Mittwoch, 31. März 2010

Die Letzten ihrer Art

Am letzten Abend bewaffneten wir uns mit einer Taschenlampe, um unseren tierischen Mitbewohner kennenzulernen. Doch diese Nacht verhielt es sich vergleichsweise still, nur die Kerze war wieder angeknabbert. 5.30 Uhr standen wir gemeinsam mit den Waldbewohnern auf. Versehen mit einem Lunchpaket wurden wir zum Bus gebracht. Die besten Plätze ganz vorn waren für uns reserviert. Doch leider hatte das Busunternehmen die großzügige Beinfreiheit bereits genutzt und einen Behälter eingebaut, so dass wir kaum die Füße unterbrachten. So eingequetscht hatten wir noch nicht einmal im Van gesessen. Auf den nächsten Kilometern füllte sich der Bus, bis auch der letzte im Gang aufgestellte Plastikhocker besetzt war. Mitten im Nirgendwo wurde der Bus langsamer und hielt. Diesmal war es der Kühler; geplatzt und das Kühlwasser lief aus. Ratlosigkeit beim Personal und der hilflose Versuch, den Kühler mit dem hier sehr beliebten Sekundenkleber zu reparieren, bestimmte die nächsten Minuten. Der nächste Bus wurde angehalten und ein kleines Päckchen Epoxydharz herausgereicht. Während des Härtens des Klebers, stellte der Fahrer fest, dass der innere Hinterreifen keine Luft mehr besaß. Also wurde gleich auch dieser noch gewechselt. Da die Batterie zum Anlassen nicht mehr ausreichte, schob man den Bus fast voll besetzt an. Die Fahrt konnte fortgesetzt werden und wir kamen bis Kratie, unserem Tagesziel. Das heißt fast, denn kurz vor vor dem Stadteingang wurde erstmal die khmertypische Mittagspause an einer Straßengaststätte eingelegt. Eine Reparatur des Getriebes verlängerte diese Pause, da sich der Rückwärtsgang nicht mehr schalten ließ. Mittlerweile waren die weißen Hemden und hellen Hosen der Buscrew durch den roten Staub verdreckt, da sie alles unter dem Bus bewerkstelligen mussten. Nach fast 7 Stunden Fahrt verließen wir in Kratie den Bus und verabschiedeten uns von Hugo, unserem deutschen Mitreisenden, der am selben Tag noch in Phnom Penh ankommen wollte. Wir drückten ihm die Daumen und waren froh keine weiteren, im besten Falle 6 Stunden, in diesem Bus verweilen zu müssen. Kratie ist die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz und in weniger als einer halben Stunde zu durchlaufen. Wie überall ist ein quirliger Markt das Zentrum der Stadt. Auffallend sind die zum Teil sehr schönen Kolonialbauten, die jedoch größtenteils in einem erbärmlichen Zustand sind. Die Gebäude, die bereits etwas frische Farbe gesehen haben, erwecken die Hoffnung, dass der Tourismus den Dornröschenschlaf beenden kann. Angezogen von den Irrawaddy-Delphinen wächst die Besucherzahl. Am Mekongufer entstehen immer mehr Hotels, Pensionen und Restaurants, die einen guten Service anbieten. Uns wurde das "Oudom Sanbath" empfohlen. Obwohl die besonders schönen Zimmer mit großzügiger Gemeinschaftsterasse nicht mehr frei waren, fühlten wir uns in unserem 5$ Zimmer mit eigenem Bad, was hier keine Selbstverständlichkeit darstellt, sehr wohl. Besonders angetan waren wir von dem fantastischen Service. Gleich nach unserer Ankunft wurden uns die Bustickets für die Weiterfahrt nach Phnom Penh besorgt und eine Bootstour zu den Delphinen organisiert. Diese Tickets gab es mit Geld-zurück-Garantie, falls wir keine Finne erspähen sollten. Ja, auch wir wollten sie sehen, bevor sie ganz ausgestorben sind und in der Trockenzeit besteht dafür die beste Chance. Die Verbreitung der Irrawaddy-Delphine erstreckt sich von der Bucht Bengalens bis zur Küste Nordaustraliens. Ihr Lebensraum sind große Flüsse und küstennahe Regionen. Sie können sowohl im Süßwasser als auch im Salzwasser leben. Jedoch sollen sich die hier lebenden Mekong-Delphine durch jahrhundertelange Seperation genetisch von ihren Artgenosssen unterscheiden. Am ehesten verwandt sind sie den Baiji im Yangtse, den Boto im Amazonas und den Bhulan und Susu im Ganges und Indus. Äußerlich unterscheiden sie sich gravierend von den bekannten Delphinen, haben sie doch nicht diese "Flipperschnauze". Ihre Stirn ragt über das Maul hinaus und ihr Luftloch öffnet sich nach vorn.

Da auch uns kein solches Foto gelungen war, bedienten wir uns bei
www.thailandtip.de, um sie euch wenigstens mal zu zeigen.

Leider neigen sie auch nicht dazu tollkühne Sprünge aus dem Wasser zu vollführen, was das fotographische Festhalten deutlich erschwert. Ganz im Gegenteil tauchen sie nie an der Stelle auf, wo man sie mit gut vorbereitetem Teleobjektiv erwartet. Oft hört man nur ihr "Schnaufen", meist im Rücken und ist selbst mit den Augen zu spät. Wir hatten jede Menge Glück, mehr als bei unserer letzten Delphinsafari im Atlantischen Ozean. Obwohl die Population in den letzten Jahren sehr abgenommen hat, konnten wir, kaum im Boot und auf den Mekong hinaus gefahren, die ersten Exemplare sehen, zumindest ihre blaugrauen Rücken. Ab und an sprühten sie Wasserfontänen. Man nimmt an, dass sie damit Fischschwärme zusammentreiben. Jetzt in der Trockenzeit bewohnen die Delphine einen Pool, wahrscheinlich eine riesige Flußvertiefung. Von den ehemals Tausenden, schätzt man sie jetzt auf gerade mal noch 30 Tiere, die auf den abgelegenen Mekongabschnitten zwischen Kratie und der Laotischen Grenze leben. In Laos sollen noch 50 Tiere existieren und in Vietnam gelten sie als ausgestorben. Die brutalsten Delphinkiller waren die Roten Khmer. Aus einem Delphin ließen sich 25l Öl für die Bootsmotoren gewinnen. Doch auch heute noch gefährden illegaler Fischfang mit Dynamit und Elektroschocks, zunehmende Wasserverschmutzung und geplante Staudämme diese seltenen Säugetiere. Traditionell fangen und essen die Khmer keine Delphine. Zum einen schützt sie der Mythos. Jeder Delphin soll ein wiedergeborener Khmer sein. Ihre einwöchigen Jungen sollen tatsächlich Menschenbabys ähnlich sehen. Auch besagt ein Aberglaube, dass ein Fischer, der einen Delphin fängt oder gar tötet, nie wieder einen Fang macht. Da die Delphine den Fischern manchmal helfen die Fische in die Netze zu treiben und sogar Menschen vor Krokodilen gerettet haben sollen, genießen sie einen Menge Sympathie unter den Einheimischen. Und nun können die Bewohner von Kratie und Kampi, einem kleinen Dorf 15km nördlich Kraties, in dessen Nähe sich die Delphine tummeln, den Irrawaddy-Delphinen noch aus einem anderen Grund dankbar sein; sie haben die Touristen mit ihren Dollars in die Stadt gelockt. Gibt es einen bessere Lebensversicherung für Reinkarnationen? Selbst der Staat hat das endlich begriffen und vor einigen Jahren die Tiere unter Schutz gestellt. Zur Zeit ist man sehr stolz, dass zwei Babys gesichtet wurden, die manchmal auf dem Rücken der Mutter schwimmen. Ob das aber reichen wird ist fraglich, denn die neuesten Studien des WWF deuten auf ein baldiges Aussterben hin. Wer dazu genauere Informationen möchte kann unter folgendem Link nachlesen:
http://www.wwf.de/presse/details/news/flussdelphine_im_mekong_stehen_kurz_vor_der_ausrottung/
Auch der Mekong selber zieht die Blicke auf sich. Er ist um ca. 30m gesunken und bietet zum Teil Strände oder wilden Bewuchs an seinen Ufern. Doch besonders toll sehen die vielen Inseln aus, die in allen Größen aus dem Flussbett herauswachsen. nicht mehr lange, dann steigt er mit ein bis zwei Metern pro Tag wieder an.Am nächsten Tag, nach einem reichlichen Frühstück, mondän im Liegestuhl mit Blick auf das Markttreiben, schlenderten wir noch ein wenig durch Kratie. Wie immer verspätete holte uns der Bus vom Hotel ab. Schon nach nur einer Stunde Fahrt machten wir die erste Pause. Da wir nur eine Busbegleiterin hatten, waren wir großer Hoffnung diesmal ohne Pannen nach Phnom Penh zu gelangen was auch in 6 Stunden gelang.

