Freitag, 30. April 2010

Bali - erste Erlebnisse

Einen kurzen Abstecher nach Indonesien wollten wir noch machen, wenn wir schon hier unten sind. Den Äquator zum ersten Mal überqueren, "lebendige Vulkane sehen" und noch einmal eine andere Kultur bestaunen...
Von Phnom Penh flogen wir mit Jetstar nach Singapore, wo wir einen "kurzen Aufenthalt" von 7 1/2 Stunden hatten. Jetstar ist eine der hier populären Billigfluglinien und hat keinen Checkin im Transitbereich, so dass wir nach Singpore einreisen mussten. Im Nachhinein stellte es sich als sehr gut heraus, da wir so den gesamten Flughafen für uns hatten, einschließlich eines Supermarktes im Keller in dem wir einen Adapter für unseren Ladegerätstecker kauften. Wir hatten völlig vergessen, dass das System hier überhaupt nicht mehr passt. Die Steckdosen im Flughafen sind alle mit einem kleinen Schloss versehen, doch in den Restaurants und auch im Gate wird man fündig und dann kommt der Adapter zum Einsatz. So verging mit dem vielen Organisieren die Zeit sehr schnell. Beim "Ausreisen" stellte Steffie fest, dass sie keine Imigrationcard mehr hatte. Verloren oder gar nicht bekommen, da die Einreisebeamte etwas irritiert war, als wir Transit nach Bali angaben? Unkompliziert, allerdings an einem extra Schalter für solche Fälle, stellte man Steffie eine Neue aus, so dass sie nun ordnungsgemäß ausreisen durfte. Der Flug nach Bali ging in den Sonnenuntergang und endete in völliger Dunkelheit in Bali. Etwas angegangen von dem langen Tag erlebten wir nun ein Schauspiel der besonderen Art. Mit Grauen sahen wir die langen Schlangen. Doch zuerst bezahlten wir unsere Visagebühr von je 25$ und dieses Prozedere ging super schnell und unkompliziert. Nun hieß es sich einreihen und abwarten. Es wollte so gar nicht vorwärts gehen. Unsere erste Vermutung, dass der Fingerscan beider Hände plus Foto und Stempel so viel Zeit in Anspruch nimmt, wurde nicht bestätigt. Obwohl auf großen Plakaten angekündigt, fiel das Scannen weg. Foto, Stempel und ein schief bedrucktes Visum einkleben kostet aber auch Zeit und wenn nur die Hälfte der Plätze besetzt ist, dann dauert die Einreise für die Passagiere einer Maschine eben mindestens eine Stunde.
Am Ausgang entdeckten wir sofort unseren Abholservice und nach nur 5 minütiger Fahrt erreichten wir unsere Luxusunterkunft. Das Radiant Hotel, mitten in einem außerhalb von Kuta gelegenen Stadtteil gebaut, war sehr nett gestaltet und mit viel Wasser und Grün ausgestattet. Die Zimmer sind kleine Schmuckstücke und Möbel, Wandgestaltung, Lampen,... passen zueinander. Es ist eine Augenweide, supermodern mit LCD-Fernseher und DVD-Player? Wifi war angekündigt, das Passwort ausgehändigt, aber der Unterton sagte uns, dass in diesem Teil der Welt nicht alles so geschieht, was uns mit lächelnden Gesichtern versprochen wird. Den Pool weihten wir dann um Mitternacht ein. Der südliche Sternenhimmel und ein Vollmond direkt über unseren Köpfen bildeten das entsprechende Ambiente. Obwohl wir die einzigsten Gäste am Pool waren, wurden wir mit einer Illumination, die allem Anderen angemessen war, verwöhnt. Für 53$ pro Nacht erhält man hier die Luxusvariante.

