Sonntag, 14. Februar 2010

Geschichtsnachmittag

Den Nachmittag verbrachten wir im Wiedervereinigungspalast. Das Gebäude aus den 60iger Jahren soll in seinem Grundriss dem chinesischen Schriftzeichen "Hung" ähneln, das "Ewiger Wohlstand für die Nation bedeutet" und ist tatsächlich keine Schönheit. Wir kauften uns Tickets für 15000VND pro Person und machten unsere eigene Führung. Über mehrere Stockwerke konnten wir sowohl Privatgemächer, als auch Räume für offizielle Anlässe besichtigen. Alles hatte noch den Charme der 60iger und selbst die Wohnräume strahlten keine Gemütlichkeit aus, auch wenn sie um einen Innenhof mit japanischem Garten in ca. 10m über dem Erdboden angesiedelt waren. Hier war auch das Hauptquartier für die Verteidigung Südvietnams untergebracht, welches mit großer Genugtuung aber auch ein wenig Siegermentalität dargestellt wurde. Im Kellergeschoss befanden sich der Funkraum und die Räume für strategische Besprechungen, als hätte man sie gerade verlassen. Ein durchaus historischer Platz, markiert doch der Durchbruch eines Panzers der nordvietnamesischen Armee am 30. April 1975 durch das Gittertor das Ende des Krieges.
Beim Verlassen des Gebäudes trafen wir 3 Studenten aus Sachsen, die gerade aus Hue geflogen kamen und auf Grund ihrer schlechten Erfahrungen in Nordvietnam positiv überrascht von Saigon waren.Wir tauschten Erfahrungen aus, da sie über Phnom Penh und Siem Reap nach Hause reisen wollen.
Man will es kaum glauben, aber hier gibt es tatsächlich Döner Kebab und der schmeckte gar nicht so schlecht. Einzig das Brot hatte so einen leichten Nebengeschmack nach Anis. Den Rest des Abends zog es uns wieder in unser Lieblingsstraßenlokal. Hier hatten wir eine weitere spannende Begegnung. Der Vietnamese, der sich an unseren Tisch setzte plauderte mit uns auf Englisch, Russisch und Khmer.Ein irres Sprachgemisch. Und aus der normalen Plauderei wurde ein intensives Gespräch über Politik. Dabei waren wir überrascht, wie gut er sich in der deutschen Politik auskannte. Wir müssen zu unserer Schande gestehen, dass wir zu dem Zeitpunkt noch nicht einmal wussten, wie der Präsident Vietnams heißt. Es gibt aber auch keinen Personenkult in Vietnam. Einzige Ausnahme "Onkel Ho", der überall verehrt wird. Unser Gesprächspartner stammt aus dem Norden Vietnams nahe der Chinesischen Grenze und hatte bereits einige Reisen durch Europa unternommen. Er ist Ingenieur mit einem Monatsverdienst von 800$, verheiratet und hat 2 Kinder. Auch seine Frau ist berufstätig mit einem Einkommen von 1000$. Er berichtete stolz, dass sie eine Wohnung mit 4 Zimmern gekauft haben für 200000$. Er war zwar sehr Russland freundlich eingestellt, kritisierte jedoch deren aktuellen Investitionen.

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