Schwimmen unter Wasserfällen

Nach dem Frühstück begaben wir uns zum Parkplatz, wo nur ein Toyota Camry stand, dieser aber schon mit einladend geöffneter Tür. Auf dem Fahrersitz erkannten wir den Eigner der Lodge. Erfreut darüber nun auch noch einen Englisch-sprachigen Reiseleiter zu haben, meinte er mit verschmitztem Lächeln, er sei nur der Fahrer und spräche kein Wort. Kaum auf dem Weg strafte er seine eigenen Worte Lügen. Denn natürlich erklärte er WAS, WANN, WO und WARUM. So erfuhren wir auch, dass es hier einen offiziellen internationalen Grenzübergang nach Vietnam gibt, der, weil unbekannt, kaum genutzt wird. Die Straße dorthin ist neu und selbst für europäischen Anspruch sehr gut. Sie wird in 3 Teilstücken von Vietnam, China und Kambodscha finanziert und gebaut. Wenn sie fertig ist wird auch die rote Lehmpiste nach Phnom Penh verschwunden sein.
Erster Stopp die Edelsteinminen im Grenzgebiet. Natürlich auch in Kambodscha illegal, aber hier geduldet, existiert eine Art von Glücksrittertum jedoch unter unmenschlichen Bedingungen. Die Menschen graben in der Trockenzeit ca. 15m tiefe Löcher und Stollen von Hand, um Amethyste und Zirkone zu finden. Stolz zeigte man uns einige der gefundenen Schätze, die so frisch aus der Erde so gar nicht nach Edelstein aussehen. Erst nach einer Wärmebehandlung und entsprechendem Schliff werden sie zu wahren Schmuckstücken.

Rattanakiri-Zirkon (Bild von www. juwelo.tv)

Roh und geschliffen bot man sie uns zum Kauf an. Interessant war, dass wir von unserem "Fahrer" nicht zum Kaufen animiert wurden. Von Loch zu Loch wurde er jedes Mal gefragt, ob denn die Weißnasen kaufen oder nur gucken. Unabhängig davon zeigte und erklärte er sehr viel und gab unsere Fragen weiter. Mit Beginn der Regenzeit ist der ganze Spuk vorbei, da es dann tödlich ist. Das Land jedoch bleibt so zerlöchert zurück, was jedes Jahr Unfälle nach sich zieht.Das Kambodscha ein vulkanisch geprägtes Land ist, sieht man nirgends so schön wie auf dem "Vulcanic Rockfield". Mitten im Urwald, der durch alte hohe Bäume mit weißen Stämmen und Brettwurzel auffällt, findet man eine mehrere Fußballfelder große Basaltfläche, die unbewachsen ist und bis auf wunderschönen Blumen, in der Regenzeit, das auch bleibt. Sehr speziell war der Hügel in der Mitte. Unser Guide erklärte uns, dass sich darunter ein riesiger Hohlraum befindet. Auf unsere ungläubigen Blicke hin, warf er einen größeren Stein darauf. Es machte "Klong" und klang wirklich nach großem Hohlraum. Niemand hat eine Ahnung wie dick eigentlich die Erdschicht darüber ist. Wir für unseren Teil zogen uns vorsichtig von dem Hügel zurück.
Eigentliche Hauptattraktion unserer heutigen Tour sollten die Wasserfälle sein. Wir waren sehr skeptisch, haben wir doch in der Trockenzeit schon einige Rinnsale gesehen, die man als Wasserfall anpries. Und selbst der Mekong, wie wir unterwegs sehen konnten führt kaum noch Wasser.Um es vorweg zu nehmen, sie waren alle großartig und mit soviel Wasser versehen, dass man tatsächlich von Wasserfällen sprechen konnte.Der Cha Ung Fall ist der Höchste. Mit ein paar Kletterkünsten konnte man eine erfrischende Dusche genießen. Ganz besonders Mutige wagen sich oben an den Rand, um in die Tiefe zu spähen. Der Katieng Fall war ein richtiger Badestopp. Hier kann man unter den Wasserfall schwimmen, vorausgesetzt man kommt gegen die Strömung an. Auch die Einheimischen nutzen die Erfrischung, das Wasser ist deutlich kühler. Wobei die Jungs in Unterhose und die Mädchen in voller Bekleidung schwimmen gehen. Auch am Kan Chall Fall war das Baden möglich. Hier trafen wir viele Khmer an, da es der Ban Lung am nächsten liegende Wasserfall ist. Die einzige Weißnase war ein Schweizer, der um die Welt reist. Er erkundigte sich nach dem Katieng Fall, da er eventuell dort nächtigen wollte. Sein Schlafplatz ist seine Hängematte und per Anhalter hat er schon einen großen Teil Kambodschas bereist. Sogar beim stark umkämpften Prea Vihar Tempel war er gewesen und die dortigen Soldaten als sehr freundliche, interessierte und offene Menschen erleben können. Nein, Kampfhandlungen gab es in den 3 Tagen seines Aufenthaltes keine. Nur 2 Explosionen. Nach Kambodscha wird er weiter nach Japan fliegen. Endlich fertig mit allen Studien, gerade 31 Jahre alt, genießt er nun diese Freiheit.

Montag, 29. März 2010

Yaklom See

Im Urwald zu schlafen ist etwas unruhig, da jeden Augenblick irgend etwas zu erzählen hat. Oder einfach mal in Familie über unser Blechdach spaziert wird. Auf jeden Fall ist man früh wach, wenn der Natursound so richtig los geht. Das ist auch gut so, denn Frühstück gibt es von 6 bis 9 Uhr. Es ist einfach, lecker und inklusive in den 15$, die unsere Unterkunft die Nacht kostet. Wir trafen den zweiten Gast der Lodge. Schnell entspann sich ein Gespräch, natürlich auf Englisch, bis unser Lodgechef meinte, dass man sich auch auf Deutsch unterhalten könnte. Mittlerweile merkt es niemand mehr, wer woher kommt. Englisch ist gängige Umgangssprache unter Weißnasen. Nach dem Frühstück verschafften wir uns erst einmal einen Überblick bei Tageslicht, in dem wir den "Stairway to Paradies" erklommen. Von diesem Hügel aus hat man einen wunderbaren Blick in die Umgebung. Es ist grün, hügelig und Kautschuk-, Cashewnut- und Bananenplantage bestimmen das Bild. Vom einstigen Urwald ist von hier oben nichts mehr zu sehen. Tagesziel für heute ist der 2,5km entfernte Vulkansee "Yaklom", der in nur 45min zu Fuß zu erreichen sein soll. Das erste Stück Weg geht wirklich quer durch die Botanik und zum Teil steil bergauf. Dafür läuft man dann einen Kamm mit phantstischem Ausblick entlang. Hier sahen wir das erste Mal Cashewnüsse, die als Anhängsel einer apfelgroßen Frucht, die nicht sehr wohlschmeckend sein soll, wachsen. Wir hätten gern eine frische Nuss probiert, allein das Bild eines "klauenden" Weißnasen, das wir auf keinen Fall vermitteln wollten, hielt uns zurück. Nur gut, denn wir erfuhren im Nachhinein, dass die Nuss frisch nicht lecker ist, die Schale schwer zu entfernen und die Flüssigkeit, die die Nuss umgibt,sehr klebrig und zu allem Übel auch noch giftig ist. Wenn wir das nächste Mal eine Tüte dieser Nüsse essen werden wir dies gewiss mit großer Ehrfurcht vor dem großen Aufwand der Ernte und der Verarbeitung tun. Der Aufkaufpreis hat sich übrigens von 2009 zu 2010 fast verdoppelt. Jetzt ist "harvest season" für diese Früchte, danach, sagen die Einheimischen beginnt die "robbery season". Da einige Menschen auf leichte Art zu Geld kommen wollen, versuchen sie einfach mit Gewalt an das eben verdiente Geld und Gold der Bauern zu gelangen, bevor es in Autos, Motorräder oder andere Wohlstandsartikel umgesetzt worden ist.
Auf dem Weg zum Yaklom fiel uns noch eine andere, von einem Schweden geführte Lodge auf. Saubere und modern ausgestatte Bungalows mit solarerhitztem, heißen Wasser, Internet am Abend und Sauna kosten 20$ die Nacht. Allerdings ist der Besitzer nicht ganz so freundlich, wie wir das erwartet hätten. Eben kein Asiate oder lag es daran, dass er keine Gäste hatte? Die schönen großen Motorräder wollte er uns jedenfalls nicht ausleihen, weil wir nicht bei ihm wohnen.
Der Vulkansee ist toll. Touristisch richtig gut erschlossen gehört er einer ortsansässigen Minorität, den Tapuan. Zusammen mit seinem Umfeld ist er ein Naturschutzgebiet.