Auch bei Tag ein Genuss
Obwohl gerade das Frühstück besonders angepriesen wurde, fiel es nach unserem Geschmack eher bescheiden aus und machte uns zusätzlich die Entscheidung leicht, Kuta den Rücken zu kehren. Der Shuttelservice des Hotels setzte uns vor einem Einkaufszentrum irgendwo in Kuta ab. Kaum ausgestiegen, gerieten wir gleich in die Fänge einer Promotionaktion. 3 Sterne, Hauptgewinn (1000$ oder 250$ Gutschein oder Sony-Videocam oder ein Urlaub im promoteten Hotel). Wir müssen nur 60 Minuten Werbung über uns ergehen lassen und der arme Werber (aus Osttimor?) erhält 50 Punkte und 50$. Ein gewisser Reiz war da, doch nachdem Stefan die verantwortlichen Weißnasen gesehen hatte, drehte er dem Hauptgewinn den Rücken zu und wir setzten unseren Fuß erstmals wirklich auf balinesischen Boden. Nichts wirklich spektakuläres wollte uns auf unserem Weg zum Busbahnhof begegnen, begleitet von den Transportangeboten und Promotionaktionen. Das Angebot eines kleinen Taxiunternehmens, Shuttelservice nach Ubud für nur 40000 Rupien/Person (4$), fanden wir angemessen. So wurden wir wiedereinmal bequem und gut unterhalten (Musik und Informationen) an unser Ziel gebracht. Guesthouses, hier auf Bali Homestay genannt, gibt es viele, fast alle zum gleichen Preis, aber von unterschiedlicher Qualität. Wir schauten uns einige an und stiegen im Brata ab, welches wir im Internet vorher ausgesucht hatten. Es hat hübsche, kleine Häuser im ansonsten mit Tempeln bebauten Garten. Das Zimmer selber könnte mal wieder etwas frische Farbe gebrauchen, aber der Preis ist mit 125.000$/Nacht mit Frühstück ok. Ubud ist nicht preiswert. Mit etwas Glück entdeckten wir aber eine kleine Gaststätte in der Gootama, in der "indonesische Hausmannskost" angeboten wird. Es war auch das einzige Restaurant, welches eine stattliche Anzahl an Gästen aus aller Herrenländer aufweisen konnte. Essen konnten wir dort für ca. 1 1/2$ pro Person, auch das berühmte Nasi Goreng oder Mie Goreng oder Sate Spießchen..., ansonsten bezahlt man in den unzähligen aber leeren Restaurants das 3 bis 4fache. Total übermüdet bummelten wir noch über den "Pasar" und genossen die Schönheit der Handarbeiten.
Am nächsten Tag, nach einem wirklich außergewöhnlichen und schmackhaften Frühstück, setzten wir unseren Bummel fort und ergänzten ihn mit einem Mix aus Kultur und Natur im Monkey Forest. Es waren weniger die Makaken, die uns anzogen, kennen wir doch ihre räuberische und aggressive Ader, sondern das Stückchen Regenwald, das es hier auf heiligem Boden geschafft hat zu überleben. Es war eine super schöne Oase, in der der Stadtlärm Pause hatte, um dem Urwaldkrach Platz zu machen. Nur ab und zu hörten wir einen Aufschrei, wenn mal wieder ein Tourist von einem Affen überfallen wurde, der unvorsichtigerweise am Eingang Bananen erworben hatte. Für den morgigen Tag planen wir in die Mitte der Insel aufzubrechen. Mit dem Bemo und 2 mal umsteigen könnten wir preiswert und local reisen, aber wissen auch, dass wir uns dabei in Geduld üben müssen. Die vielen Taxifahrer an der Busstation warten hoffnungsvoll auf unser Scheitern. Wir sind gespannt.

