatte so einen leichten Nebengeschmack nach Anis. Den Rest des Abends zog es uns wieder in unser Lieblingsstraßenlokal. Hier hatten wir eine weitere spannende Begegnung. Der Vietnamese, der sich an unseren Tisch setzte plauderte mit uns auf Englisch, Russisch und Khmer.Ein irres Sprachgemisch. Und aus der normalen Plauderei wurde ein intensives Gespräch über Politik. Dabei waren wir überrascht, wie gut er sich in der deutschen Politik auskannte. Wir müssen zu unserer Schande gestehen, dass wir zu dem Zeitpunkt noch nicht einmal wussten, wie der Präsident Vietnams heißt. Es gibt aber auch keinen Personenkult in Vietnam. Einzige Ausnahme "Onkel Ho", der überall verehrt wird. Unser Gesprächspartner stammt aus dem Norden Vietnams nahe der Chinesischen Grenze und hatte bereits einige Reisen durch Europa unternommen. Er ist Ingenieur mit einem Monatsverdienst von 800$, verheiratet und hat 2 Kinder. Auch seine Frau ist berufstätig mit einem Einkommen von 1000$. Er berichtete stolz, dass sie eine Wohnung mit 4 Zimmern gekauft haben für 200000$. Er war zwar sehr Russland freundlich eingestellt, kritisierte jedoch deren aktuellen Investitionen.

Samstag, 13. Februar 2010

Cho Lon

Leckereien aus unserer Lieblingsbäckerei sind der richtige Start in den Tag, besonders wenn man sie mit einem Latte auf der hauseigenen Terasse genießt.
Mit dem Stadtbus ließen wir uns ins chinesische Viertel, Cho Lon, bringen. Fast eine halbe Millionen chinesischer Einwanderer leben hier, die meisten schon seit mehreren Generationen. Cho Lon bedeutet großer Markt und das war auch einer der Hauptgründe, warum wir uns dorthin aufmachten, hatten wir doch unsere Einkaufsliste noch nicht abgearbeitet. Der als schönster Markt der Stadt angepriesene Bin Tay kam uns eher wie ein Großmarkt vor. Die Abpackungen erinnerten an Metro. Vom Gründer des Marktes gibt es eine vom Tellerwäscher (Altglas sammelnden Jungen) zum Millionär (Erbauer des Majestic Hotels) Story. Auch auf den anderen Märkten waren wir nicht erfolgreich. Dafür genossen wir das bunte Treiben und die sehenswertesten Pagoden der Stadt. In die rauchgeschwängerte Thien Hau Pagode zog es uns schließlich hinein. Wie der Name schon verrät, ist sie der Göttin Thien Hau gewidmet, die als Kind von ihrem Vater vor dem Ertrinken gerettet wurde und seither die Beschützerin der Seeleute ist. Nach der Machtübernahme der Kommunisten beteten und opferten viele Chinesen gerade hier, ehe sie die Flucht übers Meer ergriffen. Ihrer heile Ankunft und der darauffolgenden Geschenke und Spenden verdankt die Pagode ihren Reichtum. Fantastische Seidenbilder mit 3D-Optik und farbenfrohe Reliefs, die Szenen chinesischer Mythen darstellen, schmücken die Wände. Um so tiefer man dringt, um so dichter wird der Qualm der Räucherstäbchen und leicht benebelt gelangten wir wieder ins Freie.
Ein wenig mussten wir schon nach der Haltestelle vom nächsten Stadtbus suchen, doch so bald er kam winkten wir ihn uns professionell heran.