Jungen- und Mädchenhäuser der Highlander, hier als Touristenattraktion

Vor 700.000 Jahren entstanden ranken sich viele Sagen und Mythen um ihn. Der Eintritt kostet 1$ und ist auch für Khmer nicht kostenlos. Allerdings bezahlen sie weniger. Alles ist super sauber und mit Schildern versehen. Zum Baden werden den vielen unsicheren Schwimmern superneue Schwimmwesten in reichlicher Zahl angeboten. Mit seinen verschließbaren Müllbehältern, die auch verwendet werden, erinnert er uns an ähnliche Attraktionen in Kanada. Es bestand aber nicht die Gefahr von Bären, nur Schlangen, die wir jedoch nicht zu Gesicht bekamen, dafür Eidechsen, Vögel, Schmetterlinge aller Größen und Farben. Natürlich wurde auch gebadet. Mittlerweile gibt es zu jeder Badeplattform, insgesamt 4, auch Umkleidekabinen. Dafür, dass der See 47m tief ist und ca. 800m im Durchmesser, ist er unglaublich warm. Allerdings reichen wenige Schwimmzüge aus, um die kälteren Schichten nach oben zu transportieren. Natürlich haben wir uns ordnungsgemäß mit Namen vorgestellt, um den im See lebenden Geist zu besänftigen, sind wir doch durch das klare Wasser sehr gut von unten zu beobachten. Weißnasen sieht man nur wenige, dafür junge Khmer, die auch baden. Natürlich gehen sie in Anziehsachen in Wasser und wenn sie gerade das feine weiße Designerhemd und die glänzende trendige Hose anhaben auch damit. Es trocknet ja bei knapp 40°C relativ schnell auf dem Motorroller. Weißnasen in Badesachen, vor allem Frauen in Bikinis, werden "interessiert" angestarrt. Da wirkt Steffie in ihrem in Saigon gekauften Badedress relativ unauffällig. Nach einer Umrundung des Sees mit diversen Badestopps, wanderten wir wieder zurück zu unserer Eco-Lodge. Beim Abendbrot und Niederschreiben dieser Zeilen begleiten uns wieder die ohrenbetäubenden Urwaldgeräusche, die teilweise wie angeschaltet irre laut loslegen und dann wie ausgeknipst absterben. Das es sich um ein Vogelschutzgebiet handelt können wir nicht nur an den bunten Bildchen der hier gesichteten Vögel feststellen, 21 verschiedene Arten bis jetzt, der eine oder andere gefiederte Freund ließ sich auch von uns entdecken. Fast alle haben wir noch nie zuvor gesehen. Der Sonnenuntergang war wenig spektakulär, dafür der Weg zur "sunset-platform" - ein Naturpfad. Aufgebrochen ohne Taschenlampe hatten wir schon Sorge, falls es wirklich zu schnell dunkel wird, zurück zur Lodge zu finden.
Über den Tag war die Idee gereift, die nächste Tour mit 4-Rädern zu unternehmen, zu staubig sind die Pisten hier und für den Untergrund benötigt man gute Motorräder. Selbst Stefan, als leidenschaftlicher Motorradfahrer, verspürte nach jeder weiteren Staubwolke immer weniger Lust darauf. Um die Kosten zu reduzieren, boten wir Hugo, dem einzigen weiteren Gast an, uns zu begleiten. Mit dem Chef der Lodge legten wir Route und Startzeit fest. Obwohl er nur einen Jeep im Angebot hatte, offerierte er uns einen Camry, da in der Trockenzeit ein Jeep nicht notwendig und wir außerdem 10$ einsparen können.
Bei angeregter Diskussion mit Hugo über Gott, die Welt, Politik und Wirtschaft ließen wir den Abend ausklingen.