Dienstag, 27. April 2010

Wir waren an unserer letzten Station der Rundreise durch Yunnan angekommen, Dali, dem "Paradies der Rucksacktouristen". Mit leider einem kleinen unkomfortablen Bus bewältigten wir die Strecke Lijiang - Dali in immerhin 3,5 Stunden. Wir ließen uns am Abzweig zur Altstadt absetzen und mussten den restlichen Kilometer laufen. Die "Taxen", die bereit standen, winkten ob der geringen Distanz ab. In China läuft man solche Strecken. Unsere neue Unterkunft, die "Tibetan Lodge" war gut zu finden, einfach und sauber. Wir buchten 2 Zimmer mit Loft für die Kinder.
Die Altstadt von Dali betritt man durch eines der Stadttore, da sie von einer 7m breiten und 8m hohen Stadtmauer umgeben ist. Die Urbevölkerung, die Bai, leben hier bereits seit 3000 Jahren und die Stadt selbst, mit ihrem ungewöhnlich fast quadratischen Grundriss, ist bereits 600 Jahre alt. Landschaftlich eingebettet zwischen Erhai-See und den über 4000m hohen Cangshanbergen, liegt Dali selber auf einer 1900m hohen Hochebene. Nach all dem, was uns schon geboten wurde, wirken Stadt und Natur im ersten Eindruck eher unspektakulär. Hier trifft man auf viele Backpacker und Aussteiger und es stellt sich einem die Frage, ob Dali die Menschen prägt oder andersherum. Und Straßennamen, wie die "Auslaenderstrasse", lassen so manche Vermutung zu.
Doch Dali hat durchaus seine Sehenswürdigkeiten. Da gibt es die Schmetterlingsquelle, an der laut Reiseführer und Internet gerade jetzt ein Baum mit schmetterlingsähnlichen Blüten dicht von Schmetterlingen umschwärmt sein soll. Diesem Naturereignis ist ein eigenes Fest gewidmet. Doch unsere Rezeption winkte ab und meinte, dass die Schmetterlinge erst nächsten Monat kommen. Da man in China mit dem Mondkalender rechnet, kann es durchaus gravierende Verschiebungen geben.
Nur 2 Kilometer von der Altstadt entfernt steht das Wahrzeichen Dalis, die 3 Pagoden des Chongshen Klosters. Schon beim Vorbeifahren bewunderten wir die ungewöhnliche Architektur. Die Höchste ist fast 70m hoch und 836 erbaut. Aber 121 Yuan Eintritt, nur um sie von Nahem zu sehen?
Da wären auch noch die Tempel in den Westbergen, verbunden mit einer Gondelfahrt und Wanderung, doch das hatten wir ja alles schon. So fiel unsere Entscheidung zu Gunsten des als einmalig angepriesenen Montagsmarktes aus, zu dem die Menschen aus ganz Yunnan kommen sollen. Der Markt von Sharpin war lange nicht so großartig, wie erwartet. Für Marie war es allerdings sehr interessant einem Wanderzahnarzt über die Schulter schauen zu können und auch einem Ohrenarzt konnten wir bei der Arbeit zu sehen. Die Handelsspannen verschlugen einem die Sprache, auch weil die Waren am Ende selbst für unser asiengewöhntes Preisgefühl unglaublich preiswert waren. Früher als geplant waren wir mit dem Rundgang über den Markt fertig und so schlug uns der Fahrer, des von uns gemieteten Vans noch einen Stopp an der Seilbahn vor. Nun ja, wir dachten sowieso noch daran die Bergtempel zu besuchen, also warum nicht gleich. Nach nur wenigen, nach unserem Gefühl zu wenigen, Fahrminuten erreichten wir die Seilbahn. Es war nicht die Seilbahn zu den Tempeln, sondern ein "chinesischer Geheimtipp". Wir machten uns den Spaß diese Attraktion zu besichtigen und waren tatsächlich die einzigen Ausländer zwischen den vielen chinesischen Touristen. Die Bahn brachte uns zum Eingang einer wirklich wunderbaren Tropfsteinhöhle von 500m Länge. Da es die Chinesen schön bunt und kitschig mögen, ist sie mit vielen Lichtern und Leuchtschnüren geschmückt. Eine kleine Quelle im Inneren ist sichtbar künstlich angelegt. Zum Schluss wusste niemand mehr, was eigentlich Realität und was Illusion war.
Auch später beim Spaziergang in der restaurierten Altstadt und auf der Stadtmauer war es für uns nicht auszumachen, wo sich die Grenze zwischen historischer Wirklichkeit und von den Chinesen geschaffener historischer Ästhetik befindet.
Mit einem Überlandbus fuhren wir in nur etwas über 4 Stunden zurück nach Kunming. Das selbe Hotel, sogar das selbe Zimmer, der selbe Pub, hier waren wir schon fast heimisch. Den letzten Tag in Kunming genossen wir bei einem Bummel durch die Einkaufsstraßen. Auch hier gibt es alle bekannten Marken zu kaufen, doch auch die chinesischen Eigenproduktionen stecken voller Fantasie, sind einzigartig, chic und dazu noch preiswert. Eigentlich schade, dass sie es trotzdem nötig haben, ihre Waren mit Firmenlogos auszustatten, die an die bekannten Marken erinnern sollen. Das geht hier so weit, dass sogar Automarken nachgemacht werden. Beim genauen betrachten, erkannten wir verfälschte Schilder für Toyota und auch Skoda wieder.
Aus der Erfahrung gelernt, fuhren wir dieses Mal fast 2 Stunden vorher zum Flughafen, auch weil wir ja unsere Taschenmesser einlösen wollten. Doch was für ein Schreck, auf der Anzeigetafel war unseren Flug für 7.50 Uhr angezeigt. In den uns verbleibenden 10 Minuten war das wohl kaum zu schaffen. Verzweifelt versuchten wir an diversen Informationsschaltern herauszufinden, was mit unserem Flug passiert war. Erst am Check in für China Eastern dann die Entwarnung. In China wird auf den großen Anzeigetafeln nicht die Abflugzeit, sondern der Check in angezeigt. Wieder mit der niedlichen kleinen Maschine und der Ausreise beim Zwischenstopp in Nanning verließen wir China.
Für uns stellte sich China als ein unheimlich modernes Land vor. Die überall in der Welt bekannten Billigwaren "Made in China" sahen wir überhaupt nicht, im Gegenteil, die angebotene Qualität überraschte sehr angenehm. Der Umweltschutz wird groß geschrieben und auch praktiziert. Traditionen werden bewahrt und Minderheiten schützt. Sicher ist die große Präsenz der Polizei nicht nur für die Sicherheit auf Chinas Straßen da. Für uns war es aber ein beruhigendes Zeichen in der Nacht alle paar 100m ein rot-blau-blinkendes Licht zu sehenden, ein Zeichen für einen besetzten Polizeiposten. Wir konnten uns völlig frei bewegen und wurden manchmal sogar ein wenig zu sehr umsorgt. Auch hier kann man unterschiedlicher Meinung sein. Nur das Beste für den Touristen aus dem Westen, oder Abschottung von den eigenen Landsleuten?. Wir empfanden es nicht als Abschottung. Mit jeden sind wir ins Gespräch gekommen, der ein wenig Englisch konnte. Angesprochen wurden wir oft, meist allerdings in Chinesisch. Das Sprachproblem ist riesig, da wirklich kaum jemand Englisch spricht, aber durch die kleinen beschriebenen Tricks gut zu umschiffen. Besonders auffallend für uns war, dass wir in allen Berufen auch Frauen antrafen. Selbst die körperlich schweren Arbeiten auf dem Bau werden genauso von Frauen wie von Männern ausgeführt. Sicher ist das nur ein oberflächlicher Eindruck. Arbeitsbedingungen, Menschenrechte, ... all das ist von uns nicht zu beurteilen. Und dann natürlich Tibet. Gern wären wir dorthin gefahren. Für uns war die Reise dafür einfach zu kurz. Offiziell ist die Einreise westlicher Touristen untersagt. An jedem besseren Guesthouse werden aber ganz offen Reisen dorthin angeboten. Es gibt eben, wie bei vielen Dingen zwei Seiten. Und der Kommunismus? Mao ist wieder auf allen Geldscheinen zu sehen Mao-Bibeln in allen Sprachen und "Reliquien" überall zu erstehen und der Blick auf diese historische Figur scheint etwas unreflektiert. Trotzdem ist es nicht so plakativ zur Schau gestellt wie wir es zum Beispiel in Vietnam erlebt haben.
China ist für uns mit Sicherheit noch eine zweite Reise wert, aber nicht mehr in diesem "Urlaub".