Freitag, 12. Februar 2010

Ho Chi Minh City

Ganz anders als in Kambodscha kamen wir mit den unteschiedlichsten Menschen schnell in Kontakt. So trafen wir auf einen Hessen, der schon einige Jahre in Asien lebte. Ein intensives Gespräch entspann sich. Von Privat bis Politik wurde alles ausgetauscht und man verabschiedete sich mit besten Wünschen für seine Idee, hausgemachte Marmelade in Thailand zu vermarkten. Zum Ausklang des Abends besuchten wir ein Straßencafe, das bedeutet hier eine Ansammlung von Menschen auf niedrigen Plastestühlen, alle mit Blick zur Straße angeordnet. Gemütlich und voll. Doch unser Zögern veranlasste die Betreiber eine Ecke mit zwei Stühlen für uns freizumachen und so wurden wir Teil des für uns unbekannten Geschehens. Ausgerechnet hier kamen wir mit einer Khmerfrau ins Gepräch, die Kambodscha mehr oder weniger den Rücken gekehrt hatte und ungewöhnlicherweise Bier trank und rauchte. Binnen kürzester Zeit kannten wir ihre Lebensgeschichte, zumindest den Teil, den wir mit unserem lausigen Englisch und trotz des Verkehrslärms verstehen konnten.
Am nächsten Morgen wurden wir von der erwachenden Stadt geweckt. Mit dem entsprechenden Frühstückshunger besuchten wir eine nahegelegene fränzösische Bäckerei, Tous Les Jours, bei der wir uns mit absolut leckeren Köstlichkeiten eindeckten. Ein positives Erbe der fränzösischen Kolonialzeit. Nun konnten wir Saigon frischgestärkt erkunden. Sai Gon oder auch Saigon, wie die Franzosen es nannten, ist heute Distrikt Nr.1, die Innenstadt von Ho Chi Minh City.
Die Stadt ist überall geschmückt mit Fahnen und Spruchbändern. Man feierte gerade den 80. Geburtstag der Kommunistischen Partei, die seit Ende des Vietnamkrieges die Sozialistische Republik Vietnam als einzige regiert. Das passt sich aber in das ansonsten modern und westlich gepägte Bild sehr gut ein. Auffallend sind die vielen gepflegten und liebevoll gestalteten Grünanlagen und Parks. Auch die historischen Gebäude, wie das alte Rathaus (1901-1908 erbaut), das alte Opernhaus (1900 eröffnet) oder die neoromanische Kathedrale Notre Dame (1877-1883 erbaut) sind in einem hervorragenden Zustand. Ständig wird alles gefegt und überall sind Papierkörbe. Abwaschwasser wird an die vielen Blumenrabatten und Bäume gegossen. An vielen Stellen werden Hochhäuser gebaut und großflächig abgerissen. So kam es vor, dass wir mit unserem Reiseführer statt vor einem Kolonialbau vor einer Baugrube standen.
So schön die bereits fertigen Gebäude auch sind, die eingezogenen Gucci, Armani und Co vermitteln Beliebigkeit.Die Erfahrungen auf den Märkten waren sehr unterschiedlich. Vom großen Ben Than flüchteten wir, da man an uns ständig rumzerrte, uns anfasste und festhielt, auch wenn wir nur vorüber schlenderten. Auf anderen Märkten war kaum Handeln möglich und dann wieder wie gewohnt, große Handelsspannen. Auffallend viel qualitativ hochwertige Waren.
Ein absolutes Muss ist die Pagode des Jadekaisers, Chua Ngoc Hoang, offiziell Schildkrötenheiligtum genannt, was auch die viel zu vielen Schildkröten in einem Wasserbecken neben dem Eingang erklärt. Der Jadekaiser, dem die um 1900 von Kanton-Chinesen errichtete Pagode gewidmet ist, gilt als Wächter des Tors zum Himmel. Wir fanden dieses Kleinod nur mit der freundlichen Hilfe von Einheimischen, denn die Pagode liegt relativ unscheinbar in einem für Saigon typischen Wohnviertel. Das Heiligtum besteht aus einem Gebäude der kaum noch vorhandenen wirklich uralten Saigoner Bebauung. Der ungepflegte wirkende Zustand hängt wohl damit zusammen, dass im geschäftigen Betrieb über die Jahrhunderte niemand so recht Zeit gefunden hat. Beeindruckend die Skulpturen und Holzschnitzereien in einer Art, wie wir sie noch nie vergleichbar gesehen haben.
Fußlahm probierten wir für den Rückweg Saigons öffentlichen Nahverkehr aus. Wunderbar einfach, super billig (3000VND pro Person) in einem alten Bus mit super moderner Videoanlage. Natürlich fuhren wir erstmal in die falsche Richtung.
Das Abendessen war außergewöhnlich gut und dazu ein Saigon Grün (einheimisches Bier) mit Blick auf das Treiben der Straße. Dabei fiel uns auf, dass die Mädels hier nicht im Damensitz, wie in Kambodscha üblich auf den Mopeds sitzen und auch selten Rock tragen. Traditionell trägt Frau hier eher Hose. Und ganz traditionell ist der Ao Dai, was übersetzt langes Kleid bedeutet, tot chic ist und mit einer weiten Hose getragen wird. Und da wir schon mal bei der Mode sind. In Vietnam besteht Helmpflicht. Typisch für Asien, es gibt Helme in jeder Moderichtung. Hier trägt man Feuerwehr- oder Tropenhelme, Hüte mit Krempen oder Polokappen, mit Bärchen oder im Lederlook und das in aleen Farben und Mustern. Selbst Stahlhelmformen der verschiedensten Armeen haben wir gesichtet.