Sonntag, 28. März 2010

Rattanakiri

In die nordöstlichste Provinz, ca. 600km von Phnom Penh entfernt, nach Rattanakiri ging unsere Tour. Das ist für die örtlichen Verhältnisse sehr weit. 2003 hat Steffie mit einer alten Propellermaschine und ebenso alten Stewardessen 1,5h benötigt. Der örtliche Flughafen, besser Flugfeld, ist geschlossen und so gibt es nur eine Möglichkeit, die Straße, die aber in weiten Strecken nur als rote Lehmpiste bezeichnet werden kann. Daher ist die Trockenzeit auch die beste Reisezeit. Wenn es erst anfängt zu regnen, ist Rattanakiri nur noch mit einem großen Zeitaufwand und entsprechenden Fahrzeugen zu erreichen. Für die Busfahrt hat unser Reisebüro 12-14 Stunden veranschlagt, was aber durchaus mehr werden kann.
Als wir in unserem Deutschunterricht in der Heinrich-Böll-Stiftung von unserem Vorhaben erzählten, schlug Ratana sofort vor, einen Sitz in einem Van zu buchen. Die Kosten sind die gleichen, man benötigt aber nur 10-12 Stunden. Wir konnten uns diese Art zu reisen gut vorstellen, hatten wir doch auf unseren Reisen durch das Land immer die überladenen Vans gesehen, die manchmal nur noch mit geöffneter Heckklappe fahren konnten, so vollgestopft waren sie. Fast alle haben eine kleine Plattform am Ende angebaut, auf dem sperrige Güter, wie Mopeds u.ä. transportiert werden kann. 2 Stunden einzusparen und damit noch vor Sonnenuntergang anzukommen, war uns die Sache wert. Die Buchung konnten wir selbst nicht bewerkstelligen, da unser Reisebüro für so eine weite Strecke dieses Angebot nicht hat. Also besuchten wir am Montag Ratana, der für uns die Sitze buchte. Er organisierte alles in 2min, gab uns die Telefonnummern vom Eigentümer und vom Fahrer, die allerdings nur Khmer sprechen.
Noch vor unserem Wecker, 5.25 Uhr, kam ein Weckruf auf Khmer, wie wir später herausfanden von unserem Vanfahrer. Doch vorsichtshalber standen wir schon 5.50 Uhr auf der Straße. Es kamen nur die üblichen Moto- und Tuk-Tuk Fahrer, aber weit und breit kein Van zu sehen. Abfahrtzeit sollte 6.00 Uhr sein. Da wir mittlerweile wissen, dass die Zeit in Asien anders tickt, blieben wir auch die nächsten 10min ganz ruhig. Doch dann sahen wir Mien, unseren Tuk-Tuk Fahrer des Vertrauens und kamen auf die Idee, ihn den Vanfahrer anrufen zu lassen, um sicher zu gehen, dass das Fahrzeug kommt. Gut, dass man Menschen kennt, die die Landessprache sprechen. Auf diese Weise wurde schließlich der Van zu uns geleitet. Es war genau so ein Localvan, wie wir ihn uns vorgestellt hatten, nur nicht so überladen. Sogar einige Plätze waren noch frei. Als wir dann endlich um 7.30 Uhr Phnom Penh verließen, saß auf jedem "Platz" mindestens eine Person + Gepäck. Wir hatten das fragliche Glück uns die vordersten 4 Sitze mit einer Omi und ihren 2 Enkeln zu teilen. Zumindestens brauchten die 2 Kleinen nicht wirklich viel Platz, auch wenn man dafür mal einen kleinen tretenden Fuß erdulden musste. Der Van war klimatisiert und hatte sogar einen DVD-Player an Bord, der die beliebten Karaokevideos abspielte. Eine Abwechslung auf der endlos langen Strecke. Schlafen funktionierte nicht. Zum einen war es schwierig die richtige Lage zu finden, zum anderen wurde jedesmal, wenn man gerade eingeschlafen war Pause gemacht und alles wollte raus aus dem Fahrzeug. Je weiter wir uns von Phnom Penh entfernten, um so zügiger kamen wir voran, da der Verkehr nachließ, allerdings dann auch die Straße. Der Asphalt verschwand und sie wurde zur berüchtigten roten Lehmpiste, die dann und wann mit Walzen geglättet wurde. Die Brücken waren schmal und sahen nicht sehr vertrauenerweckend aus. Zu dem Zeitpunkt konnten wir uns nicht vorstellen mit einem Bus über selbige zu fahren.
So fuhren wir ca. 11 Stunden in den entlegenen Nordosten mit Ziel Ban Lung, der Provinzhauptstadt von Rattanakiri. Im Reiseführer liest man was von endlosen Urwäldern, unwegsamen, unerforschten Landstrichen in denen noch Tiger, Leopard, Elefant und Krokodil und vielleicht auch das praktisch als ausgestorben geltende Java-Nashorn Rückzugsgebiete haben soll. Traurige Tatsache ist, dass bereits 2003 große Flächen Urwald den Geld bringenden Plantagen weichen mussten und es seit dem eher schlimmer geworden ist, da große Straßenprojekte quer durch noch intakten Urwald führen. Und gibt es erst eine Straße, so folgen rechts und links die Kautschuk- und Cashewnussplantagen.
Noch immer leben hier 21 verschiedene ethnische Gruppen, mit unterschiedlicher Kultur und Sprache. Auf Grund der Grenznähe gibt es ebenfalls viele Laoten und vietnamesische Minderheiten. Die Khmer sind hier im eigenen Land in der Unterzahl, doch wie wir später erfahren sollten, unrechtmäßigerweise die Eigentümer des größten Anteils an Grund und Boden.
Die Geschichte der Provinz ist sehr wechselhaft. Bis Ende des 19. Jahrhunderts gehörte das Gebiet zu Laos. Die Franzosen teilten es während ihrer Kolonialherrschaft Kambodscha zu. Während des Vietnamkrieges ging der Ho-Chi-Minh-Pfad hier durch und so vielen amerikanische Bomben großflächig auf Rattanakiri. So ist es kaum ein Wunder, dass die Menschen hier besonders anfällig für die Propaganda der Khmer Rouge waren und sich leicht zu Soldaten rekrutieren ließen. Natürlich kam der Pol Pot Terror in seiner ganzen Grausamkeit auch über die indigenen Bergvölker. Systematisch versuchten die Roten Khmer die Jahrtausende alte Kultur zu zerstören und verboten Rituale und Zeremonien. Drei Viertel der Bevölkerung verlor ihr Leben. Nachdem die "Highlander" nach der vietnamesischen Befreiung zu ihrer traditionellen Lebensform zurückkehrten, kam die UNTAC und brachte mit TV, Video und Generator, sowie permanenter Werbung für die bevorstehenden Wahlen und für Demokratie, westliche Lebens- und Staatsform auch in die abgelegensten Regionen. Mittlerweile sind die alten Kulturen und Traditionen stärker bedroht als je. Skrupellose Geschäftsleute nehmen das Land in Besitz, holzen die Wälder ab und verführen die Jugend mit der Geisterwelt des Konsums. Wie die Heuschrecken sind Missionare, besonders religiöse Fanatiker, eingefallen und leisten mit subtilen Methoden ganze Arbeit, die letzten Reste des Natur- und Geisterglaubens zu verdrängen. Auch wir konnten Schilder entdecken, die weit oben an den Bäumen angebracht waren (damit sie nicht so leicht zu entfernen sind), die mit christlichen Phrasen warben. Sicher ist, die Minoritäten sind die Verlierer in ihrer eigenen Jahrtausenden alten Heimat.
Ban Lung erreichten wir als so ziemlich letzte Passagiere unseres Vans, da wir alle Anderen bereits an ihrem zu Hause abgeliefert hatten. Auch wenn dieses Prozedere nocheinmal unsere Reise verlängerte, war es für uns sehr interessant. Aus schlichten Holzhütten kam eine ganze Kinderschar, um ihren mit goldenen Ringen, Ketten, Uhren geschmückten Papa in Empfang zu nehmen. Besonders große Freude lösten die mitgebrachten "Toastbrote" aus Phnom Penh aus. Bei mancher Hütte hatten wir Sorge, dass sie den Tag übersteht, so sehr neigte sie sich bereits zur Seite.
Auch wir sollten bis vor die Tür gebracht werden, doch unsere erwählte Unterkunft, die Yaklom Hill Lodge, kannte unser Fahrer nicht. Vorsorglich hatten wir die Telefonnummer der Lodge abgespeichert. So genügte ein Telefonanruf, um sicher und bequem am richtigen Ort zu landen. Man erwartete uns bereits und bot uns an unseren Bungalow aufzusuchen oder erstmal ins Restaurant einzukehren. Nach dieser Fahrt entschieden wir uns ganz klar für ein kühles Bier.
Die Yaklom Hill Lodge liegt in mitten eines Stückchens Urwald. In ihm stehen 15 Hütten für die Gäste in traditioneller Bauweise weiträumig verteilt. Das Abendessen nahmen wir also mit Urwaldshintergrundgeräuschen, die auch ziemlich laut sein können, ein. Trotzdem eine willkommene Abwechslung zum Stadtlärm. Unsere Hütte ist fantastisch. Einfach, sauber und an alles ist gedacht. Der Raum ist liebevoll ausgeschmückt und für unwillkommene Besucher hängen traditionelle Armbrüste der "Highlander" griffbereit neben dem Bett. Strom ist hier keine Selbstverständlichkeit und so gibt es ihn nur per Generator von Sonnenuntergang bis 21.00 Uhr. Für die Zeit danach ist auf jeder Hütte ein kleines Solarpanel installiert, welches die jeweilige Hütte via Batterie mit Strom versorgt. So gibt es auch nach Abschaltung des Generators Licht und sogar ein Ventilator läuft über die Solaranlage. Zur absoluten Sicherheit bekamen wir noch eine Kerze in die Hand gedrückt, welche gleich in der ersten Nacht von einem Urwaldtierchen angeknabbert wurde.

Krieg und Marken, Krieg der Marken?