Unser nächster Reisebericht wird hier zu lesen sein, wenn wir nach unserer vermutlich letzten großen Reise in Südostasien, aus Indonesien, wiedergekehrt sind.

Sonntag, 25. April 2010

Die Tiger - Sprung - Schlucht

Das sollte der Höhepunkt unserer Reise werden, eine Wanderung durch eine der längsten, tiefsten und engsten Schluchten der Welt. Der Yangtse hat tief sein Bett gegraben und die schneebedeckten Über-5000er-Himalaja-Ausläufer grenzen direkt daran. Die Hutiao (Tiger Sprung) Schlucht streckt sich über 15 km vom Jadedrachen in Lijiang bis zum Haba Schneegebirge in Zhongdian, auch Shangri La genannt. Eine Legende besagt, das der Name der Schlucht vom engsten Punkt her stammt, da dieser, knapp 30 m breit, von einem Tiger übersprungen worden sein soll. Diese Wanderung haben wir lange diskutiert und uns im Internet belesen, waren doch die Beschreibungen dazu sehr unterschiedlich. Richtiges Kartenmaterial gibt es nicht, nur handgemalte Skizzen. Die ganze Bandbreite von sehr schwer und gefährlich bis zu einfach und sehr touristisch konnte man lesen. Die gesamte Strecke soll ca. 23km lang sein und bei gutem Wandertempo sogar an einem Tag zu schaffen sein. Wir hatten uns für die eher gemütliche Variante in 2 Tagen, so hofften wir zumindest, entschieden. Die Wanderrucksäcke hatten wir mit dem Nötigsten gepackt und den Service unseres Guesthouses genutzt, das restliche Gepäck unterzustellen. In Lijiang ist man gut darauf vorbereitet, dass die Touristen Mehrtagestouren, nicht nur in die Schlucht, unternehmen. Unsere Pension bot sogar verschließbare Schränke für die zurück gelassenen Sachen an. Mittlerweile haben wir eine gewisse Übung entwickelt mit den richtigen Zetteln voller Zeichen in der Hand die Dinge zu organisieren. Der kleine Bus in der Long-Distance-Bus-Station war schon halb voll. Anhand der Ausrüstung konnten wir feststellen, alle hatten das gleiche Ziel. Nach einem Stopp zum Füllen des Wassertanks für die hier in den Bergen so wichtigen wassergekühlten Bremsen, kamen wir nach 2 1/2 Stunden am Ausgangspunkt unserer Wanderung an. Die chinesisch sprechenden Guides, die sich auf die Passagiere stürzen wollten, schauten uns sehr irritiert an. Keiner konnte ein Wort Englisch, was sie in diesem Moment sicher bereuten. Den Einstieg in den Trail verdankten wir einem mitreisenden Koreaner, der allerdings auch kaum Englisch spricht. Dafür hat er, im Gegensatz zu uns, einen Stapel dieser begehrten Skizzen und Beschreibungen über die Wanderwege verschiedenster Art. Jeder warnte uns eigentlich davor diese Tour allein zu machen und die Kosten für einen Guide sind mit 580 Yuan/Person entsprechend hoch, zu hoch für uns, um es anzunehmen. Nach schon 100m ist Schluss. Ein sehr offiziell aussehender, gut Englisch sprechender Chinese erklärt uns, dass die Schlucht für Ausländer gesperrt sei. Schon wieder. China ist wirklich rigeros. In der Schlucht wird gebaut, es finden Sprengarbeiten statt. Die Gefahr, dass Ausländer zu Schaden kommen, was sicherlich international ausgeschlachtet werden kann, ist dem Land zu groß. Natürlich könnten wir aber gehen, auf eigenes Risiko und ohne Eintrittsgebühr und -karten als Nachweis. Selbstverständlich ließen wir uns nicht aufhalten, da ja auch unser Wanderweg von den Baumaßnahmen nicht direkt betroffen war. Auch die anderen Wandergenossen, meist Chinesen, drehten nicht um. Die sehr bald auftauchenden Maultiere mit ihren Führern gaben uns die Sicherheit, dass es trotz der Arbeiten ein gut gehendes Business mit Wanderern gibt und wir nicht allein sein werden. Sie probierten ihre Englisch Kenntnisse aus, zeigten ein paar Abkürzungen und nahmen schließlich Tobis und Katrins Rucksack und später noch Marie auf den Rücken der Maultiere. Na, da hatten sie Glück mit uns gehabt. 30 Yuan kostete der Ritt zum ersten Guesthouse, dem Naxi-Guesthouse. Wir machten Rast und entledigten uns unserer warmen Sachen. Waren wir am Morgen mit mehrschaligen warmen Hüllen, noch im Bus frierend, losgezogen, war der Aufstieg in der Mittagssonne eine schweißtreibende Angelegenheit geworden. Dabei war der schwierigste Teil, die "28-Kurven" zum Gipfelpunkt des Weges noch gar nicht erreicht. Der Pfad war schmal und steil. Über 300 Höhenmeter sollten überwunden werden. Die Maultiere wurden uns für 100 Yuan pro Rucksack angeboten. Als der Preis auf 50 Yuan fiel, gaben wir die schwersten Rucksäcke ab. Aber alle erstiegen den Höhepunkt auf 2600m per pedes. Wir schafften die Strecke in 1,5 Stunden, 2 h waren eigentlich dafür vorgesehen. Danach ging es genauso steil wieder bergab. Die Maultiere verließen uns und wir waren auf uns allein gestellt. Der Weg war ein Jahrhunderte alter Treidelpfad. Ab und zu waren Pfeile und Hinweise für die Guesthouses in der Umgebung angebracht. Die Landschaft wurde zum Pinien- oder Bambuswald, die Berge ringsherum atemberaubend. Die einzelnen Taleinschnitte haben ein sehr verschiedenes Klima. In Dorfnähe gibt es auch Palmen und Bananenstauden. Nach 2 Stunden erreichten wir das Tea-Horse-Guesthouse und stärkten uns mit Kartoffelpuffer und Naxi-Sandwich. Wir mussten gewaltig Anlauf nehmen, um die letzte Etappe bis zum Half-Way-Guesthouse anzutreten. Mit wirklich letzter Kraft erreichten wir es nach 1,5 h noch kurz vor Sonnenuntergang. Endlich wieder westliche Toiletten und warme Duschen mit Wärmestrahler. Die Temperatur sinkt wieder erheblich. Die Zimmer sind sehr schön, das Essen phantastisch. Die anzutreffenden Wanderer, meist natürlich viel jünger als wir, kommen aus aller Herren Länder. Wir trafen Russen, Tschechen, Amerikaner...

Die 2. Etappe
Der Plan war früh aufzustehen. Als aber der Wecker um 6 Uhr klingelte war weder die Sonne aufgestanden, noch die dienstbaren Geister für Frühstück und heißen Kaffee. Also kuschelten wir uns noch einmal in die warmen Decken, draußen ist es richtig kalt. Nur 2 Stunden sollte es bis zu Tinas-Guesthouse dauern und so starteten wir um 9.00 Uhr. Die nächste Marke, die "Fünf-Finger" erreichten wir in der veranschlagten Zeit. Der Pfad wurde aber immer schmaler und neben uns fiel der Berg extrem steil ab. Ein Fehltritt wäre lebensbedrohlich. Dafür waren die Ausblicke atemberaubend. Schon von Weitem konnten wir einen fantastischen Wasserfall ausmachen, der sich allerdings beim Annähern als feuchtes Hindernis auf unserem Weg darstellte. Es war am Ende einfacher als befürchtet und eine willkommene Erfrischung. Dann ging es nur noch bergab. 2 Stunden liefen wir schmale Pfade, Kletterpartien über Felsblöcke, nur abwärts. Erschwerend kam hinzu, dass Theo eingeschlafen war und vor Katrins Bauch gebunden ihre Sicht und Schritte behindernd immer schwerer wurde. Auch waren Katrins und Tobis Schuhe im wahrsten Sinne durchgelaufen. Unsere neu erworbenen Hikingschuhe waren auf dieser Strecke Gold wert, doch auch unsere Füße trugen erste Blessuren davon. Nach 3 Stunden und vielen Flüchen erreichten wir endlich Tinas-Guesthouse und stärkten uns mit "Allerelei-Kartoffel". Eigentliches Tagesziel war Walnut-Garden. Doch da wir auch an diesem Guesthouse unseren Rücktransport organisieren konnten, alle ordentlich kaputt waren und Tobis und Katrins Schuhe keine Sohlen mehr aufwiesen, entschieden wir die Wanderung zu beenden. Mittlerweile war auch die Idee geboren, gleich nach Shangri La weiter zu fahren, befanden wir uns doch schon auf halber Strecke. Einziges Problem, wir hatten Gepäck nur für eine Übernachtung dabei und auch Theos Windeln neigten sich dem Ende. Risikofreudig, aber auch mit der Hoffnung, dass in Zhongdian, dem Hauptsitz der Praefektur Deqen, ein gut sortierter Supermarkt existiert, ließen wir uns entsprechende Angebote unterbreiten. So könnten wir in 6-7 Stunden mit einem Minivan für 400 Yuan über die fertiggestellte Bergstraße in Zhongdian, für uns Shangri La, sein. Nehmen wir jedoch den Weg zurück nach Qiaotou, dann gibt es einen Minivan für nur 180 Yuan und es dauert nur ca. 2 Stunden. Von Qiaotou fahren regelmäßig Busse nach Shangri La, in nur 2 weiteren Stunden. Außerdem konnten wir uns diese Tour auch noch mit 2 weiteren Reisenden teilen. Sie hatte nur einen Haken. Wir mussten die Straße nehmen, die sich gerade im Bau befand. Wir hatten am Tag zuvor die Sprengungen gehört und konnten uns lebhaft vorstellen, wie Straßenbau auf Chinesisch funktioniert. Wir wurden auch darüber informiert, dass der Minibus nicht durchfahren kann und wir ca. 2km zu Fuß überbrücken müssten. Es gab auch den Hinweis, besonders von anderen Wanderern, dass diese Strecke extrem gefährlich ist. Wir überlegten hin und her. Wie gefährlich würde es wirklich sein? Wir könnten Zeit und Geld einsparen. Um es vorweg zu nehmen. Wir würden im Nachhinein niemanden raten diese Abkürzung zu nehmen. Sie ist lebensgefährlich und man muss wahnsinnig sein, oder extrem naiv, um diesen Weg zu gehen. Man darf sich gern aussuchen, was uns getrieben hat diese Variante zu wählen. Nachdem wir mit Hinweis auf das Baby mehrfach nachfragten, wie gefährlich es wird und zur Antwort bekamen "gefährlich, aber viele machen es", taten wir uns mit dem israelischen Pärchen zusammen und wagten die Abkürzung. Schon auf der Fahrt mit dem Minibus, in dem 7 Personen gerade so Platz fanden, fühlten wir uns nicht wirklich sicher. Die Baustelle machte den Eindruck, dass sich durchaus jeder Zeit eine Steinlawine lösen konnte und neben der Straße ging es Hunderte Meter in die Tiefe. Das jedoch war nichts gegen das Stück, welches wir zu Fuß zurückzulegen hatten. Über die Straße ergoss sich ein mehrere Meter breiter Geröllhang, von dem sich immer wieder Steine lösten und mit zu nehmender Geschwindigkeit herunter sausten. Mittlerweile hatte sich eine weitere Gruppe, ausschließlich Chinesen, uns angeschlossen. Sie hatten einen Führer und auch wir wurden von unserem Fahrer durchgeschleust. Beide trieben uns an, diese Gefahrenstelle rennend zu überwinden. Mit klopfendem Herzen hatten wir es geschafft. Doch schon kurze Zeit später standen wir vor riesigen Felsblöcken, die die Straße blockierten. Während wir mit einer waghalsigen Kletterpartie dieses Hindernis bezwangen, brachten Arbeiter Bohrungen für die nächsten Sprengungen an. Und es war immer noch nicht die letzte Gefahrenstelle. Ein Tunnelausgang war zu gut 2/3 verschüttet. Mittlerweile war die Mittagspause beendet und es wurde bereits wieder gebaut. Ein Bagger war dabei, den Ausgang frei zu legen. Wir mussten warten. Unsere "Schleuser" verhandelten mit den Bauarbeitern. Plötzlich hieß es, das es los geht und alle rannten auf das Hindernis zu. Als wir endlich erkennen konnten, was wir da zu bewältigen hatten, hielten uns nur die beiden bekannten Gefahrenstellen davon ab, wieder umzukehren. Es war eine extrem steile Geröllwand aus sehr feinem Material. Doch mit Hilfe der vielen zufassenden Hände schafften wir es trotz der mittlerweile weich gewordenen Knien. Auch danach wurden wir zur Eile angetrieben, denn es lösten sich über unseren Köpfen immer wieder einige Steine. Endlich sahen wir den 2. Minivan, der uns nach Qiaotou bringen sollte. Es war geschafft und wir hatten erfahren, dass wenn Chinesen sagen, es ist gefährlich, dann ist es wirklich richtig gefährlich. Auf unserer Reise trafen wir später noch mehr solch wahnsinnige Ausländer, die sich durch diese Baustelle haben schleusen lassen. Übereinstimmendes Urteil, hätte man vorher gewusst, was da auf einen zukommt, wäre man dieses Risiko niemals eingegangen.
Wir hatten richtiges Glück mit dem Fahrer unseres 2. Minibusses. Er fuhr großartig und bot uns darüber hinaus die Fahrt nach Shangri La für 200 Yuan an. Die Straße war super ausgebaut und wir genossen die vorbeiziehenden Berge, tiefen Schluchten und sahen Wasserkraftwerke mit Flüssen fast ohne Wasser. So kamen wir nach weiteren 2 Stunden in einer Gegend an, die nun wirklich schon sehr nach Tibet aussieht. Weite Ebenen mit weidenden Yaks, kleine Dörfer mit urtümlich aussehenden sehr großen Lehmgebäuden und die allgegenwärtigen Gebetsfahnen bestimmen das Bild der Landschaft. Außerdem ist es wieder richtig kalt. Den Tag zuvor soll es noch geschneit haben, allerdings sahen wir keinen Schnee mehr. Als wir in Shangri La ankamen zeigte unser israelischer Reisebegleiter dem Vanfahrer eine Visitenkarte einer möglichen Unterkunft. Da diese sich in der auch hier für Autos verbotenen, Altstadt befindet, ruft er kurzerhand an. Keine 2 min später werden wir von einer sehr netten, jungen, Englisch sprechenden Frau abgeholt. Ihr Hotel war ein traditionelles großes Holzhaus mit Zimmern für uns alle und die an diesem Tag nötigen heißen Duschen. Es war richtig gemütlich, aber kalt. Wie wir mitbekamen, steht überall ein kleiner Kohleofen für heißes Wasser in den Gebäuden, die ansonsten immer offene Türen haben. Die Menschen tragen fast immer entweder traditionelle Kleidung oder schicke Wintersportbekleidung. Für die Hotelchefin war es immer wichtig zu fragen, ob wir auch genug warme Sachen angezogen haben. Und wir hatten immer alles an, was wir mit hatten. Der Ort, oder besser gesagt dessen Altstadt, wirkt wieder sehr unwirklich. Alle Häuser sind traditionell aus Holz gebaut und zum allergrößten Teil sehr gepflegt. Über den Dächern thront ein vergoldeter Tempel, der des Nachts phantastisch angestrahlt wird. Es wird nicht soviel Party wie in Lijiang gemacht. Zum Abendbrot suchten wir uns ein richtig uriges Restaurant aus. Mittlerweile hatten wir uns schon darauf eingestellt, dass es nicht alles auf der Speisekarte gibt. Doch das kein Reis vorhanden war, mutete schon kurios an.