von Stefan
Hat mich doch mein Bruder unlängst darauf aufmerksam gemacht, dass wir ja hier eigentlich noch ein ganz anderes Ziel hatten, von dem er allerdings gar nichts mehr gehört hatte. Es ist ein wenig schwierig zu erklären. Als wir diesen Teil Asiens kennengelernt hatten, fiel uns sehr schnell ins Auge, dass ganz offen mit Raubkopien - sei es nun Filme, Musik oder auch Computerprogramme gehandelt wird. Wir können auf unseren Computern sehr gut auf kommerzielle Software verzichten, da wir nur noch mit freier Software auf Linuxbasis arbeiten. Da diese Programme heutzutage sehr gut sind, unterliegen wir keinen Einschränkungen an Funktionalität, Komfort und Service. Vor allem beruflich hatte uns dieses Thema beschäftigt. In der Gerichtsbarkeit Deutschlands ist der Lehrer juristisch belangbar, der im Unterrichtsraum gestohlene Software, inkl. Betriebssysteme verwendet. Die uralte Software von MS hatte noch nicht einmal das Eurozeichen bei Excel drin. Neue Programme oder sogar Betriebssysteme, waren finanziell nicht möglich gewesen. Die dazugehörige Hardware schon gar nicht. Unter den Umständen war ich froh, ein zusammenschraubbares modernes und flinkes Betriebssystem zu haben und das kostenfrei und legal. Zum anderen konnte ich meinen Schülern zeigen, wie sie auf ihrer alten und auch neuen Hardware zu Hause legale, moderne, flinke Software nutzen können. Warum nicht also den Kindern hier zeigen, dass es auch legale tolle Dinge gibt.
In Deutschland wird ein großes Unternehmen keine geklaute Software einsetzen. Die Gesetze sind da und werden auch angewendet, um diese Dinge abzustellen. Dort ist, zumindest was meine Beobachtungen bei meinen Besuchen in Firmen und Hochschulen angeht, ein eindeutiger Trend zu Linux und freier Software zu bemerken. Microsoft ist schlicht weg teuer.
Hier ist alles anders. In einem Land, in dem geklaute Software und DVDs in aller Öffentlichkeit und vor allem in ganz "normalen" Läden der Stadt für 1-3 $ verkauft werden, braucht man von einem finanziellen Druck nicht zu reden. Das Betriebssystem oder das Programm wird für wenig Geld erworben und keiner hat ein schlechtes Gewissen dabei. Es ist ja bezahlt. Hier werden ja noch nicht einmal die Gesetze richtig umgesetzt, die vorhanden sind. Da hat niemand ein Interesse daran ein internationales Handelsabkommen über Markenschutz abzuschließen und vor allem umzusetzen. Jeder profitiert ja in irgendeiner Weise von diesem Chaos. Westliche Marken zu besitzen ist ein Statusprivileg. Da gehört natürlich die Marke Microsoft dazu. Hier wird einfach übernommen und genommen. Moralische Bedenken diesbezüglich, die noch nicht einmal in der westlichen Welt vollständig ausgeprägt sind, darf man da nicht erwarten, zumal sie ja nicht gegen die religiösen und sonstigen ethischen Regeln des Landes verstoßen. Es wäre also völlig unverständlich einen Computer zu besitzen, der nicht das neue Win7 als Betriebssytem hat. Man konnte es sehr gut beobachten. Die gecrackten Versionen kamen in unserer Zeit in Kambodscha an. Es dauerte keine Woche, schon hatten alle Internetcafes umgerüstet, ob die Hardware dafür geeignet war oder nicht. Es war ein Statussymbol für die Inhaber. Sehr viele haben auch DELL-Rechner, auch sehr beliebt, weil bekannt. Linux kennen nur die Profis. Genutzt haben wir es hier noch nie gesehen. Wir zeigen unsere Computer bei jeder sich bietenden Gelegenheit. Das ist alles, was wir machen können, aber der finanzielle Druck, wie oben beschrieben, existiert ja nicht. Im Gegenteil, wenn man etwas benutzt was keiner kennt, heißt es ja automatisch, du kannst dir das Bekannte nicht leisten.
Wir fahren auch Fahrrad. Das machen nur die wirklich richtig Armen und ein paar Weißnasen. Es ist statusmäßig absolut unverständlich und regt auch immer zum verwunderten Schauen oder Lächeln an, wenn wir gesehen werden. Wenn wir Marie von der Schule abholen sehen wir richtig das Naserümpfen (meist innerlich). Da stehen dann die Fahrer der Kinder mit ihren laufenden Lexus oder MB500 Karossen, seit kurzem auch Rolls Royce, und fragen sich, was machen die mit ihren Fahrrädern da, und das nun schon seit einem 3/4 Jahr. Da sie selbst kaum Benzin bezahlen müssen, ist das noch nicht einmal eine finanzielle Frage, geschweige eine Umweltfrage.
Zu Schulen haben wir nach dem Studium der Situation vor Ort, offiziell keinen Kontakt mehr geknüpft. Die privaten Schulen sind gut ausgestattet. Die kosten auch selbst für unsere Verhältnisse sehr viel. Niemand würde unter den obengenannten Bedingungen sein Kind auf eine Schule schicken, die teuer bezahlt werden muss, wenn da nicht das gelehrt wird, was man unter westlicher Bildung versteht und da gehören nach ihrem Verständnis Produkte der Firma Microsoft dazu. Ländliche Schulen haben keinen Strom, auf jeden Fall nicht für Computer. Staatlichen Schulen allgmein zu helfen ist sehr fragwürdig. Die Lehrer werden kaum bezahlt, die Schulen schlecht ausgestattet, aber die Mächtigen, auch in der Regierung stopfen sich die Taschen voll. Es gibt hier kluge Menschen, die behaupten, dass man dann dem Staat die Verantwortung noch mehr abnimmt. Ich teile das sicher nicht ganz, aber es ist wie immer ein Funken Wahrheit darin.
Vielleicht ist die Situation mit der nach der Wende bei uns zu vergleichen, wo viele Ostprodukte nicht mehr gekauft wurden, da man ja jetzt Westen war. Die sagen sich, jetzt sind wir nicht mehr arm und nun leben wir, wie wir uns den Westen vorstellen. Das sie da zum Teil schon längst über das Ziel hinausgeschossen sind, bemerken sie gar nicht. Interessanterweise gibt es dazu nun auch öffentliche Gedanken. In einer der letzten Cambodian Daily wurde über das Problem diskutiert. Warum fährt hier eine Jahresproduktion von Lexus-Autos, warum lassen sich viele Khmer diese Riesenkisten aus Amerika einfliegen und bezahlen dafür 50.000$ plus 50.000$ Steuer. Unter Post War Syndrom könnte es eingeordnet werden. Nach so vielen Jahren Krieg wollen die Menschen leben und zeigen dass sie es sich leisten können. Luxus ist hier nichts verschämtes, sondern wird protzig vor sich hergetragen, gefahren oder getrunken. Endlich Frieden? Den Krieg führen jetzt KFC, Ferrero, Johnny Walker und co und haben ihn eigentlich schon gewonnen.
Ihr seht, eine so verworrene Welt, die durch die Welt (UNO, NGOs, GOs,...) verworren gemacht wurde, können wir nicht verändern. Die Übermacht ist zu groß.
Wir haben aber längst verstanden, dass wir die Welt nur zu Hause verändern können, so, wie wir das bis zu unserem wunderschönen Aufenthalt hier gemacht haben. Da gibt es viel zu tun, mehr als wir in unserem Leben verändern können.

Montag, 22. März 2010

20 Lebenspunkte

Was für ein ausgefülltes und erfolgreiches Wochenende. Wir spüren jeden Muskel in unserem Körper. Wie schon beschrieben starteten wir den Samstag mit einem Chinesisch Sprachkurs. Den Nachmittag verwendeten wir für die Suche nach einem Squash-Court. Im Internet konnten wir diverse Plätze ausmachen. Da Katrin und Toby vor einigen Jahren jedoch genau diese Hotels erfolglos angefahren waren, entschlossen wir uns zu einem "Kontrollgang" Auf die Frage, ob wir uns mal den Squash-Court ansehen können, antworteten die Rezeptionisten mit großen Augen. Abgesehen davon, dass es keinen gab, hatten sie wohl auch noch nie davon gehört. Mit Hilfe von Freunden, die schon sehr lange in Phnom Penh wohnen, wurden wir auf der Dachterasse eines Appartementhauses dann doch noch fündig. Ein Squash-Court, eine nagelneue Tischtennisplatte mit Zubehör, Billardtisch und Bar mit Riesen-TV, mehr als man braucht. Für Katrin und Toby bedeutet dieser Fund mindestens "20 Lebenspunkte", ein absoluter Gewinn an Lebensqualität. Zum Abschluss lieferten wir uns im einzigen Bowlingcenter Phnom Penhs einen Bowlingwettstreit, den in der ersten Runde Katrin für sich entscheiden konnte. Die zweite Runde ging an Stefan. Und mittenmang Theo, der nun schon mit Bowlingkugeln "jongliert". Zwischendurch genossen wir ein leckeres Eis bei Swensens und die ordentlich herunter gekühlte Luft, denn hier sind es heiße 37°C.
Gleich am Sonntagmorgen probierten wir den gefundenen Squash Court aus. Was für ein schönes schnelles Spiel und nach 10 min ist man auch gut verschwitzt und freut sich über eine Ablösung. Nach 2 Stunden Squash waren wir alle pitschenass, aber bei fast 40°C ist das das kleinste Problem. Da Marie immer noch nicht genug Sport hatte, setzten wir sie am Fitnesscenter ab, um uns der 2. Tagesaufgabe zu widmen, dem Kauf einer Bohrmaschine. In Deutschland würde man sich auf den Weg in den nächsten Baumarkt machen und maximal daran scheitern, dass Sonntag ist. Hier hat alles geöffnet, nur gibt es keine Baumärkte. Doch Märkte hat man hier auch und auf dem Orussay soll es tatsächlich auch Werkzeugmaschinen geben. Wir wurden erstaunlich schnell fündig und bissen uns gleich an guter deutscher Wertarbeit fest. Mussten allerdings feststellen, dass nicht eine Boschbohrmaschine wirklich in Deutschland hergestellt war. Wir konnten zwischen China, Malaysia oder Thailand wählen. Da man hier kauft wie gesehen und Garantie ein Fremdwort ist, ließen wir uns jedes Gerät vorführen und hörten fachmännisch auf den Sound, fühlten, wogen und rochen. Ja, ganz wichtig, so konnten wir so manche Maschine gleich aussortieren (wenn sie schon versmoked riecht). Nach langer Prüfung entschieden wir uns für einen gut nachgemachten, chinesischen "Bosch"bohrhammer mit 3 Bohrern und zwei Meißeln, den wir trotz mehrfachen Verlassens des Verkaufsstandes nicht unter 38$ bekamen. Zu Hause wurde er sofort ausprobiert. Er macht den Eindruck, dass er länger als 2 Jahre hält. Dann sind sowieso die Baumärkte in Kanada dran. Ergebnis, Theo hat ein neues Regal für seine Kuscheltiere.