Der Abschied von Shangri La
Oh mein Gott, ist das kalt hier am Morgen. Wir wärmten unsere Sachen mit der Heizdecke im Bett auf und die Hände am Ofen der im Eingangsbereich des Hotels steht. Bei "Daisy" gibt es Frühstück mit einem kleinen Holzkohlebecken unter dem Tisch. Trotzdem konnten wir uns nicht entschließen auch nur eine unserer "Zwiebelschalen" abzulegen. Mit dem öffentlichen Bus fuhren wir zum großen Kloster "Guihuasi" oder "Sanzanlin", das am Hang gebaut sehr an Lhasa erinnert. Eine uralte richtige Stadt mit Lehmhäusern und Holzschindeln. Leider für uns und zum Glück für das Kloster wurde an allen Ecken gebaut. Trotzdem konnte man beim Spaziergang durch die heilige Stätte einen sehr guten Eindruck gewinnen und die herrlich wärmenden Sonnenstrahlen genießen. Auch dem Tempel in der Altstadt statteten wir noch einen Besuch ab. Nur mit Stefans und Maries Hilfe konnte die riesige tibetanische Gebetsmühle in Gang gesetzt werden. Beim Mittag auf dem Marktplatz probierten wir fast die gesamte Palette der angebotenen Köstlichkeiten aus. Und dann brachte uns ein großer Überlandbus nach einem kalten aber viel zu kurzen Aufenthalt in Shangri La nach Lijiang zurück. Die Klimaunterschiede in diesem Landstrich sind extrem. Auf der Hälfte des Weges wurde die Steppe von fruchtbarem Boden abgelöst und die Reisenden stoppten den Bus um frisch vom Feld Erdbeeren zu kaufen. Lecker und preiswert! Unser süßes "Moon Inn" hatte für uns, wie versprochen, Zimmer bereitgestellt, obwohl wir einen Tag länger als geplant geblieben waren. Auch für die Weiterfahrt und die nächste Unterkunft halfen sie uns in ihrer bemerkenswert netten und lieben Art mit den üblichen Zetteln und auch Telefonaten.
Am Abend fanden wir unsere schlimmsten Vorurteile bestätigt. Die Speisekarte des von uns gewählten chinesischen Restaurants bot neben Fröchen, Eselfleisch auch Hund an und wir mussten höllisch aufpassen, dass wir nicht stattdes bestellten Gemüses Bambusmäuse serviert bekommen, denn die standen in der Speisekarte untereinander und die Bestellung erfolgte mal wieder nonverbal.

Lijiang

5.30 Uhr klingelte der Wecker und auch der Weckdienst des Hotels funktionierte. In der Lobby des Hotels warteten wir auf Toby und Katrin, die einfach nicht fertig wurden. Zusammen versuchten wir in dem menschen- und autoleeren Kunming ein Taxi, nein eigentlich 2, zu bekommen. Mit dem Ersten brausten wir zum Flughafen und hatten zum ersten Mal das Problem wirklich hilflos zu sein. Wo können wir einchecken? Intuitiv stellten wir uns an einem Schalter an. Von den anderen keine Spur und es war schon 40min vor Abflug. Als sie eintrafen stellten wir nicht nur fest, das es doch der falsche Schalter war sondern erhielten die Information, das kein einchecken mehr möglich ist und die Maschine starten will. Der Flug war vorverlegt worden? Schnell nutzten wir den Securitycheck für VIP und andere Sonderfälle. Mit unserem gesamten Gepäck lösten wir Verwunderung aus. Zuerst waren die Taschenmesser ein Problem. Wir müssen sie dalassen und erhalten sie eventuell zurück. Dann sollte die Propolisflasche ausgepackt werden. Auf den nachdrücklichen Hinweis, dass es Medizin sei, öffnen und riechen lassen, durfte sie mit. Das es da noch diverse Nagelscheren, ... im Gepäck gab wurde in der Hektik zum Glück übersehen. So stiegen wir mit all unseren Rucksäcken, Kinderwagen und Trage für Theo in das Flugzeug ein, das nur noch auf uns wartete. Alles wurde in der ersten Klasse verstaut, wir mussten 2. Klasse fliegen. 30min später landeten wir in dem 600km Lijiang, dessen Bergwelt wir schon beim Landeanflug bewundern durften. Vom Taxi in die 25km vom Flughafen entfernten Stadt sahen wir IHN dann, den Jadedrachen, der hier Snow-Mountain genannt wird. Die Taxis setzten uns an der im Loney-Planet beschriebenen Adresse unseres Guesthouses ab, die sich allerdings als falsch herausstellte. Statt zu helfen, amüsierten sie sich über unsere offensichtlichen Probleme, forderten das Geld und verschwanden sehr schnell. Um es vorwegzunehmen, das war die einzige Stelle unserer Reise, bei der wir uns über einen Bewohner diesen Landes ärgern mussten. Wirklich helfen hätten sie uns bei 0 English wahrscheinlich auch nicht können. Immer noch ohne Frühstück und ohne Toilette standen wir etwas verloren in der Altstadt von Lijiang, bis Stefan den Einfall hatte das Guesthouse anzurufen. Mit Hilfe einer Passantin konnten wir unseren Standort erklären und wurden prommt persönlich von einer jungen Frau abgeholt, die auch gleich einmal einen Teil des Gepäcks übernahm. Zu Fuß, anders ist es in der UNESCO-Weltkulturerbe-Stadt auch gar nicht möglich, erreichten wir das "Moon Inn", ein in traditioneller Bauweise der Naxi errichteter Gebäudekomplex, der sich um einen gemütlichen Innenhof gruppiert. Die Naxi sind eine weitere ethnische Minderheit, deren kulturelles Zentrum in Lijiang liegt. Die Zimmer sind unglaublich schön, mit phantastischen chinesischen Möbeln. Jedes Stück ist prachtvoll, wie auch der Preis des Zimmers, 400Yuan. Dafür können wir vom Fenster aus den Jadedrachen sehen. Da es in Lijiang deutlich kühler ist, hat jedes Bett eine Heizdecke die wir durchaus auch verwendeten, denn Lijiang liegt bereits auf dem Tibetanischen Plateau, dem Dach der Welt. Bevor wir zum Frühstück aufbrachen hieß es warm anziehen. Nun waren die dicken Winterjacken an und auch nötig. Lijiang ist unbeschreiblich. So verrückt, dass man sich vorkommt, als wandele man in einer Filmkulisse, nicht ohne Grund als das Venedig des Orients bezeichnet. Außerdem ist die Altstadt ein Einkaufsparadies für Volkskunst der hier hergestellten Dinge, einmalig schön, einzigartig, vom Schmuck bis zur Bekleidung. Hier trafen wir das erste Mal auf Yak-Produkte. Theo liebt den Yak-Yoghurt aus der Mehrwegflasche, Stefan eher da Yakfleisch in allen Variationen und Marie bevorzugte das Yakleder in Form eines Gürtels.