Sonntag, 21. März 2010

Chinesisch

Wir wollen Chinesisch lernen! Da wir im April nach Yunnan reisen wollen, die südlichste Provinz Chinas, die zwar touristisch schon gut erschlossen ist, aber der Anteil der Englisch beherrschenden Bevölkerung erwartungsgemäß trotzdem eher gering ausfallen dürfte, hielten wir es für eine gute Idee. Lili, die neue Praktikantin der Heinrich Böll Stiftung, kommt,was für ein Glück für uns, aus Peking und war somit als potentielle Lehrerin auserkoren. Sie ist der großartigste Mensch, den wir jemals trafen. Schon nach der ersten Begegnung hatten wir das Gefühl sie ewig zu kennen. Sie ist so unkompliziert und offen und so wie es aussah auch bereit, unsere verrückte Idee mit zu machen. Wir verabredeten uns zum Frühstück. Zur Vorbereitung schickte sie erst einmal einige selbstaufgenommene Audiofiles per Mail, die uns schlichtweg zur Verzweiflung brachten. Es klang wahrlich Chinesisch, war aber bei mehr als drei Wörtern nicht zu reproduzieren. Und dann gings los. Kaum zu glauben, aber mit so warmer Unterstützung, gelang es uns recht schnell, erste Worte zu formen. Auch Mandarin hat eine sehr einfache Grammatik, vergleichbar mit dem Khmer. Kein Plural, keine Konjugation oder Deklination. Sie verzichten sogar auf solche Wörter wie "auf, durch, für, bei...". Und erst die Zahlen, keine komplizierten Elfs, Zwölfs, Zwanzig oder ... Man bildet alles aus den 10 Grundzahlen. So ist die Elf die Zehn Eins, die Zwölf die Zehn Zwei und die Zwanzig die Zwei Zehn. Jetzt muss man sich nur noch die Vokabeln merken. Einzige Komplikation, Mandarin ist eine tonale Sprache. Mal geht der Ton nach oben, mal erst nach unten dann nach oben oder nur nach unten. Wenn man das nicht beachtet, könnte es ein völlig anderes Wort ergeben. Ach ja und interessant ist noch, in China fragt man nicht wie geht es dir, sondern "Hast du Gegessen?". Man antwortet wahrheitsgemäß mit, ich habe oder ich habe nicht, was keine Einladung zum Essen zum Ergebnis haben soll.
Wir hatten jede Menge Spaß und können theoretisch die Zahlen von 1 bis 999, Grüßen, sagen wo wir herkommen und wie wir heißen, nach der Toilette fragen, nicht so scharfes Essen bestellen oder gar vegetarisch und uns bedanken. Klingt super. Falls es nicht funktioniert, haben wir ja noch die Audiofiles, die Lili uns zum Üben hergestellt hat, die können wir dann einfach vorspielen ;))

Freitag, 19. März 2010

Glückliches Asien

Jeder, der hier durch die Straßen fährt wird sehr schnell merken, dass die Botschaften an den Werbungen und Hausbeschriftungen nur der versteht, der in der Lage ist die Schriftsprache der Khmer zu lesen. Dazu gehören wir nicht. Also bleiben unsere Augen unweigerlich an den wenigen lateinischen Lettern hängen. Die Botschaft ist allerdings nur allzu deutlich. Wer einen richtig originellen Namen für sein Produkt finden will, nimmt etwas aus der Khmermythologie oder -geschichte. Wer es martialisch mag, benutzt auch schon mal den Namen des immer noch blutig umkämpften Tempels an der thailändischen Grenze.
Internationalität wird natürlich nur mit englischen Worten erreicht. Und da kann jeder sehen, Kambodscha ist ein glückliches Land. Unzählige Lucky's zeugen davon. Kambodscha ist aber auch ein goldenes Land. Und diesen Reichtum zeigt jeder gern, vor allem wenn die unsichere Währung lieber in solides Gold eingetauscht wird. Das wird am Straßenrand wir im Hochglanzgeschäft professionell abgewickelt. Natürlich hat alles mit einer naiven und durch geringe Sprachkenntnisse geprägte Herangehensweise zu tun. Das gab auch schon auf anderen Teilen der Welt und hat manchmal durchaus zum Erfolg geführt. Wer weiß heute noch, dass die Firma, die sich heute selbstbewusst LG nennt und hervorragende Elektronikartikel herstellt, eigentlich als LuckyGoldstar begonnen hat?
Bei so viel heiterem, glücklichen und goldenen Sonnenschein muss es natürlich auch eine tiefschwarze Seite geben. Natürlich gibt es sie und sie ist nicht nur schwarz sondern auch dunkelrot. Im Verhältnis der Khmer zu den Kinofilmen kann man sie gut erkennen. Es laufen in den hiesigen Kinos hauptsächlich nur einheimische Filme. Und da hat sich der Horrorfilm, der einfachsten, brutalsten und blutrünstigsten Form, als Kassenschlager entwickelt. Die Plakate sind so abschreckend, dass wir es uns nicht angetan haben dieses Erlebnis auf uns wirken zu lassen. Europäer, die es gesehen haben, konnten sehr tief in die immer noch vollständig traumatisierte Seele des Volkes schauen und haben nur den Kopf geschüttelt. Ganz entziehen konnten wir uns dem aber nicht. So lief ein anderes beliebtes Genre in den Busfahrten zu allseitigen Unterhaltung, KungFu-Filme. Es ist schon interessant zu sehen wie ein buntes Völkergemisch aus Jungen und Alten regiert, wenn auch hier am schönen sonnigen Mittag literweise Blut aus menschlichen Körpern fließt. Die Asiaten hatten jedenfalls ihren Spaß.

Donnerstag, 18. März 2010

100 Zeilen

"Next time I fail to do my homework I will be honest instead of lying my teacher. I like doing lines." Diese Worte, die so viel bedeuten wie "das nächste Mal erledige ich meine Hausaufgaben und bin ehrlich anstatt meinen Lehrer zu belügen, ich mag es Zeilen zu schreiben", hat Marie gestern Abend sage und schreibe 100mal zu Papier gebracht. 3 A4-Seiten Vor- und Rückseite beschrieben. 2 Stunden war sie damit beschäftigt. Zur Erinnerung, gestern war ihr langer Schultag, bis 17:30 Uhr. Die Geschichte dazu: Der überwiegende Teil der Klasse, so auch Marie, hatten die Hausaufgaben falsch gemacht. Einige haben dann beim Vortrag versucht zu schummeln und den eigentlichen Wünschen des Lehrers zu entsprechen. Ergebnis: alle mussten 100 Zeilen schreiben und natürlich die Hausaufgabe nocheinmal erledigen. Ein Angebot, mal mit dem Englischlehrer ein Wörtchen über Pädagogik zu sprechen, lehnte Marie ab. Obwohl sie sich gegen diesen Unsinn und eine Gruppenstrafe uns gegenüber auflehnte, verfasste sie in Schönschrift diese Strafarbeit und hofft inständig, dass auch alle anderen dem nachgekommen sind, denn sonst gibt es noch einmal mindestens 100 lines mit einem netten Text, natürlich für alle.
Man kann durchaus auch mit noch sehr viel mehr Zeilen bestraft werden, wenn man zum Beispiel die Klassentür verschließt, was ein beliebtes Spiel zwischen den Geschlechtern ist. Hinein kommt man dann nur mit Passwort, das selbstverständlich unbekannt ist. Allerdings bleibt Marie, wie durch ein Wunder, davor bewahrt, kniend um Einlass zu bitten. Dem blonden Mädchen wird sogar vom tollkühnsten Jungen die Tür geöffnet. Nur blöd, wenn man dabei erwischt wird, da der Klassenleiter von seinem Fachraum aus den Klassenraum einsehen kann.
Übrigens hatte alle Schüler die lines. Es wären sonst tatsächlich 250 geworden. Marie war so mutig in den Wust von Wörtern versteckte Botschaften ihres Unmutes unterzubringen. Der Lehrer hat alles eingesammelt. Mal sehen wie gut er die Seiten durcharbeitet.

Dienstag, 16. März 2010

ZOO

Wir hatten beschlossen den Nachmittagsbus nach Phnom Penh zu nehmen. So blieb uns ein ganzer Vormittag, um noch etwas zu unternehmen. Aber was? Alle Einkäufe waren erledigt. Nur der Ao Dai für Marie stand noch auf der Wunschliste. Ja, auch sie hat sich in das traditionelle "lange Kleid" der Vietnamesinnen verliebt. Er ist nicht ganz Grundlos ein Symbol für Grazie und Schönheit. Einen weißen Ao Dai tragen hier auch die Schulmädchen. Aus unserer Sicht die schönste Schuluniform, die wir je gesehen haben. Eigentlich war der Ao Dai im neuen Arbeiterstaat eher unschicklich. Doch ein Schuldirektor, der sowohl Gleichheit, als auch Grazie im Sinn hatte, legte den weißen Ao Dai als Uniform in seiner Schule fest. Innerhalb von nur sieben Jahren nahmen alle Schulen diese Idee auf. Ihr dürft also gespannt sein auf unsere "langen Kleider".
Nach einer Konsultation mit "Stefan Loose", unserem Lieblingsreiseführer, entschieden wir uns den Zoo und Botanischen Garten Saigons anzusehen. Nocheinmal besuchten wir unsere Lieblingsbäckerei und genossen die sündhaft teuren Leckereien.
Laut Stadtplan wäre es ein ganz schöner Marsch bis zum Zoo und Saigon hat doch so ein fantastisch ausgebautes Nahverkehrsnetz. Nur die Fahrpläne konnten wir nicht lesen. Also fragten wir in einem Reisebüro, wo man guter Hoffnung sein konnte, dass jemand Englisch sprach. Den richtigen Bus wusste man uns allerdings nicht zu nennen. Dafür versicherte man uns, dass es zwar für Vietnamesen zu weit zum Laufen ist, aber für uns Europäer kein Problem sein sollte. Natürlich lässt sich eine Stadt auch viel besser zu Fuß erkunden, aber bereits um 12.00 Uhr mussten wir aus unserem Guesthouse auschecken und so saß uns die Zeit im Nacken. Glücklicherweise gab es auch am Busterminal einen Fremdsprachler, der uns den richtigen Bus wies.
Der Zoo und Botanische Garten wurde 1864 von 2 Franzosen gegründet, einem Botaniker und einem Tierarzt. Er ist super schön direkt am Rach Lang Fluss angelegt. Die Bäume sind größtenteils richtig alt und vom Urwaldriesen bis zum Bonsai alles vertreten. Ein fantastischer Kakteengarten, der einem das Gefühl vermittelt eine Reise in die Wüste unternommen zu haben, so wie eine Orchideenhalle sind absolut sehenswert. Nach dem Studium unseres Reiseführers, sind wir mit gemischten Gefühlen hingegangen, beschreibt er doch die Tiergehege als "gänzlich abschreckend". Wir waren positiv überrascht. Die meisten Gehege sind großzügig, fantasievoll und sauber angelegt. Hier müsste man den Vergleich mit deutschen Zoos und Tiergärten nicht scheuen. Hauptattraktion ist auf jeden Fall ein Paar weißer Tiger, die nur durch eine Glaswand vom Publikum getrennt sind. Die Nilpferde waren die größten, die wir je zu Gesicht bekommen haben und noch nie zuvor haben wir sie einen Laut von sich geben hören. Es war ein sehr schöner, entspannter Ausflug. Für ein wenig Kultur sorgte die Den Hung Vuong-Pagode am Eingang des Zoos, die man augenscheinlich an einem anderen Ort abgebaut hatte, um sie hier zu errichten.
In einem super bequemen Bus mit richtigen Liegesitzen fuhren wir zurück nach Phnom Penh. Die Grenzübertritte waren absolut unkompliziert und bequem. Kein langes An-und Rumstehen. Alle Formalitäten wurden vom Reiseleiter durchgeführt, ja sogar unsere Einreisepapiere hatte er ausgefüllt, was aber zum Teil ganz schönen Nonsens ergab. Nach ca. 6 Stunden erreichten wir sie wieder, die alte Frau Penh.

Montag, 15. März 2010

Shoppingday

Dafür ist HCMC genau der richtige Platz, ein wahres Einkaufsparadies. Das Angebot ist vielfältig und sagenhaft preiswert.
Abgesehen davon, dass Marie, wie jedes Mädchen in ihrem Alter und darüber hinaus, shoppen als Hobby angeben würde, brauchte sie auch dringend ein paar neue Sachen. Nachdem sie ihre Sportschuhe auf dem Laufband wahrlich durchgelaufen hatte, aber unbedingt noch ein paar Kilometer schaffen möchte, standen Sportschuhe ganz oben auf der Liste. Hier bekommt man unter anderem Reebok zu einem Viertel des Preises, da sie in Vietnam gefertigt werden. Genauso verhält es sich auch mit North Face oder Jack Wolfskin. Wer hier nicht zuschlägt ist selber Schuld. Wir haben uns in eine Taschenmarke verliebt, von der wir bisher noch nie was gehört haben - Crumpler -. Dank World Wide Web wissen wir nun, dass es sogar Crumplershops in Berlin gibt. Crumpler ist eine australische Firma, die sich besonders um die Wünsche von Laptop und Kamerabesitzern sorgt. Die Rucksäcke haben stets ein Extrafach für die Kameraausrüstung und die Taschen eines für das Notbook. Auch der Werbeslogan "Sexy fine all the time" spricht für die Firmenphilosophie. Unsere Kaufentscheidung war sicher zum größten Teil von den äußeren Idealen bestimmt, aber Funktionalität, wasserdichtes Gewebe und Stabilität sind zusätzliche Argumente gewesen. Na jedenfalls haben wir jetzt alle 3 neue Schultaschen. Wir bereiten uns also langsam wieder vor...
Doch in Saigon kann man auch so unglaubliche Einkäufe tätigen, wie ein einzelnes Bikinioberteil. Da Marie für diese Knielangen Jungsbadehosen schwärmt, zu denen man aus verständlichen Gründen einfach keine Oberteile erhält, konnten wir auf diese Weise den stets sinnlosen Kauf einer Bikinihose vermeiden. Natürlich musste anprobiert werden. Da der Vorhang der Kabine von innen nach außen Marie zu durchsichtig war, erklärte sich der Verkäufer, wieder ein Mann, sofort bereit seinen Laden zu verlassen, damit unsere Prinzessin sich unbeobachtet umkleiden konnte. Dass man sie von außen gar nicht sehen konnte glaubte sie zur Vorsicht lieber nicht.
T-shirts gibt es wie überall in Asien in Hülle und Fülle. Natürlich vietnamesisch für den Touristenmarkt, also mit rotem Stern, gelben Drachen oder dem Slogan "Good Morning Vietnam" und und und. Aber in diesem Shop kaufte man Unikate. Jedes Shirt handbemalt. Nicht nur das, gleichzeitig unterstützt man einen Künstler, der seinen rechten Arm verloren hat.Maries Liebe zu "Pasta el Alfredo" lässt uns zu Stammgästen avancieren und den Unterschied merkt man schon. Auch wenn der Restaurantwerber uns französisch begrüßt, zu mindestens ist ihm aufgefallen, dass wir keine English native speaker sind, die Bedienung ist geradezu familiär.
Beim "Gute Nacht Bier" lernten wir ein Pärchen aus Quebec kennen, die gern auch mal durch Europa oder selbst Kanada reisen würden, aber für den gleichen Preis dann doch lieber wieder Asien, 4 Monate, machen. Diese beiden erzählten uns auch die traurige Geschichte von unserem kindlichen Feuerschlucker. Der Junge, vielleicht in Maries Alter, kaute tapfer auf glühenden Korken herum, verschluckte augenscheinlich scharfe Rasierklingen und spuckte und schluckte Feuer. Seine Einkünfte sichern ihm sein eigenständiges Überleben, nachdem beide Elternteile eine Haftstrafe verbüßen.
Gemeinsam teilte man sich hier geröstete Erdnüsse und Maronen, eine fantastische Atmosphäre. Wir kamen auch noch mit zwei jungen Frauen ins Gespräch, die aus Australien und Bosnien Herzegowina stammen und auch der Vietnamese am Nachbartisch stellte sich vor. In dieser Straßenkneipe kann man das Bier in 1l Plastikflaschen, frisch gezapft und noch billiger erhalten. Es soll ganz entgegen des äußeren Scheins kalt und lecker sein. Wir hatten leider schon Saigon green bestellt und werden es das nächste Mal probieren.