Happy Birthday Mary!

Wo kann man besser feiern als in der Partystadt Lijiang, in der die Chinesen bei lautstarker Rummelplatzmusik bis in die Morgenstunden in Apreskimanier die Korken knallen lassen. Maries Wunsch war es, nach dem Winter in den Tropen, richtigen Schnee anzufassen. Was lag da näher als eine Tour zum 5596m hohen Jadedrachen mit seinem ewigen Gletscher, der der südlichste in der nördlichen Hemisphäre sein soll, zu unternehmen. Statt der beabsichtigten Fahrt mit den öffentlichen Verkehrsmittel überedete uns eine nette junge Frau in passablen Englisch zu einem Minivan für 200 Yuan den ganzen Tag. Allerdings schlug sie uns vor in die Feuchtgebiete zu fahren und den Teahorsepfad entlang zu reiten. Doch wir hatten uns den Jadedrachen in den Kopf gesetzt. Ihre Bemerkung dazu:"You will see nothing. The mountian is covert by the cloudy." Außerdem erfuhren wir von ihr, dass die Gondel zum Gletschepark für Ausländer gesperrt sei. Wir hätten nur die Wahl zwischen der Gänse- und der Yak-Weide. Auf die Frage nach ihrer Empfehlung kam wieder der Satz:"You will see nothing. The mountian is covert by the cloudy." Aus Erfahrung mit asiatischen Informanten wägten wir ab und stuften es als unwahrscheinlich ein, dass eine Sperrung nur für Ausländer möglich ist. So nahmen wir den Minivan und fuhren in den Jadedrachen-Nationalpark. Die Eintrittspreis waren genauso unglaublich hoch wie mitgeteilt, 160 Yuan/Person und 80 Yuan für die Seilbahn, die uns allerdings nur auf die Yak-Weide führen sollte. Doch zuvor ging es in einem weiteren Kleinbus des Nationalparkes in einer 30minütigen serpentinenreichen Fahrt zur Gondelstation. Mittlerweile waren wir in den Wolken angekommen und es war nicht nur kalt sondern auch nass. Auf der Gondelfahrt nach oben bewunderten wir bis zu 4m hohe Azaleenbüsche, die wundervoll blühten. Auf ca. 3000m war der Schnee auf der Weide ohne Yaks gerade getaut und die ersten Schlüsselblumen zeigten ihre zarten Blüten. Das einsame tibetanisch geprägte Kloster bot uns bei dem strömenden Regen einen kurzen trockenen Aufenthalt. Chinesische Informationen sind in diesem Fall als wahr einzustufen. Der Jadedrachen war nicht zu sehen, seine schneebedeckten Füße kaum zu ahnen und der Gletscherpark tatsächlich für Ausländer gesperrt. Eine Stunde Zeit nahmen wir uns um den unspektakulären Hügel der Weide zu erklimmen um dem Jadedrachen ein wenig näher zu rücken. Durchgefroren und nass sahen wir zu den geschützten Bus zu erreichen. Ein kurzer Stopp erlaubte uns einen Spaziergang am Yuquan Park (Teich des Schwarzen Drachens). Das Gewässer ist klar wie Quellwasser und so glitzernd wie Jade. Allerdings hatten wir das Gefühl, dass nicht alles an dieser Landschaft natürlich geprägt war. Und hier trafen wir auf unsere ersten Yaks.
Den Abend ließen wir in einem tibetanischen Restaurant mit einem Geburtstagsfestmahl ausklingen. Schade nur, das unser Geburtstagskind seine Lasagne nicht mochte. Kein Wunder, schmeckte sie doch mit Yak-Käse eher nach Tibet als nach Italien.