Sonntag, 14. März 2010

Strandtag

Wie immer viel zu früh wach. Selbst für die Restaurants mit Frühstücksangebot. Man scheint sich hier dem Urlaubszeitgefühl der Touristen angepasst zu haben. Aber das Scherengitter des Restaurants, welches wir gestern Abend besuchten, war schon einen Spalt geöffnet. Die Chance ergriffen wir und natürlich war man froh über die, wenn auch sehr frühen, Gäste. Bis um 13.00 Uhr nur entspannen und lesen, Sonne und Meer genießen. Wobei das Meer hier eher enttäuschend war. Schmutzig und so viele tote Fische. Es ist eben eher ein Fischerdorf geblieben, auch wenn es nach außen wie ein Badeort wirkt. Die Bucht ist voll mit Fischerbooten. Hier wird die bei allen Asiaten beliebte und aus der asiatischen Küche nicht wegzudenkende Fischsoße "Nuoc mam" hergestellt. Dazu werden kleine Sardinen zusammen mit Meersalz in Holzfässer eingelegt. Dadurch, dass die Fischlein nicht allzu viel Fleisch auf den Gräten haben, kommt es zur gewünschten Gärung. Während dieses Vorganges entsteht eine braune dünnflüssige Soße, die wieder auf die Fische gegossen wird. Nach etwa 6-12 Monaten ist die "Nuoc mam" fertig. Als Seele der asiatischen Küche dient sie Dank ihres hohen Salzgehaltes als Geschmacksverstärker und ist auf Grund ihres hohen Proteingehaltes und dem Vitamin B sehr gesund. Fischsoße wird schon seit Jahrhunderten so hergestellt und fand als Lebenselixier Einzug in alte Volkslieder. Auch in unseren Breitengraden war diese Art der Soßenherstellung mal bekannt. Die alten Griechen und Römer nannten sie "Garum". Die vielen kleinen Fabriken sind besonders im Nachbarort Phan Thiet zu sehen und zu riechen. Für uns Fischverweigerer reicht schon der Geruch und der Magen verweigert sich.
Was uns in Mui Ne besonders auffiel, waren die vielen russischen Badegäste. Der ganze Ort hat sich auf diese Touristen besonders eingestellt. Überall kann man die Angebote auf russisch lesen und viele Restaurants werben mit russischen Speisekarten.
Am Nachmittag wurden wir vor unserer Lodge von einem fast leeren Bus nach HCMC aufgelesen. Um so näher wir Saigon kamen, um so dichter wurde der Verkehr. Obwohl der Busfahrer alle Möglichkeiten ausschöpfte und unermüdlich seine Hupe betätigte, brauchten wir mehr als 5 Stunden zurück.
Zielstrebig steuerten wir unser, besser Maries, Lieblingsrestaurant an, um ein weiteres Mal hausgemachte Nudeln in einer leckeren Käsesoße zu vertilgen. Die ganze Busfahrt hatte sie sich schon darauf gefreut. Allerdings auch auf den Zirkus, der unweit unserer Unterkunft sich fest niedergelassen hat. Doch leider mussten wir feststellen, dass es nur noch am Wochenende Vorstellungen gibt. Schade, die Chance hatten wir verpasst.

Freitag, 12. März 2010

Mui Ne

Ausgerüstet mit leckerem Gebäck vom Straßenstand (1000VND/Stück ca 5cent) und Cappuccino begann unsere Fahrt nach Mui Ne pünktlich um 8.00 Uhr. Lange Zeit begleiteten uns die Ausläufer von HCMC. Die anschließenden kleineren Orte schienen hauptsächlich christlich geprägt, da wir nicht nur viele, teilweise riesengroße Kirchen erblickten, sondern auch Marien- und Jesusfiguren an einer Vielzahl von Häusern. Diese überlebensgroßen Figuren standen auf den Balkonen oder Dachterassen. Manchmal als Gruppe von Heiligen. Kurz vor der Küste veränderte sich die Flora. Bedingt durch die anhaltende Trockenheit, selbst in der Regenzeit fällt kaum nennenswerter Regen, wachsen hier besonders gut Kakteengewächse. So konnten wir große Drachenfruchtplantagen entdecken. Maries Kommentar dazu: "Sieht aus wie Erdbeerfelder bei uns." Die Drachenfrucht ist die Frucht einer Kakteenart, die ca 1,50m hoch wird und von weitem wie Trauerweiden wirken. Drachenfrüchte kann man auch in Deutschland kaufen und es würde uns nicht wundern, wenn sie aus Vietnam stammen. Sie haben eine auffallende pinkfarbene Schale, die in ihrer Form an einen Drachen erinnert. Im Inneren befindet sich weißes Fruchtfleisch durchsetzt von kleinen schwarzen Kernen. Der Geschmack ist nicht so umwerfend, wir würden sagen, sie hat keinen Geschmack. Es gibt auch eine Sorte, die pinkfarbenes Fruchtfleisch hat. Die hat uns besser geschmeckt, sie war viel süßer.
Ca. 13.00 Uhr erreichten wir Mui Ne, ein Badeort, dem das ehemalige arme kleine Fischerdörfchen nicht mehr anzusehen ist. Die Mui Ne Lodge, eine winzige Oase in der Wüste der Luxusressorts, war unser erster Anlauf und ein Treffer. Ein Bungalow direkt am Strand, ganz hell, freundlich und sauber für 25$. Die ganze Anlage ist zauberhaft gestaltet und schattig. Allerdings hatten wir den Eindruck, dass sie schon mal bessere Zeiten erlebt hat. Die Internetecke war verweist und in der Küche tummelten sich die Katzen. Man konnte zwar noch alte Speisekarten finden, aber das Restaurant wurde schon lange nicht mehr geführt. Da die gesamte andere Straßenseite sich dem leiblichen Wohl der Badegäste verschrieben hat, war für uns dieser Ort perfekt. Es passte gut in unseren Zeitplan, dass gleich zwei fahrbereite Mopeds inklusive Helme zum Mieten parat waren (140000VND für beide den halben Tag). So machten wir uns sofort auf den Weg zu den Dünen. Die Wegbeschreibung im Reiseführer klang so einfach, doch da man auf Straßenschilder weitgehend verzichtet hat, drehten wir in Mui Ne ein paar extra Runden. Die Küstenstraße ist sehr gut ausgebaut und nicht nur für vietnamesische Verhältnisse leer. Zeitweise waren wir die einzigen Fahrzeuge auf diesem Highway. Nur ab und zu überholten uns Jeeps, die uns die Sicherheit vermittelten noch auf dem richtigen Weg zu sein, da Jeeptouren zu den Dünen eine beliebte Touristenattraktion sind. Obwohl uns ein ausreichender Tankinhalt zugesichert wurde, war mitten im Nirgendwo für eine der Maschinen die Fahrt zu Ende. Stefan fuhr zurück zum letzten Ort und brachte einen BEUTEL voll Benzin, das wahrscheinlich das teuerste Benzin war, das wir je gekauft haben. 1 Liter für fast 2€, der sonst in Vietnam nicht mal 0,70€ kostet. Habt ihr schon einmal versucht einen Beutelinhalt in eine kleine Tanköffnung zu bekommen? Spannend.Die weiße Düne war wirklich sehr beeindruckend. Schön wie gemalt und von einem See, den Ban-Ba See oder auch "Lotussee" oder "weißer See" begrenzt, der wohl bald nicht mehr existieren wird. Ein kleines Stück Sahara. Strahlend weißer feiner Sand und meterhohe Dünen. Kinder boten Plastikunterlagen an, mit denen man die Hänge hinunter rutschen konnte. Mit einem Ritt auf einem Pony konnte man seinem Nachwuchs den erschwerlichen Aufstieg ersparen. Wenn man dann den Kamm einer solchen Düne bestiegen hatte konnte man hinaus aufs Meer blicken. Wir genossen die ideale Zeit, den späten Nachmittag. Die Sonne senkt sich und der Sand ist nicht mehr heiß, so dass man ihn barfuß genießen kann. Allerdings muss man sich jetzt diese Sandberge mit den vielen Jeeptouristen teilen.Auf der Rücktour packten wir die Gelegenheit beim Schopfe und lösten unser Versprechen ein, Marie in die Künste des Mopedfahrens einzuweihen. Eine einigermaßen abgelegene Straße war schnell gefunden. Unser kleines Naturtalent wollte gar nicht mehr aufhören und am liebsten alleine. Das dürfte wohl ihr "schönstes Ferienerlebnis" gewesen sein.
Letzter Stopp, bevor die Sonne im Meer versinkt, die roten Sanddünen. Diese von ihrem eher rötlichen Sand gekennzeichneten Dünen liegen ganz Nahe der Strände von Mui Neh. Wir kamen gerade rechtzeitig, um die vielen Touristen zu bestaunen, die auf das perfekte Foto warteten. Die Szenerie wirkte so etwas von Langweilig, dass wir, um zu spüren, dass wir noch leben, ordentlich in diesem herrlich großen Sandkasten herum tollen mussten. Wir rannten die Dünen hinunter und boten uns als alternatives Fotoobjekt feil. Selbst Marie "spielte" mit.Bei so viel Highlights war das Essen auf der Strecke geblieben. Mit entsprechend hängendem Magen kehrten wir in eines der vielen Restaurants der anderen Straßenseite ein. Sofort wurde unsere Tochter belagert. Woher, wie alt und soooooo hübsch.
Nach einem wirklich leckerem Mahl befreiten wir uns aus der "herzlichen Umarmung" und kehrten in einen extrem runtergekühlten Bungalow ein. Obwohl man uns den Bungalow ohne Klimaanlage verkauft hatte, ließ sich selbige eher nicht abschalten. Marie fand es wundervoll, besonders, dass man sich so herrlich unter die dicken Bettdecken kuscheln konnte.